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Peenemünde: Polen und Hitlers Wunderwaffe – Die V2-Rakete

V2-Rakete auf Abschussrampe in Peenemünde

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  • 1. Ing. Antoni Kocjan - Chef des Luftaufklärungsdienstes der polnischen AK (Heimatarmee).
  • 2. V2-Rakete auf Abschussrampe - Raketenversuchsgelände Peenemünde
  • 3. Transport einer V2-Rakete - Raketenversuchsgelände Peenemünde
  • 4. V2 beim Start - Raketenversuchsgelände Peenemünde
  • 5. Raketenkonstrukteur Wernher von Braun (in Zivil) mit Militärs - Erster von links: Dr. Walter Dornberger, enger Mitarbeiter von Brauns im V2-Programm.
  • 6. Zwangsarbeiter beim Holzscheitespalten  - Peenemünde im Januar
  • 7. Zwangsarbeiter an der Werkbank - Peenemünde im Januar
  • 8. Zwangsarbeiter beim Holzsortieren - Peenemünde, Raketenversuchsgelände
  • 9. Zwangsarbeit unter Aufsicht - Werkstatt in Peenemünde
  • 10. Deutsche Soldaten beaufsichtigen Zwangsarbeiter - Bei der Arbeit an Drehbänken in der Werkstatt
  • 11. Fragmente der V2-Rakete im Historischen Park in Blizna - Gefunden in der Nähe des ehemaligen SS-Truppenübungsplatz Heidelager
  • 12. Aufklärungsfoto der Versuchsanstalt Peenemünde - V-2-Raketen auf dem Peenemünder Prüfstand VII
  • 13. Wernher von Braun in seinem Büro - Raumfahrtzentrum der Vereinigten Staaten. Am 1. Juli wurde er Direktor des NASA Marshall Space Flight Center
  • 14. Dr. von Braun steht neben fünf F-1-Triebwerken - Teil der „Saturn V“-Rakete, Raumfahrtzentrum im Bundesstaat Alabama, vermutlich 1969
  • 15. Walt Disney und Wernher von Braun - In den 1950er Jahren arbeitete von Braun mit dem Disney-Studio als technischer Direktor zusammen und drehte drei Fernsehfilme über die Erforschung des Weltraums. Im Hintergrund ist ein Modell der V-2-Rakete zu sehen.
  • 16. US-Präsident J.F. Kennedy und Wernher von Braun im Gespräch -
  • 17. Karlshagen nach dem britischen Luftangriff - Wohnsiedlung der HVA, hier wohnten die an den Raketentests mitwirkenden Wissenschaftler.
  • 18. Replik der V2-Rakete in Peenemünde - Das Original befindet sich im Stützpunkt „Fort Bliss“ in Texas.
  • 19. Historisch-Technisches Museum Peenemünde - Ehemaliges Gelände der Heeresversuchsanstalt und des Kraftwerks Peenemünde
  • 20. Kleidung und Gegenstände der Zwangsarbeiter in Peenemünde  - Ausstellung im ehemaligen Kraftwerk
  • 21. Ausstellung zur Geschichte der V2-Rakete - Historisch-Technisches Museum Peenemünde (Schautafeln)
  •  22. Historische Warnschilder - Aus der Zeit der Heeresversuchsanstalt auf Usedom
  • 23. Historisch-Technisches Museum Peenemünde - Hauptgebäude
  • Peenemünde und die Polen - Hörspiel von "COSMO Radio po polsku" auf Deutsch - In Zusammenarbeit mit "COSMO Radio po polsku" präsentieren wir Hörspiele zu ausgewählten Themen unseres Portals.

