Jeremias Falck
Dass Jeremias Falck seine erste Ausbildung in der Kunst des Kupferstichs von Willem Hondius erhielt, ist nicht belegt, scheint aber aufgrund der familiären Verbindungen und der stilistischen Nähe von Falcks Porträtdarstellungen zu denen von Hondius zumindest wahrscheinlich. 1639 bis 1645 lebt und arbeitet Falck in Paris. Stilistisch entsprechen seine Arbeiten der französischen und der niederländischen Kunst, wie sie dort in den Graphik- und Malwerkstätten von Abraham Bosse (1602/04-1676), François Chauveau (1613-1676) und Cornelis Bloemaert (1603-1692) gepflegt wird. Er arbeitet mit den führenden Pariser Künstlern und Verlegern zusammen wie dem aus Leiden stammenden Maler Justus van Egmont (1601-1674), dem niederländischen Kupferstecher Guillaume de Gheyn (*um 1610), dem Pariser Hofmaler und Grafikhändler Jean Le Blond (um 1636-1709), den um die Jahrhundertmitte dort tätigen Kupferstechern Jean-Baptiste Humbelot, François Mazot und Jérôme David (um 1605-1670), dem Grafik- und Buchhändler, Verleger, Kupferstecher und Maler François Langlois (L'Anglois), genannt Chartres oder Ciartres (1588-1647) und dem flämischen Kupferstecher und Verleger Herman Weyen (1638-1669).
Wir können davon ausgehen, dass Falck in seinen ersten Pariser Jahren noch unter Anleitung in den Werkstätten der dort ansässigen Kupferstecher arbeitet, als unerfahren gilt und seine Stiche deshalb auch nicht namentlich kennzeichnen darf. Zu diesen frühen Arbeiten gehört ein Buch für den Zeichenunterricht oder ein Vorlagenbuch für Kupferstecher mit Details des menschlichen Körpers und Brustbildern von Männern und Frauen nach Zeichnungen des in Bologna ansässigen Malers Giovanni Francesco Barbieri, genannt Il Guercino (1591-1666), das Falck in 23 Blättern sticht, aber nicht signiert, und das Weyen 1641 unter dem Titel „Livre de Portraiture“ in Paris herausgibt (Block 172). Ein vollständiges Exemplar hat sich zur Zeit von Blocks Werkverzeichnis 1890 im Museum von Posen befunden; ein unvollständiges Exemplar besitzt heute die Universitätsbibliothek in Heidelberg (siehe PDF).
Seit 1642 sticht Falck Porträts der französischen Königsfamilie nach Gemälden des südniederländischen Malers Justus van Egmont, der nach einer Lehrzeit in Antwerpen und Arbeit in der Werkstatt von Peter Paul Rubens (1577-1649) 1628 nach Paris geht und Hofmaler der Könige Ludwig XIII. und Ludwig XIV. wird. Das erste dieser Bildnisse ist wohl das von Anne Marie Louise d’Orléans (1627-1693), einer Nichte Ludwigs XIII., deren Herkunft aus der Königsfamilie durch die Krone, den Hermelinumhang und die auf das Kleid aufgestickten Lilien Frankreichs deutlich wird. Der Autor des ursprünglichen Gemäldes ist auf dem Kupferstich in der französischen Form als Justus d’Egmont genannt und fungiert zugleich mit seiner Pariser Adresse als Verleger des Blattes; Falck signiert mit dem Kürzel „F. sculpsit“ (dt. hat es gestochen) (Block 210, Abb. 1). Es folgen 1643 das Porträt König Ludwigs XIII. (1601-1643) (Block 259, Abb. 2) und das Porträt der Anna von Österreich (1601-1666), auf dem Blatt als Königin von Frankreich und Navarra bezeichnet, eigentlich Anna Maria Mauricia von Spanien, Erzherzogin von Österreich, ab 1615 als Ehefrau Ludwigs XIII. Königin von Frankreich und als Mutter des minderjährigen Ludwig XIV. von 1643-1651 Regentin des Landes (Block 209, Abb. 3). Beide Blätter nennen Egmont als ursprünglichen Maler und Verleger des Blattes; der Stecher signiert nun stolz und mit vollem Namen: „Falck fecit“ (dt. hat es gemacht). Zwei Blätter, die Ludwig XIII. zu Pferde zeigen, eines nach einem Gemälde von Jean Le Blond, sah Block in polnischen Sammlungen, nämlich im Czartoryski-Museum in Krakau/Muzeum Książąt Czartoryskich w Krakowie und in der Sammlung von Mieczysław Gwalbert Pawlikowski (1834-1903) in Lemberg. Das Porträt Ludwigs XIV. als Kind unter der Königskrone, mit Hermelinmantel und Kommandostab, nach einem Gemälde von Egmont, schafft Falck 1646; einen Abzug aus dem Folgejahr sah Block im Czartoryski-Museum, einer befindet sich heute im Britischen Museum in London (Block 262, Abb. 4). Nicht signiert hat Falck das Porträt der Ludowika Maria Gonzaga, die im Entstehungsjahr des Blattes, 1645, Władysław IV. Wasa heiratet und dadurch Königin von Polen wird. Geboren in Paris als Luisa Maria Gonzaga (1611-1667) soll sie 1627 den Herzog von Orléans ehelichen. Der französische König verbietet die Heirat jedoch. 1640 gründet sie in Paris einen literarischen Salon und trifft Johann II. Kasimir Wasa, den Bruder des polnischen Königs. Als Władysław IV. drei Jahre nach der Heirat stirbt, ehelicht sie Johann und wird so zum zweiten Mal Königin von Polen, Großfürstin von Litauen und Titularkönigin von Schweden (Block 258, Abb. 5).