Alfred Wierusz-Kowalski
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Große Figurengruppen stellte der Künstler im Vordergrund dar, wobei er sie meist dynamisch und mit starken perspektivischen Verkürzungen angelegt hat sowie diagonal verlaufende Kompositionen wählte. Im Hintergrund treten häufig andere Figuren auf, die als Variation der Hauptgruppe erkennbar sind, etwa ein weiterer Schlitten oder ein weiteres Fuhrwerk mit Leuten aus dem Dorf, um die Tiefe des Motivs zu betonen und die subjektive Zeit- und Raumwahrnehmung des Betrachters zu schärfen. Die Farbpalette bleibt bei feinen Tonabstufungen harmonisch eingeschränkt. Die auf der Fläche der Bilder gekonnt gesetzten Lichtreflexe und Farbakzente zogen das Auge des Betrachters als Blickfänge an. Die Darstellungen waren ungestüm, voller Energie und Kraft, oder sie waren, ganz im Gegenteil, sehr stimmungsvoll und gedämpft (Abb. 23, 24).
Ab 1883 nahm Alfred Wierusz-Kowalski an den meisten Ausstellungen, die in München stattfanden, teil. Seine Bilder kamen unter anderem nach Paris, Wien, Berlin, Brüssel, Prag sowie in die Vereinigten Staaten. Schon als junger Künstler beteiligte er sich regelmäßig an Ausstellungen in Polen, konkret in Krakau, Warschau, Lemberg und sporadisch auch in anderen Städten. Dafür waren seine Werke in den achtziger und neunziger Jahren nur noch selten in Polen zu sehen. Gekränkt von herabsetzenden Kritiken und entmutigt durch fehlendes Kaufinteresse gab er es auf, seine Arbeiten dorthin zu schicken. Demgegenüber arbeitete er in München mit den Galerien Wimmer, Heinemann, Fleischmann und Hugo Helbing, den besten Kunstsalons der Stadt, zusammen. Dabei handelte es sich damals um junge, aufstrebende „Unternehmen”, die Ausstellungen veranstalteten und Kataloge herausgaben und die Dependancen in europäischen Hauptstädten und in Amerika unterhielten. Die Zusammenarbeit mit ihnen garantierte Künstlern Erfolge.
Wierusz-Kowalski hat seine künstlerische Kariere sehr bewusst betrieben. Er entwickelte einen eigenen Stil und er bediente den Markt mit beliebten Motiven. Zudem belieferte er illustrierten Zeitschriften, die sich gesellschaftlichen und künstlerischen Themen verschrieben und Holzschnitte seiner Gemälde druckten. Auch Verlage vervielfältigten Fotografien seiner Werke mit edlen Reproduktionstechniken in verschiedenen Formaten und großen Auflagen. Indessen blieb er selbst um seinen hohen gesellschaftlichen Status bemüht, was der Erlangung lukrativer Aufträge förderlich war. Auch Prinzregent Luitpold erwarb eines seiner Bilder aus einer privaten Gemäldesammlung.[27]
[27] Łosie na litewskich bagnach [Elche in litauischen Sümpfen], Öl auf Leinwand, 118 x 152 cm. Siehe: Ausstellung der Gemälde aus der Privatgalerie weiland Seiner Königlichen Hoheit des Prinzregenten Luitpold von Bayern, München 1913.