Polnische Plakatkunst in der Bundesrepublik der Nachkriegszeit
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Begleitend zu den Ausstellungen leisteten auch Zeitschriften und Buchpublikationen Vermittlungsarbeit in der Bundesrepublik. Besonders engagiert war der Bund deutscher Gebrauchsgraphiker, der in seiner bereits erwähnten Zeitschrift „Gebrauchsgraphik“ regelmäßig über polnische Plakatkunst berichtete. Gleiches gilt für die legendäre Monatsschrift „Polen“ des Warschauer Polonia-Verlags; sie erschien in mehreren europäischen Ländern, darunter auch in einer west- und einer ost-deutschen Ausgabe, und erfreute sich in der Bundesrepublik schon aufgrund ihrer erfrischenden Aufmachung einer breiten Leserschaft. (Abb. 18)
Hinzu kamen verschiedene Buchpublikationen, darunter der Band „Polnische Plakatkunst“ von Józef Mroszczak, der 1962 in deutscher Sprache erschien, einführende Beiträge von Jan Lenica und Jan Białostocki enthielt und mit Beispielen von über 40 Künstlern ein breites Panorama zeitgenössischer polnischer Plakatkunst entfaltete.[14]
Gegen Ende der 1960er Jahre verebbte die Polnische Welle in der Bundesrepublik allmählich. Dafür wurde im Dezember 1970 im Zuge der Neuen Ostpolitik unter Willy Brandt der Warschauer Vertrag unterzeichnet, der die Grundlagen schuf für die Normalisierung des polnisch-bundesdeutschen Verhältnisses und die Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Damit wurden auch die kulturellen Kontakte unter neue Vorzeichen gestellt und eine neue, kleine polnische Welle ausgelöst.
Polnische Plakate und Plakatkünstler erfreuten sich weiterhin ungebrochener Popularität (auch wenn ihre Qualität in den Augen mancher Kritiker „ihren Zenit überschritten“ hatte[15]), aber auch die zunehmende Musealisierung setzte sich fort. So war gleich eine der ersten Ausstellungen des neu gegründeten Deutschen Plakatmuseums in Essen 1971 „Vier polnischen Plakatkünstlern“ gewidmet, nämlich Roman Cieślewicz, Jan Lenica, Józef Mroszczak und Henryk Tomaszewski.[16] Auch die große Retrospektive „Polnische Plakate der Nachkriegszeit“ in der Neuen Sammlung München von 1984 wurde komplett aus den eigenen Beständen zusammengestellt.[17]
Neue Namen und neue Bildsprachen kamen in den 1970er und 1980er Jahren hinzu, vor allem Plakate von Franciszek Starowieyski (1930-2009) waren in dieser Zeit gefragt. (Abb. 19-20)
Daneben blieben weiterhin einige der Plakatkünstler in der Bundesrepublik präsent, die bereits seit den späten 1950er und frühen 1960er Jahren regelmäßig auf Ausstellungen vertreten gewesen waren, allen voran Roman Cieślewicz[18] und Jan Lenica. Vor allem Lenica blieb der Bundesrepublik eng verbunden. Er hatte sich dort inzwischen nicht nur als Plakatkünstler einen Namen gemacht, sondern auch als Trickfilmkünstler, Bühnenbildner und Kinderbuchillustrator, wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. bereits 1965 mit dem Bundesfilmpreis sowie 1980 mit dem Plakatpreis der Stadt Essen; auch war er an der Plakat-Edition „Olympia“ für die Olympischen Spiele in München 1972 beteiligt (s. Abb. 17 oben); 1979 erhielt er die neu geschaffene Professur für Animationsfilm an der Kunsthochschule Kassel, und auch als Gestalter von Postwertzeichen für die Deutsche Bundespost (etwa zum Internationalen Friedensjahr 1986) hinterließ er Spuren in der westdeutschen Gebrauchsgrafik-Landschaft. (Abb. 21)
[14] Józef Mroszczak, Polnische Plakatkunst, Wien und Düsseldorf 1962.
[15] FAZ, 24.7.1972, S. 22.
[16] „Vier polnische Plakatkünstler“, Essen, Deutsches Plakatmuseum, 1.-30.9.1971.
[17] „Polnische Plakate der Nachkriegszeit. Eine Auswahl aus den verborgenen Depots“, München, Die Neue Sammlung, März-Mai 1984.
[18] Cieślewicz z. B. widmete das Deutsche Polen-Institut 1984 eine Retrospektive in der Kunsthalle Darmstadt: „Roman Cieslewicz: Plakate, Affiches, Posters, Collages“, Darmstadt, Kunsthalle, 30.9.-11.11.1984.