Janina Szarek und das Teatr Studio am Salzufer – Tadeusz Różewicz Bühne Berlin
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Film "Narr und Nonne" - St. Ignacy Witkiewicz, Filmstudio Transform, Regie: Janina Szarek
Jubileusz 16-lecia Szkoły Aktorskiej TRANSform oraz 14-lecia Teatru Studio
Janina Szarek wurde am 24. Juni 1946 in Ruda Różaniecka, in der ehemaligen Woiwodschaft Lemberg, geboren. Ihre Eltern waren in der polnischen Heimatarmee (Armia Krajowa), wobei die Solska Heide (Puszcza Solska), in der ihr Heimatort liegt, seinerzeit auch ein Rückzugsraum für die Soldaten der Heimatarmee war, die von den Kommunisten verfolgt wurden. Vor dem Zweiten Weltkrieg war die Region ein Schmelztiegel der Kulturen, in dem Polen, Ukrainer und Juden seit Jahrhunderten zusammen mit Österreichern und Russen lebten.
Ihre ersten Kindheitsjahre verbrachte Janina Szarek in dem Dorf Basznia Dolna. Im September 1949 zog die Familie nach Bełżec (Belzec), ausgerechnet dorthin, wo sich im Krieg ein Vernichtungslager der Nationalsozialisten befand, in dem laut verschiedener Schätzungen fast eine halbe Million Menschen, meist polnische Juden, umgebracht worden waren.
Ihr Zuhause scheint in Janina Szareks Erinnerungen als wahrer Hort der Geborgenheit: „Unsere Belzecer Wohnung befand sich auf dem riesigen Betriebsgelände einer Brennerei und lag neben, besser gesagt, sie war mit der Brennerei aus österreichischen Zeiten verbunden. In dem Gebäude gab es viele geheime Winkel, es war alt und hatte eine unheimliche, surreale Atmosphäre. Außer unserer Wohnung gab es dort noch eine weitere, halb zerstörte, verlassene Wohnung und einen ganz wunderbaren Dachboden. Die bizarre, leer stehende Wohnung und der Speicher, die voller alter Möbel, Gegenstände, Spielzeuge aus der Vorkriegszeit waren, die es in der Zeit der Volksrepublik überhaupt nicht gab, regten die kindliche Phantasie an, beflügelten sie und boten Raum für nicht enden wollende Spiele, Träumereien und Geniestreiche. Es war ein außergewöhnlicher Ort, an dem es schon im Alter von vier oder fünf Jahren Magie und Metaphysik zu entdecken gab. Den Rest steuerte die Sinnlichkeit der üppigen, halb verwilderten Natur, die uns umgab, bei.“[1]
Das Elternhaus der kleinen Janina und mehr noch das Haus ihres Großvaters sind aber auch Orte, an denen musiziert wird und an denen man der Literatur begegnen kann. Die Abende gehen damit hin, aus den Romanen von Sienkiewicz, Żeromski und Kraszewski vorzulesen. Das Mädchen unternimmt früh erste Versuche, der Familie ihr schauspielerisches Talent zu zeigen, wobei sie die Welt des Theaters die ganze Kindheit und Jugend über begleiten wird. Der Sologesang im Chor, das Schreiben von Gedichten, die Teilnahme an Rezitationswettbewerben und die Mitwirkung im Schultheater sind wichtige Erlebnisse und Erfahrungen, die den Glauben an die Möglichkeit einer Bühnenkarriere stärken. Dadurch keimt allmählich der Traum auf, Theaterwissenschaften zu studieren.
[1] Lebenslauf zur Dissertation von Janina Szarek: Recepcja sztuki Tadeusza Różewicza ‚Stara kobieta wysiaduje‘ w Niemczech. Kierunki interpretacji [Rezeption des Stückes „Eine alte Frau brütet“ von Tadeusz Różewicz in Deutschland], Warszawa 2011.