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Zdzisław Nardelli

Zdzisław Nardelli, Fotografie aus dem Krakauer Fotoatelier „Pro Arte”, vor 1949.

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  • Debüt als Dichter - „Świt na nowo” [Das Morgengrauen von Neuem], tomik poezji [Gedichtband],  hrsg. v. F. Hoesick, Warszawa 1938 sowie Gedicht unter dem Titel „Wyjazd” [Abreise].
  • Stalag VIII C in Sagan - Nachdruck aus dem Ordner: Muzeum Obozów Jenieckich [Kriegsgefangenenlagermuseum]. Stalag VIII C. Stalag Luft 3, hrsg. v. Muzeum Obozów Jenieckich, Żagań [Sagan] 2014.
  • „Szopka Sagańska” [Saganer Krippenspiel, Autoren: Zdzisław Nardelli - Text, Jan Świderski und Tadeusz Łakomski – Zeichnungen - „Uwaga! Sagan wrze…” [Achtung! In Sagan brodelt es...] (Titelseite), Krippenspiel zu Neujahr, aufgeführt von polnischen Gefangenen in Sagan (1939) und Görlitz (1940).
  • Seite mit dem dreieckigen Zensursiegel „geprüft” des Stalag VIII C in Sagan - „Oczko we mgle…” [Ein Äuglein im Nebel], in: „Szopka Sagańska”.
  • Karikatur von Zdzisław Nardelli - In: „Szopka Sagańskiej” [Saganer Krippenspiel].
  • Stalag VIII A in Görlitz - Ansicht der Baracken. (Série 4. Edit. Phototypia Légia, Liége).
  • Olivier Messiaen als Soldat - Während eines Feldzugs im Osten Frankreichs in Metz 1939/40.
  • „Wieczór polski” [Polnischer Abend] im Stalag VIII A in Görlitz - Das Programm des Polnischen Abends (Umschlag), erstellt von Bohdan Samulski.
  • „Geprüft”-Siegel der Lagerzensur - Auf der Innenseite des Programms.
  • Fähnrich Czesław Mętrak, Porträt von Bohdan Samulski - Mętrak gelangte nach seiner Flucht aus der Gefangenschaft nach Polen, diente als Unterleutnant „Duch” in der Heimatarmee. Nach dem Krieg Professor an der Warschauer Naturwissenschaftlichen Universität, Ingenieur im Fachbereich Holztechnik.
  • Fähnrich Bohdan Samulski nach seiner Flucht aus der Gefangenschaft - Offizier in der 1. Panzerdivision von General Stanisław Maczek, ausgezeichnet mit dem Orden Virtuti Militari. Nach dem Krieg herausragender Architekt in Belgien.
  • Festnahmeprotokoll der Gestapo - Des weiteren Inhaftierung Zdzisław Nardellis im Gefängnis in Brauweiler.
  • Beschäftigung von Zdzisław Nardelli als Leiter des Referats Kunst im Mai 1945 - Rundschreiben des Polnischen Zentrums in Erfurt.
  • Personalliste des Referats Kunst - Leitung durch Zdzisław Nardelli ab Mai 1945.
  • Zdzisław Nardelli im Film von Antoni Bohdziewicz „Za wami pójdą inni…” [Euch werden andere folgen] - Einzige existierende Filmrolle in der FN.
  • Porträt Olivier Messiaens - Fot. Inghi, Paris.
  • Attest des Internationalen Roten Kreuzes für Nardelli -
  • Zdzisław Nardelli beim Polnischen Radio - Vor der Wand seines Arbeitszimmers mit den Autogrammen von Radioschaffenden des Polnischen Radios in Warschau.
  • Zdzisław Nardelli – Romanschriftsteller - Nach seinem Ausscheiden aus dem Polnischen Radio.
  • „Pasztet z ojczyzny” [Pastete aus der Heimat] - Cover.
  • „Otchłań ptaków” - Umschlag.
  • Widmung Zdzisław Nardellis für Jerzy Stankiewicz - In einem Exemplar von „Otchłań ptaków” [Die Hölle der Vögel].
  • „Płaskorzeźby dyletanta” [Dilettantische Reliefs] - Buchumschlag.
  • Grab von Zdzisław Nardelli - Katakomben des Evangelisch-Augsburgischen Friedhofs in Warschau.
  • Gedenktafel am Grab von Zdzisław Nardelli - Evangelisch-Augsburgischer Friedhof.
Zdzisław Nardelli, Fotografie aus dem Krakauer Fotoatelier „Pro Arte”, vor 1949.
Zdzisław Nardelli, Fotografie aus dem Krakauer Fotoatelier „Pro Arte”, vor 1949.

