Jeremias Falck
Während der Zeit Danzig entstehen ausschließlich Arbeiten, die einen engen Bezug zur Stadt haben, darunter die einzigen architektonischen Darstellungen des Künstlers sowie Buchtitel und Porträts. Anlässlich eines Besuchs des gerade vermählten polnischen Königspaars Władysław IV. Wasa und Ludowika Maria Gonzaga werden in Danzig drei prunkvolle Ehrenpforten errichtet, die der Danziger Stadtmaler Adolf Boy (1612-1680?) entwirft. Sowohl Falck als auch Willem Hondius überliefern sie durch Kupferstiche.[6] Falck zeigt einen kleinen Triumphbogen mit den Figuren von Atlas und Herkules. In einem Regenbogen darüber ist die Stadt Danzig mit einer strahlenden Sonne zu sehen. Boy ist als Zeichner der Darstellung vermerkt, Falck signiert erstmals mit dem Zusatz „Polonus“ (Block 192, Abb. 30). Auf einem weiteren Blatt sind die Rundbilder der seitlichen Sockel detailliert ausgeführt (Block 193). Die zweite Ehrenpforte besteht aus zwei schlanken Pyramiden mit einem Gehänge aus Blumen und Früchten und einem fliegenden gekrönten Adler, flankiert von Skulpturen, die Apollo und Diana darstellen (Block 194, Abb. 31). Auch in diesem Fall sind die Sockelbilder detailliert auf einem weiteren Blatt überliefert (Block 195). Die Kupferplatten zu beiden Ehrenpforten befanden sich zu Blocks Zeit im Danziger Rathaus. Die dritte Ehrenpforte ist durch ein Titelblatt bekannt, das Falck zu einer Beschreibung dieses temporären Bauwerks von Andreas Scato sticht, die 1646 in Danzig erscheint. Die seitlichen Säulen mit den Provinzialwappen tragen zwei weibliche Genien, links die des Sieges mit dem polnischen, rechts die des Friedens mit dem schwedischen Wappen. Dazwischen halten sie das von einem Lorbeerkranz gerahmte Porträt König Władysław IV. Am Fuß der Pforte kauern die gefesselten Geiseln der von Władysław unterworfenen Völker (Block 196, Abb. 32).
1647 sticht Falck das Titelkupfer zu einem Buch mit Reden des polnisch-litauischen Staatsmanns Jerzy Ossoliński (1595-1650), die dieser in diplomatischer Mission der polnischen Könige Sigismund III. Wasa (1595-1632) und Władysław IV. Wasa (1595-1648) vor Papst Urban VIII. (1568-1644) und weltlichen Herrschern gehalten hat. Ossoliński, seit 1630 Großschatzmeister der polnischen Krone, wird 1633 von Papst Urban zum Fürsten von Ossolin, 1634 von Kaiser Ferdinand II. (1578-1637) zum Reichsfürsten ernannt. Er unterzeichnet 1635 in Preußen den Friedensvertrag von Stuhmsdorf zwischen Polen und Schweden und schließt 1636 auf dem Reichstag von Regensburg den Ehevertrag zwischen Władysław IV. und dessen erster Ehefrau, Cäcilia Renata von Österreich. 1641 reist er erneut zum Papst nach Rom, um dort die Pläne der polnischen Außenpolitik zu erörtern. Der Kupferstich, den der polnische Historiker und Publizist Józef Ignacy Kraszewski (1812-1887) Falck zugeschrieben hat, zeigt Ossoliński, wie er vor dem Papst kniet. Das Buch gibt der Buchhändler und Verleger Georg Förster (1615?-1660) in Danzig heraus (Block 203, Abb. 33). Im selben Jahr sticht Falck das Titelkupfer zu dem Werk „Selenographia sive Lunae Descriptio“ (dt. Selenographie oder die Beschreibung des Mondes) von Johannes Hevelius (1611-1687). Es enthält die erste auf eigenen Beobachtungen des Astronomen basierende Kartographie des Mondes und ist Władysław IV. gewidmet. Das Titelblatt zeigt zu beiden Seiten der Schrift die Astronomen Galilei und Alhazen, am Sockel eine Ansicht der Stadt Danzig und das Danziger Wappen. Es wird von Boy gezeichnet, von Falck mit dem Zusatz „Polonus“ als Stecher signiert und erscheint in Danzig bei dem Buchhändler und Verleger Andreas Hünefeld (1606-1652, Block 197, Abb. 34). Eine Doppelseite später folgt in dem Band ein Porträt von Hevelius, das Falck nach einem Gemälde des Danziger Malers Helmich van Tweenhuysen II. (auch Twenhusen oder Iwenhusen, 1598/1604-1673) sticht und das auch als Einzelblatt vorkommt (Block 245, Abb. 35). Im selben Jahr entsteht ein Porträt von Friedrich Wilhelm Markgraf von Brandenburg (1620-1688) vermutlich nach einem Gemälde von Govaert Flinck[7] (1615-1660) und von Förster in Danzig verlegt (Block 237, Abb. 36). Im Jahr darauf folgt ein Bildnis des lutherischen Theologen und Pastors an der Marienkirche in Danzig, Daniel Dilger (1572-1643), nach einem Gemälde des Danziger Malers Salomon Wegner (um 1580-um 1649, Block 230, Abb. 37).
[6] Willi Drost: Boy, Adolf in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 494 f. https://www.deutsche-biographie.de/gnd129238635.html#ndbcontent
[7] Ein etwas späteres, aber verblüffend porträtähnliches Halbfigurenporträt von Govaert Flinck aus dem Jahr 1652 befindet sich in der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, http://www.fotothek.spsg.de