Die Vortragsreihe „Kultur und Geschichte der Pol:innen in Deutschland“ findet in Zusammenarbeit mit der Stiftung Geschichte des Ruhrgebiets im Haus der Geschichte des Ruhrgebiets und ist allen Interessierten zugänglich.
Der Vortrag findet statt im:
Haus der Geschichte des Ruhrgebiets
Clemensstraße 17-19
D-44789 Bochum
(Die Vorträge finden – sofern nicht anders angegeben – auf Deutsch statt. Die Veranstaltungen sind kostenfrei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.)
Vor dem Ersten Weltkrieg lebten ungefähr 500.000 Menschen mit polnischer Muttersprache im Ruhrgebiet. Abgesehen von protestantischen Masuren, waren die meisten dieser Zuwanderer:innen katholisch. Ihre Religiosität beinhaltete nationalpolnische Elemente etwa die Verehrung der Madonna von Tschenstochau oder des heiligen Stanislaus Kostka. Infolgedessen kam es im Kaiserreich häufig zu Konflikten mit der preußisch-deutschen Obrigkeit und zu Spannungen innerhalb von vielen Kirchengemeinden.
Der Bildvortrag hinterfragt den Quellenwert der sakralen Überlieferung im Ruhrgebiet: Inwieweit spiegeln die gründerzeitlichen Gotteshäuser und ihre Ausstattung Revier-Geschichte wider, in kultureller, sozialer und politischer Hinsicht? Inwieweit sind sie Erinnerungsorte an die zugewanderten Ruhrpol:innen? In den Blick genommen wird dabei bereits die spezifische „christozentrische“ Architektur zahlreicher Kirchen, die eine Integration von Menschen unterschiedlicher Sprache und Nationalität fördern sollte. Vor allem aber werden Gemälde, Missionskreuze, liturgisches Gerät, Farbfenster und Vereinsfahnen vorgestellt, die den Kirchengemeinden um 1900 in großer Zahl von polnischen Katholik:innen gestiftet worden sind. Vieles davon wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört oder während der deutschen Wirtschaftswunderjahre entsorgt. Der verbleibende Rest verdient die Aufmerksamkeit der Geschichtswissenschaft!
Der Referent, Dr. Thomas Parent, schloss 1980 sein Geschichtsstudium an der Universität Köln mit einer Dissertation über „Passiven Widerstand im preußischen Verfassungskonflikt“ ab. Nach erster Museums- und Ausstellungstätigkeit in Köln und Essen amtierte er 1983-2013 als Stellvertretender Direktor an den LWL-Museen für Industriekultur. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehört u.a. die deutsch-polnische Geschichte, sowohl für das Ruhrgebiet als auch für Oberschlesien.