Janina Kłopocka. Schöpferin des „Rodło“-Zeichens
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Janina Kłopocka - Hörspiel von "COSMO Radio po polsku" auf Deutsch
1975 erinnerte sich Kłopocka an die Umstände der Entstehung des berühmten Logos, in dem sie sagte:
Ich erinnere mich an das erste Treffen im Sitzungssaal des Hauses in der Potsdamer Straße, dem Berliner Haus des Bundes der Polen in Deutschland. Dr Jan Kaczmarek stellte damals beunruhigt fest, dass die Polen in Deutschland nach Hitlers Machtergreifung eine völlig neue Situation erwartet, die Unruhe weckt und entschiedene Maßnahmen erfordert. (…) Dr Kaczmarek entschied, dass wir ein eigenes nationales Zeichen haben müssen. (…) Auf die Frage, wie dieses Zeichen aussehen soll, habe ich keine Antwort erhalten. (…) Dr Kaczmarek stellte jedoch fest, es müsse ein typisch polnisches Zeichen sein, das den Polen und ihrem Land vertraut sei. Nach einer kurzen Bedenkzeit fügte er hinzu, es müsse einfach sein, so einfach und so leicht, dass es sich jedes Kind mühelos merken und es an eine Wand oder in den Sand malen kann.
Viele Tage anstrengender Arbeit kommen auf die Künstlerin zu. Nach mehreren Versuchen entscheidet sich Kłopocka, die Weichsel als Motiv zu verwenden.
Die Weichsel, so – erinnerte sie sich weiter. Ein Strich, ja, so ähnlich. Keine Gerade, ein wenig schräg. Ich zeichne sie mehrfach und irgendwie gelingt sie auch, allerdings ist das erst der Anfang. Dieses Zeichen muss ich noch ergänzen und neben der Weichsel noch etwas anderes darstellen, etwas, was bestätigen würde, dass wir Polen sind. Vielleicht ein Teil von Warschau? (…) Dr Kaczmarek machte sich mit dem Entwurf vertraut, dann lächelte er und sagte, nein, nein, das wäre ein i-Tüpfelchen. Warschau ist die Hauptstadt, das politische Zentrum Polens. Die Deutschen würden das sehr schnell ausnutzen und würden den Gebrauch eines solchen Zeichens verbieten. (…) Ich denke an den Anfang. Die Weichsel, das ist auch Krakau und Krakau wiederum ist das Wawel-Schloss, die Tuchhallen, die Marienkirche, ergo die Wiege des Staates und der polnischen Kultur. Einverstanden, aber wie soll das dargestellt werden? Niemand, weder ein Erwachsener, noch ein Kind, wird je eine dieser Sehenswürdigkeiten nachzeichnen können“.
Weitere Tage ziehen ins Land:
Ähnlich wie vorhin bei Warschau, möchte ich jetzt auch Krakau mit einem kleinen Querstrich markieren, erfahre aber, dass ein solches Zeichen zu waghalsig sei. Es erinnert an das Schwert von Bolesław Krzywousty (Bolesław III. Schiefmund) und insofern auch an den Krieg mit Deutschland. Daraus wird also nichts. Ich verzichte auf den halben Strich und so entsteht der nächste Entwurf. Der Letzte (…). Es ist ein einzigartiges Zeichen. Ein Zeichen, das im Leben von 1,5 Millionen Polen in Deutschland eine außergewöhnliche Rolle gespielt hat, der Polen, die in dem Land ihrer Väter verharrten und ihm treu zu Diensten waren. – Die Deutschen (…) – sagt die Künstlerin – haben anfangs nicht verstanden, was dieses Zeichen darstellt. Es gab sogar welche, die meinten, dass es sich um ein halbes Hakenkreuz handele. Andere, die begriffen, dass es die Weichsel meint, sagten über uns, wir seien die Weichsel-Brüder.