Peenemünde: Polen und Hitlers Wunderwaffe – Die V2-Rakete
Mediathek Sorted
Peenemünde und die Polen - Hörspiel von "COSMO Radio po polsku" auf Deutsch
Trotz alldem wurden die V2-Raketen im Zweiten Weltkrieg doch noch von den Nazis eingesetzt, allerdings in viel geringerem Ausmaß als ursprünglich geplant. Bei den Luftangriffen, unter anderem auf London, Paris, Maastricht und Antwerpen, kamen insgesamt rund 8.000 Menschen ums Leben. Die Bombardierung des Forschungszentrums in Peenemünde und die Ausspionierung des Flugkörpers durch die AK verzögerten den Beginn der Massenproduktion jedoch, was möglicherweise Einfluss auf den Lauf der Geschichte genommen hat. Die hastig produzierten Raketen zündeten oft nicht oder sie erreichten nicht ihr Ziel. Die Hoffnungen der Nazis in die „Wunderwaffe“ wurden nicht erfüllt.
Der Anteil der Polen an der Aufdeckung des V2-Programms wurde international nicht gewürdigt. Viele Verdienste auf diesem Gebiet haben sich die Briten nach Kriegsende selbst zugeschrieben, während Wernher von Braun in Deutschland als Vater der Raumfahrt und noch lange Zeit als Kultfigur galt. Der Wissenschaftler, dessen Arbeit im Dienst des Nationalsozialismus stand, wurde für die Schaffung dieser tödlichen Waffe nie zur Rechenschaft gezogen. Er begab sich nach der Kapitulation Deutschlands in die Hände der Amerikaner und ging in die Vereinigten Staaten, wo er 1958 Direktor des Raumfahrtzentrums der NASA in Alabama wurde. Dort entwickelte er die „Saturn V“-Rakete, mit deren Hilfe Neil Armstrong 1969 auf dem Mond gelandet ist. Wernher von Braun wurde auch dank seiner Zusammenarbeit mit Walt Disney und der mit ihm gedrehten Filme über die Eroberung des Weltalls von Millionen von Amerikanern geliebt.
Die Schicksale der an der Entschlüsselung der Geheimwaffe beteiligten Polen entwickelten sich dagegen ganz anders. Jerzy Chmielewski, der Geheimdienstoffizier, der die Teile des Blindgängers nach London brachte, ließ sich nach einem ungeklärten Attentat auf ihn in Brasilien nieder und kehrte nie mehr nach Polen zurück. Antoni Kocjan, der Chef des Luftaufklärungsdienstes der AK, wurde wegen der Anfertigung von Granaten von der Gestapo verhaftet und im August 1944 im Pawiak-Gefängnis in Warschau hingerichtet.
Monika Stefanek, Februar 2018
Die Geschichte des Baus der V2-Raketen dokumentiert das Historisch-Technische Museum Peenemünde.
Museumsadresse: Im Kraftwerk, 17449 Peenemünde
Webseite (auch in polnischer Sprache): www.museum-peenemuende.de
Film:
Auf Grundlage der Entschlüsselung des Geheimnisses der V2-Rakete entstand der Spionagefilm „Die gefrorenen Blitze“ des Regisseurs János Veiczi. Der Film enthält unter anderem Archivaufnahmen aus dem Zweiten Weltkrieg. Besetzung: Leon Niemczyk, Alfred Müller, Emil Karewicz, Dietrich Körner, Renate Blume und Ewa Wiśniewska. Produktion: DEFA-Studio für Spielfilme 1967.
Filmtrailer: https://www.youtube.com/watch?v=dKqqOAlnEjg