Die Kinder vom Bullenhuser Damm
Mediathek Sorted
Surcis Goldinger, die 1934 oder 1935 in Polen geboren wurde, ist mit Nachnamen, Alter, Geschlecht und ihrer Herkunft aus Polen auf jener Liste vermerkt, die Henry Meyer im „Rapport fra Neuengamme“ publizierte. Ein Mädchen ihres Namens ist auch auf der Liste eines Transports vermerkt, der am 3. August 1944 von einem NS-Zwangsarbeitslager in Ostrowiec Świętokrzyski in Polen nach Auschwitz ging. Surcis war zu diesem Zeitpunkt etwa zehn Jahre alt.
Riwka Herszberg, geboren am 7. Juni 1938 in Zduńska Wola in der polnischen Wojewodschaft Łódź, war die Tochter von Mania und Mosze Herszberg, dem Geschäftsführer einer kleinen Textilfabrik. Die Familie wurde im Sommer 1944 über das von den Nationalsozialisten in Piotrków eingerichtete Sammellager in das KZ Auschwitz deportiert, wo Riwka und ihre Mutter im Frauenlager interniert wurden. Der Vater wurde im Januar 1945 ins KZ Buchenwald gebracht und dort drei Monate später ermordet. Nachdem die Mutter am 23. November 1944 in ein KZ-Außenlager in Lippstadt überstellt worden war, wurde ihre Tochter fünf Tage später in das KZ Neuengamme transportiert. Sie war zu diesem Zeitpunkt sechs Jahre alt. Mania Herszberg überlebte das Kriegsende und emigrierte später in die USA.
Alexander und Eduard Hornemann (Abb. 2 . , 3 . ) stammten aus Eindhoven in den Niederlanden. Eduard wurde am 1. Januar 1933, Alexander am 31. Mai 1936 geboren. Der Vater Carl Philip Hornemann arbeitete bei der Elektro- und Radiogerätefirma Philips. Ab 1941 versteckte sich die Mutter Elisabeth mit ihren Söhnen auf verschiedenen Bauernhöfen. Als die rund 100 jüdischen Angestellten der Firma 1943 in das Konzentrationslager Herzogenbusch bei Vught verschleppt wurden, folgte Elisabeth ihrem Mann mit den Kindern. Die Familie wurde am 3. Juni 1944 ins KZ Auschwitz deportiert. Eduard war zu diesem Zeitpunkt elf, Alexander acht Jahre alt. Nachdem die Mutter im September an Typhus gestorben war, wurden Eduard und Alexander in die Kinderbaracke verlegt und am 28. November 1944 nach Neuengamme gebracht. Der Vater kam später in das Konzentrationslager Dachau und starb am 21. Februar 1945 auf einem Transport ins KZ Sachsenhausen.
Marek James (Abb. 4 . ) aus Radom in Polen wurde am 17. März oder 17. April 1939 geboren. Seit der Einrichtung des Gettos von Radom durch die deutschen Besatzer im März 1941 mussten seine Eltern Adam und Zela mit ihm dort leben und kamen 1943 wie Mania Altmans Familie ins Zwangsarbeitslager Pionki. Von dort wurden sie im Sommer 1944 ins KZ Auschwitz deportiert, wo Marek von seiner Mutter getrennt wurde. Er war zu diesem Zeitpunkt fünfeinhalb Jahre alt. Die Mutter überlebte das Kriegsende im Frauen-Außenlager des KZs Groß-Rosen im böhmischen St. Georgenthal/Jiřetín, der Vater in den Außenlagern Glöwen und Rathenow des KZs Sachsenhausen. Sie lebten anschließend in Süddeutschland, bekamen einen weiteren Sohn und emigrierten 1949 in die USA.
Walter Jacob Jungleib (Abb. 5 . ) kam am 12. August 1932 im slowakischen Hlohovec als Sohn des Goldschmieds und Uhrmachers Arnold Jungleib und seiner Frau Malvina, geborene Frieder, zur Welt, die schon die zweijährige Tochter Grete hatten. Die Eltern besaßen ein Juweliergeschäft. Im Zuge der Judenverfolgung musste die Familie ab 1942 mehrfach umziehen und wurde über das Durchgangslager Sered’ in der Westslowakei im Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert und dort getrennt. Walter war zur diesem Zeitpunkt zwölf Jahre alt. Der Vater starb später im Konzentrationslager Mauthausen. Die Mutter wurde wie die von Riwka Herszberg am 23. November 1944 in ein KZ-Außenlager in Lippstadt überstellt, wo sich ihre Spur verliert. Grete überlebte den Holocaust und lebt in Israel nahe Tel Aviv.
Lea Klygerman (Kligerman) wurde am 28. April 1937 in Ostrowiec Świętokrzyski in Polen geboren. Aus dem dortigen NS-Zwangsarbeitslager wurden sie und ihre jüngere Schwester Rifka zusammen mit ihrer Mutter Ester, geborene Herczyk, wie Surcis Goldinger am 3. August 1944 nach Auschwitz deportiert. Lea war sieben Jahre alt und wurde am 28. November des Jahres ins KZ Neuengamme gebracht. Über das Schicksal von Rifka ist nichts bekannt. Der Vater Berek Klygerman wurde aus dem 40 Kilometer südwestlich von Radom gelegenen NS-Zwangsarbeitslager Bliżyn, einem Außenlager des Konzentrationslagers Majdanek, nach Auschwitz deportiert, kam im Oktober 1944 in das KZ Sachsenhausen und später ins KZ Buchenwald, wo er im Februar 1945 starb. Ester Klygerman überlebte und kehrte nach Polen zurück. In den 1970er-Jahren wanderte sie nach Israel aus und heiratete erneut.