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Józef Brandt

Bolesław Szańkowski (1871/73-1953): Porträt Józef Brandt, 1910. Öl auf Leinwand, 162 x 112 cm, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, Inv. Nr. MP 961

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Bolesław Szańkowski (1871/73-1953): Porträt Józef Brandt, 1910.
Bolesław Szańkowski (1871/73-1953): Porträt Józef Brandt, 1910. Öl auf Leinwand, 162 x 112 cm, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, Inv. Nr. MP 961

Über die Ausstattung, die Funktion der einzelnen Räume und was dort stattgefunden hat, sind wir durch zeitgenössische Berichte, darunter auch Briefe von Brandt selbst, gut informiert. Andrzej Daszewski, ein Enkel, sieht das Atelier nach Brandts Tod 1915 im Alter von neun Jahren und wird später darüber berichten.[3] Danach haben sich auf der einen Seite des Korridors zwei Malstudios befunden. Das größere ist mit orientalischen Sofas, einem Tisch mit Einlegearbeiten und Möbeln des 16. und 17. Jahrhunderts ausgestattet und mit zahlreichen Waffen und Rüstungen dekoriert. Die Wände sind mit einem türkischen Zelt verkleidet, auf dem Boden liegt ein persischer Vorleger. Staffeleien und Regale für Farben und Pinsel dienen als Utensilien für die Malerei. Im zweiten Atelier, in dem Brandt Harnische und Musikinstrumente lagert, arbeitet über viele Jahre der mit ihm befreundete Maler Władysław Szerner (1836-1915). Wenn Brandt abwesend ist – und das ist er meistens, wie die polnische Malerin Anna Bilińska (1857-1893) von einer Reise nach München 1882 berichtet – lässt Szerner Besucher ein und wirkt wie ein offizieller Kustos der Sammlung.[4] Gegenüber dient ein Raum der Lagerung von Kostümen, Grafiken und Büchern, ein anderer beherbergt ein Arsenal von vorbildlich präsentierten historischen Waffen, Rüstungen und Regimentsbannern aus verschiedenen europäischen Ländern. Auch dort sind die Wände mit einem türkischen Zelt bedeckt.

Wie Makart nutzt auch Brandt sein Atelier für Feste und den Empfang von Mitgliedern der königlichen Familie. In einem Brief an seine Mutter in Polen berichtet er 1876, er habe im Atelier seinen Namenstag mit Schülern und Künstlerfreunden vor allem aus der polnischen Kolonie wie Tadeusz Ajdukiewicz und Szerner gefeiert, die Räume seien geradezu voll gewesen. Am Montag danach habe ihn Prinz Luitpold persönlich aufgesucht um ihm die besten Wünsche zu überbringen. Beim Faschingsfest der Münchner Künstler unter dem Motto „Ein Hoffest Karls V.“, an dem auch Makart und Mitglieder des Königshauses beteiligt gewesen sind, habe er eine türkische Truppe mit Requisiten aus seinem Atelier ausgestattet und damit für eine wahre Sensation gesorgt.[5]

Prinz Luitpold von Bayern (1821-1912), ab 1886 Prinzregent, ist für seine Liebe zur Malerei bekannt. Seine unerwarteten Atelierbesuche auch bei jungen Künstlern, durch die er einen großen Teil der Münchner Künstlerschaft näher kennen lernt, sind eine frühe Leidenschaft, die er über Jahrzehnte beibehält und die in den Jahren seiner Regentschaft legendär wird.[6]  Als Prinzregent wird er die Künste durch Stiftungen, die Errichtung zahlreicher Kulturbauten wie des Neubaus der Kunstakademie (1886) und des Bayerischen Nationalmuseums (1893-1900) und als bedeutender Kunstsammler fördern. In geradezu inflationärer Weise ernennt er Künstler zu Professoren und erhebt sie durch die Verleihung des Bayerischen Verdienstordens in den Adelsstand. Zweidrittel der neu berufenen Akademieprofessoren tragen Adelstitel.[7]

 

[3] Andrzej Daszewski: Zbiory militariów Józefa Brandta, in: Muzealnictwo Wojskowe, Warschau 1985, Seite 68-76. Fotografien des Ateliers aus dem Jahr 1915 besitzt das Jacek-Malczewski-Museum in Radom/Muzeum im. Jacka Malczewskiego w Radomiu; eine Abbildung bei Agnieszka Bagińska (siehe Anmerkung 1), Seite 47. Zur Genealogie von Józef Brandt vergleiche http://www.sejm-wielki.pl/b/zi.4.7.b (aufgerufen am 2.11.2017).

[4] Agnieszka Bagińska (siehe Anmerkung 1), Seite 44

[5] Daszewski 1985 (siehe Anmerkung 3), Seite 60, 62; Agnieszka Bagińska (siehe Anmerkung 1), Seite 45

[6] Birgit Jooss: „Ein Tadel wurde nie ausgesprochen“. Prinzregent Luitpold als Freund der Künstler, in: Ulrike Leutheusser/Hermann Rumschöttel (Herausgeber): Prinzregent Luitpold von Bayern. Ein Wittelsbacher zwischen Tradition und Moderne, München 2012, Seite 152, 167

[7] Ebenda, Seite 159 f.