Peenemünde: Polen und Hitlers Wunderwaffe – Die V2-Rakete
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Peenemünde und die Polen - Hörspiel von "COSMO Radio po polsku" auf Deutsch
Winston Churchill, der Premierminister Großbritanniens, erinnert sich in seinen Tagebüchern wie folgt an dieses Ereignis: „Die Raketen fielen vielen Meilen voneinander entfern herab. Die deutschen Spähtrupps rannten dann immer auf den Ort der Explosion zu und sammelten die Teile auf. Eines Tages kam jedoch eine Rakete am Ufer des Bug herunter ohne zu explodieren. Die Polen erreichten die Einschlagstelle als erste, wälzten sie in den Fluss, warteten bis die Deutschen ihre Suche aufgaben, holten sie später heraus und nahmen sie im Schutze der Dunkelheit auseinander.“[10] Laut verschiedenen Berichten wurde die Rakete mit Pferdegespannen oder Traktoren aus dem Fluss geborgen. Die ausgebauten Raketenteile wurden in Geheimverschlägen in drei Lastwagen versteckt, die Kartoffeln transportierten. So trafen sie in Warschau ein, wo kurz darauf beschlossen wurde, sie den Britten zu übergeben.
Daraufhin sollte ein britisches Flugzeug die Raketenteile im Rahmen der Operation „Most III“ (Brücke III) aus Polen ausfliegen. Die Landung eines Flugzeugs in den besetzten Gebieten und seine Abfertigung für den Rückflug galten als extrem schwierig. Die wichtigsten Teile des Flugkörpers wurden in Sauerstoffflaschen versteckt, nachdem deren Böden abgetrennt und dann wieder verschweißt worden waren. Anschließend wurden sie von Warschau in die Nähe von Tarnów verbracht. Die Nazis haben diese Ladung trotz wiederholter Routinekontrollen nicht entdeckt.[11]
Ein provisorischer Landeplatz wurde nordwestlich von Tarnów auf den „Łąki Przybysławskie“ (Wiesen von Przybysław) eingerichtet. Gesichert wurde er von über 200 Personen, AK-Truppen und den Bewohnern der umliegenden Dörfer. Der Abflug des britischen Fliegers verzögerte sich wegen starker Regenfälle und wegen der erwarteten Schwierigkeiten bei der Landung auf dem unbefestigten Gelände. Schließlich hieß es, die Operation „Most III“ könne in der Nacht vom 25. auf den 26. Juli 1944 beginnen. Die zweimotorige Maschine „Dakota“ startete auf dem Stützpunkt Brindisi in Italien. Mit an Bord waren unter anderem Gesandte der polnischen Exilregierung, die nach Polen eingeflogen werden sollten. Auf dem Rückflug sollten fünf Personen mit an Bord sein, unter ihnen Kapitän Jerzy Chmielewski (Deckname „Rafał“), Geheimdienstoffizier der AK, der für den Transport der wertvollen Ladung verantwortlich war.
Die Operation musste sehr geschickt durchgeführt werden, da in der Nähe des Geschehens deutsche Truppen stationiert waren. Anfangs verlief auch alles reibungslos. Das Flugzeug wurde nach seiner Landung in nur 15 Minuten beladen. Die Probleme traten beim Start zum Rückflug auf. Der Pilot versuchte drei Mal nacheinander, mit der Maschine abzuheben, was ihm aber nicht gelang, weil das Fahrwerk jedes Mal im aufgeweichten Boden stecken blieb. Daraufhin wurde entschieden, die Besatzung und die Passagiere herauszuholen und das Flugzeug zu verbrennen. Einige AK-Leute beschlossen jedoch, das Fahrwerk freizulegen, indem sie Holzscheite aus dem nahen Waldstück vor die Räder schoben. Schließlich stieg die Drehzahl der Motoren an und das Flugzeug hob ab. Die ganze Operation sollte eigentlich nur 10 bis 15 Minuten dauern, doch die „Dakota“ befand sich über eine Stunde auf dem Landeplatz.[12]
[10] Winston Churchill: The second World War. The Invasion of Italy, zweite Auflage, London 1965, S. 207-208.
[11] Jakub Ciechanowski: Most III. Operacja, która nie mogła się udać, ein Beitrag auf dem Webportal: www.histmag.org
[12] M. Wojewódzki: Akcja V-1, V-2, S. 344.