Adam Szymczyk und die documenta 14
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Adam Szymczyk - Hörspiel von "COSMO Radio po polsku" auf Deutsch
Die Kritik sah in den Strategien des Kuratoren-Duos, also der Aufteilung in einen statischen und einen performativen Zeitabschnitt, den Verzicht auf eine kuratorische Komposition aus bereits existierenden Objekten und die Auswahl ungleichartiger, sich widersprechender Ausstellungsorte ein „subversives“ Aufbrechen und Verunklären traditioneller zeitlicher und räumlicher Abläufe des Kunstbetriebs. Dies sei „eine Art Guerilla-Taktik“, die von Künstlern wie Besuchern hohe Mobilität und Flexibilität erwarten würde. Allerdings wurde auch moniert, dass die für die Biennale produzierten Kunstwerke, die zum großen Teil ähnliche Strategien verfolgten („Erwartungen unterlaufen, festgefahrene Vorstellungen hinterfragen, herkömmliche Kategorisierungen untergraben“), kaum mit ihren jeweiligen Ausstellungsorten in Beziehung traten.[11]
Aus Polen war wiederum Piotr Uklański vertreten, der vor dem Haupteingang der Neuen Nationalgalerie eine zehn Meter hohe, nur in Umrissen geformte „Faust“ aus hellgrau lackiertem Stahlrohr präsentierte. (Abb. 1) Cezary Bodzianowski (*1968 Łódź), Schöpfer absurder Solo-Performances, war im KW Institute for Contemporary Art mit Videos aktueller Aktionen vertreten, deren Bildschirme auf einer wandfüllenden Tapete mit dem Stadtplan von Berlin montiert waren. Ania Molska (*1983 Prudnik) zeigte Videos vom Aufbau ihrer geometrischen Metallstrukturen, auf denen sich Bauern nach getaner Arbeit zu einer lebenden Skulptur formieren. In dem einer innerstädtischen Brache ähnelnden Skulpturenpark Berlin_Zentrum waren diese Metallobjekte – Verweise auf die geometrischen Prinzipien der russischen Avantgarde, die dann im Video in reale körperliche Erfahrungen übersetzt wurden – in realer Größe ausgestellt. (Abb. 2) Paulina Olowska (*1976 Danzig) beschäftigte sich in ihrem Beitrag in der Neuen Nationalgalerie mit dem Werk der polnischen Malerin Zofia Stryjeńska (1891-1976), von der sie fünf Gemälde mit Themen aus den slawischen Mythen und der polnischen Folklore in monumentale Grisaille-Malereien übertragen und so die lebendigen Kontraste der ursprünglichen Kompositionen herausgearbeitet hatte. Gleichzeitig kuratierte sie im Schinkel-Pavillon eine Ausstellung, in der sie Dokumente und Gemälde von Stryjeńska zusammen mit ihren eigenen Arbeiten präsentierte. Der ebenfalls von Olowska gestaltete Fußboden wiederholte das Design des Polnischen Pavillons auf der Exposition Internationale des Arts Decoratifs et Industriels Modernes 1925 in Paris, auf der Stryjeńska seinerzeit ihre Werke präsentiert hatte. (Abb. 3)
[11] Susanne Boecker: When Things Cast no Shadow, Kunstforum international, Bd. 191, Mai-Juli 2008, Beschreibung und Kritik der Ausstellung S. 178-181, Bilddokumentation S. 182-229. Vergleiche auch Christina Tilmann: Langer Schatten. Die Neue Nationalgalerie, Berlins prominentestes Museum, schüchtert die Künstler ein. Die Biennale-Kunst gibt sich sensibel, scheu und verhalten, Der Tagesspiegel, Berlin 4.4.2008, http://www.tagesspiegel.de/kultur/berlin-langer-schatten/1203030.html