Nardelli erhielt zahlreiche polnische und ausländische Preise und Auszeichnungen für seine Arbeit beim Hörfunk (u.a. das Goldene Mikrofon 1971). Die berühmteste seiner Initiativen und Tätigkeiten als Regisseur war die Hörfunkerzählung Matysiakowie [Die Familie Matysiak], die zwischen 1956 und 1978 als Fortsetzungsgeschichte ausgestrahlt wurde. Er wurde mit dem Orden Polonia Restituta ausgezeichnet. Nardelli schrieb vier autobiografische Erzählungen: Pasztet z ojczyzny[3] [Pastete aus der Heimat] – ein Epos über den September 1939; Otchłań ptaków[4] [Die Hölle der Vögel] – die Schilderung der Hölle in den nationalsozialistischen Gefangenenlagern (mit Erwähnung des Treffens mit Messiaen im Görlitzer Lager); Płaskorzeźby dyletanta[5] [Das Flachrelief eines Dilettanten] – ein Bericht über seine leidenschaftliche Arbeit als Organisator, später als Hörfunkregisseur, die er 1945 in Krakau aufnahm. Das vierte Buch unter dem Titel Sprzedawca śniegu [Der Schneeverkäufer] wurde bislang nicht veröffentlicht.[6]

Bis zu seinem Lebensende wohnte Nardelli in Warschau und nahm am dortigen kulturellen Leben teil. Die Sommerzeit wiederum verbrachte er mit schriftstellerischer Tätigkeit in Orzechowo an der Narew. Dort erlebte er 1972 den tragischen Tod seines Neffen Andrzej Nardelli, eines talentierten polnischen Schauspielers. Zdzisław Nardelli starb am 21. Mai 2006 und fand seine letzte Ruhestätte auf dem Evangelisch-Augsburgischen Friedhof in Warschau.

Der Tag der Mobilmachung der polnischen Soldaten war der Tag vor dem Beginn des deutschen Septemberfeldzugs, der 31. August. Nachdem Nardelli sich in Teschen von seiner Mutter verabschiedet hatte, zog er als Fähnrich der Reserve, Pyrotechniker und Kommandant des Selbstständigen Festungsartilleriezuges beim 3. Podhaler-Schützenregiment, das zur 21. Berginfanteriedivision gehörte, welches in der Bielitzer Kaserne stationiert war, in den Krieg. Einige Jahre zuvor, 1934/35, hatte er die Schule für Artilleriefähnriche der Reserve in Włodzimierz Wołyński beendet. Die Ziellosigkeit und das tragische Schicksal der Soldaten beschrieb Nardelli in einigen Fragmenten seiner Erzählung Pasztet z ojczyzny [Pastete aus der Heimat] sehr treffend. Darin skizzierte er ein farbenreiches Bild der Teschener Gesellschaft kurz vor Ausbruch des Krieges und während dessen blutigen Verlaufs, wobei stellenweise er die Teschener schlesische Mundart verwendete.

„… Oh göttlicher Alighieri, in welchen Kreislauf  der Wanderschaft sind unsere Sinne bloß geraten, gesättigt mit dem Geruch verbrennender Körper, dem Brutzeln menschlichen Fettes, dem üblen Geruch der getöteten, auseinandergerissenen Menschen und Tiere, dem Gestank der aufgeblähten Bäuche. In den tiefsten. Denn hat es nicht gerade erst angefangen?

Die zerstörten Fahrzeuge erloschen gerade erst, Fliegenschwärme summten unheilvoll. Das einseitige Morden von Menschen war beängstigend. Wo waren die Pfadfinder? Ob das verdrehte, in einem blutgetränkten Baum feststeckende Fahrrad wohl zu ihnen gehört hatte? Stammte die auf den Sträuchern hängende Konfederatka von einem abgerissenen Kopf? Wo seid ihr Jungs? Wollte er rufen. Uns haben halbgebildete Bauernknechte überfallen, komplexbeladene Habenichtse, unbedeutende Faulpelze, Dämlacke, zu verachtende Existenzen, die durch einen sadistischen Schlächter mit dem Hakenkreuz und größenwahnsinniger Freude am Bestialischen gekennzeichnet worden waren, die aus einem absurden Substantiv resultierte: Übermensch. Dieser besessene Schwachkopf paralysierte Millionen von Menschen mit verblichenen historischen Phrasen. Wer fiel darauf herein? Intellektuelle Schurken. Menschen ohne Vorstellungskraft. Durchschnittsmenschen und degenerierte Typen, die im Tausch gegen blinden Gehorsam mit quasi göttlicher Macht bedacht wurden…“[7]

[3] Z. Nardelli, Pasztet z ojczyzny [Pastete aus der Heimat], Verlag „Śląsk”, Katowice 1985.

[4] Z. Nardelli, Otchłań ptaków [Die Hölle der Vögel], Verlag „Śląsk”, Katowice 1989.

[5] Z. Nardelli, Płaskorzeźby dyletanta [Das Flachrelief eines Dilettanten], Wydawnictwo Radia i Telewizji, Warszawa 1988.

[6] Das Buch wurde beim Wettbewerb des polnischen Schriftstellerverbandes, Abteilung in Lublin, mit dem zweiten Preis ausgezeichnet (1988).

[7] Zdzisław Nardelli, Pasztet z ojczyzny, S. 154.