    Peenemünde und die Polen - Hörspiel von "COSMO Radio po polsku" auf Deutsch

    In Zusammenarbeit mit "COSMO Radio po polsku" präsentieren wir Hörspiele zu ausgewählten Themen unseres Portals.
V2-Rakete auf Abschussrampe in Peenemünde
V2-Rakete auf Abschussrampe in Peenemünde

Nach dem Luftangriff auf Peenemünde musste der Beginn der Massenproduktion von Hitlers „Wunderwaffe“ und ihr Einsatz um Monate aufgeschoben werden. Die Raketentests blieben bis Anfang Oktober 1943 unterbrochen. Die Raketenproduktion wurde in die unter Tage gelegene Fabrik der Firma Mittelwerk bei Nordhausen im Harzgebirge verlegt. Zu Erprobungszwecken wurde eine V2-Abschussrampe auf dem Gelände des SS-Truppenübungsplatzes „Heidelager“ im Dorf Blizna, rund 50 km östlich von Rzeszów, gebaut. Damit befand sie sich außer Reichweite der britischen und amerikanischen Bomber.

Das Bauprojekt in Blizna stieß sehr schnell auf das Interesse der polnischen AK-Agenten. Anfangs wussten die Polen nicht genau, welches Ziel die Nazis damit verfolgten. Die Späher beobachteten eine gesteigerte Betriebsamkeit der Soldaten. Des Weiteren fielen ihnen neue, zusätzliche Absicherungen rund um den Truppenübungsplatz auf. In kurzer Zeit fanden sich immer mehr SS-Männer ein. Ihr Areal wurde mit Flakgeschützen umstellt. Die Agenten wurden auch Zeugen anderer, kurioser Szenen. In dem schon früher umgesiedelten und niedergebrannten Dorf erhielten die Zwangsarbeiter den Befehl, Nachbildungen von Häusern, Stallungen und Schuppen aus Sperrholz aufzustellen. Vor den Gebäuden lagen Hunde aus Gips, auch Puppen, die Einwohner mimten, waren zu sehen. Das Dorf machte dadurch von weitem, vor allem aber aus der Luft, einen bewohnten Eindruck, was einen Luftangriff im Hinblick auf den nahegelegenen Truppenübungsplatz verhindern sollte. Die Raketentests bei Blizna wurden Ende November 1943 wieder aufgenommen.

Die Arbeit der AK-Agenten wurde sehr erschwert. Dabei erwiesen sich die Beamten der Försterei Wola Osiecka in der Beschaffung von Informationen, aber auch von Teilen zerstörter Raketen, als äußerst wertvolle Helfer. Auf das Ansichbringen von Raketenteilen stand die Todesstrafe, was den Polen auf speziellen Flugblättern von den Deutschen mitgeteilt wurde. Alle Informationen wurden unverzüglich an die AK-Leitung gegeben. Die Raketenteile gingen an polnische Wissenschaftler, die diese insgeheim untersuchten.[9] Ihre Erkenntnisse wurden dann nach London weitergeleitet.

Dabei stellte sich sehr bald heraus, dass es den Polen nicht gelang, so viele Teile zu beschaffen, um eine volle Rekonstruktion der Rakete vorzunehmen. Unterdessen behielten die Briten die deutschen Machenschaften im Visier, wobei sie zunehmend Luftangriffe unter Verwendung der neuen Nazi-Waffen auf ihre Städte fürchteten. Aus diesem Grund drängten sie die AK-Leitung dazu, ihnen schnellstmöglich eine detaillierte technische Beschreibung sowie eine Auflistung der einzelnen Raketenteile zu liefern.

In dieser Situation stimmte der Oberbefehlshaber der AK, General Tadeusz Bór-Komorowski, zu, die Rakete gewaltsam zu beschaffen, und zwar bei einem ihrer Transporte mit der Bahn. Als Tatort wurde ein Waldstück zwischen Tarnów und Brzesk gewählt. Die Soldaten der AK sollten die Besatzung des deutschen Zuges unschädlich machen und die Rakete mit einem Kran auf ein Spezialfahrzeug umladen. Als der Plan bereits bis ins kleinste Detail ausgearbeitet war, wurde im Mai 1944 eine Nachricht empfangen, die dazu führte, die Aktion zu unterlassen: In der Ortschaft Sarnaki am Bug, in deren Richtung die Raketen in Blizna abgeschossen wurden, wurde ein Blindgänger der V2-Rakete gefunden.

 

[9]   Volkhard Bode, Gerhard Kaiser: Raketenspuren. Peenemünde 1936-1996, Bechtermünz Verlag, Augsburg 1998, S. 80.