Alfred Wierusz-Kowalski
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Alfred Wierusz-Kowalski erfreute sich vieler Auszeichnungen und Ehrungen. 1883 erhielt er anlässlich der Ausstellung im Glaspalast eine Medaille für das Bild Polnische Post, das er in mehreren Versionen angefertigt hat (Abb. 25).[28] Einen großen Erfolg feiert er 1892, als sein Gemälde Wilki. W lutym na Litwie (Im Februar, Abb. 26) mit einer Goldmedaille bedacht wird.[29] Das ausgezeichnete Werk erwarb die Neue Pinakothek, die damals bereits seit drei Jahren das ihr 1889 geschenkte Porträt des Ministers Johann Freiherr von Lutz in ihren Beständen hatte.[30] 1890 erhielt der Künstler den Titel eines Ehrenprofessors an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München. 1894 verlieh ihm das Bayerische Ministerium den Verdienstorden Kreuz vom Heiligen Michael vierter Klasse. Daneben fielen in Wien, Lemberg, Berlin und St. Luis weitere Medaillen und Auszeichnungen. Außerdem wurde der Künstler in die Jurys internationaler Kunstausstellungen in München und Berlin eingeladen.
Die Erfolge hielten den Lauf der Zeit jedoch nicht an, auch nicht die Veränderungen, denen die Kunst unterlag. Insofern begab sich der über das nachlassende Interesse an seiner Arbeit besorgte Alfred Wierusz-Kowalski auf der Suche nach neuen Motiven und künstlerischen Inspirationen 1903 auf eine Kurzreise nach Nordamerika (Abb. 27). Gleichwohl gelang ihm nicht, seinen künstlerischen Ausdruck grundlegend zu verändern. In dieser Zeit schuf er skizzenhafte Bilder, in denen er Details abstrahierte sowie Figuren und Gegenstände synthetisierte. Dabei wandte er sich durchaus leger aufgetragene Farben zu, doch sein Ansatz ging nicht mehr wirklich über seinen Schaffensgeist des 19. Jahrhunderts hinaus. Immer noch stellten seine Bilder galoppierende Pferde dar oder einen Zug festlich gekleideter Dorfbewohner bei ihrem Kirchgang.
1910 unternahm er noch einen Versuch, seine langsam schwindende Popularität wiederzuerlangen und bereite den schon vor Jahren fertiggestellten panoramaähnlichen Überfall von Wölfen (5 x 10 Meter) für eine Ausstellung vor. Er rechnete mit einem Erfolg und mit dem Verkauf des Werkes, dessen Skizze, die viele Jahre in seinem Atelier in der Herzogstraße 15 hing (Abb. 28), die Kritiker und die Besucher seines Ateliers entzückte.
Schließlich aber ging er dahin im Gefühl seines verblassenden Ruhms, ohne die Veränderungen um ihn herum noch zu verstehen und mit den Schwierigkeiten des Lebens beschäftigt, mit der Führung des kostspieligen Guts in Mikorzyn bei Konin, das er 1896 erwarb, mit den heranwachsenden Kindern, mit den Krankheiten seiner Frau und mit seinen eigenen Malaisen.
[28] Polnische Post, nach 1883, Öl auf Leinwand, 56 x 45 cm. Muzeum Okręgowe [Bezirksmuseum] in Suwałki.
[29] Wilki, 1890, Öl auf Leinwand, 74,5 x 100 cm. Muzeum Narodowe, Poznań [Nationalmuseum Posen].
[30] Minister fr. von Lutz na polowaniu na gemzy [Minister Freiherr von Lutz auf der Gamsjagd], Öl auf Leinwand, 104 x 78 cm. Das Werk gilt seit dem Zweiten Weltkrieg als verschollen.