Jan de Weryha-Wysoczański
Mediathek Sorted






































































































Regelmäßige Gitter und Ordnungen, die aus seriell angeordneten Modulen bestehen, sind heute noch in den zuletzt entstandenen „Hölzernen Tafeln“ von de Weryha zu beobachten (Abb. 78
Jene Reliefs und Objekte von de Weryha, deren Erscheinung durch eine weitgehend monochrome geometrische Oberflächenstruktur charakterisiert ist, greifen aber auch auf Erfahrungen und Erkenntnisse der 1957 von Otto Piene und Heinz Mack gegründeten Gruppe ZERO zurück, der wenig später Günther Uecker beitrat und die mit weiteren internationalen Künstlervereinigungen wie der niederländischen Gruppe Nul (dt. Null) um Jan Schoonhoven kooperierte. ZERO war kein unmittelbarer Reflex auf den Konstruktivismus und die Konkrete Kunst, agierte aber doch mit dem Hintergrundwissen der dort entwickelten Erkenntnisse. Die seriellen Lochbilder von Piene und die daraus entwickelten Objekte und Installationen dienten ebenso wie die geometrisch strukturierten und gegeneinander rotierenden, häufig kreisrunden Aluminiumreliefs von Mack dem Sichtbarmachen von Licht in Kreis-, Spiral-, Feld- und Wellenbewegungen, gefolgt von den mit weißer Farbe überzogenen Nagelbildern und -objekten von Uecker und den aus Pappe gefertigten, stereometrisch strukturierten weißen Reliefs von Schoonhoven. In Polen konstruierte Jerzy Jarnuszkiewicz Mitte der 1960er-Jahre freistehende Metallplastiken mit geometrisch angeordneten Gittern, Stäben und Lamellen, mit denen er Probleme des Raums in Bezug auf das Licht und auf rhythmische Bewegungen untersuchte. In der Grafik arbeitete seit 1968 Jerzy Grabowski mit reinweißen geometrischen Prägedrucken, die an Blindprägungen von Uecker, Schoonhoven und der Bauhaus-Lehrerin Anni Albers erinnern.
Ähnliche Strukturen und Lichteffekte kann man bei de Weryha auf dessen gelegentlich ins Weiße changierenden „Hölzernen Tafeln“ (Abb. 71 , 79 , 92
De Weryha hat Interpreten seines Werks berichtet, dass ihn die Kunstrichtung der Minimal Art, die sich seit 1960 mit den Protagonisten Carl Andre, Dan Flavin, Donald Judd und Sol LeWitt in New York entwickelte, besonders fasziniert.[5] Tatsächlich erinnern seine frühen, aus Holzquadern bestehenden Objekte und Bodenarbeiten, alle „ohne Titel“ (Abb. 3
[2] De Weryha im Gespräch mit dem Verfasser im März 2018
[3] Anlass für Gomringers Analyse war das Werk des in Kiel tätigen Grafikers und Objektkünstlers Ulrich Behl (*1939), der konkrete Objekte aus Papier und neuerdings aus Plexiglas schafft. Eugen Gomringer: Die Prozesse der Wahrnehmung neu optimieren, in: Ulrich Behl. Modulare Ordnungen, Ausstellungs-Katalog Museum Ostdeutsche Galerie, Regensburg 1997, Seite 10 f.
[4] Polnische Autoren haben Kongruenzen von de Weryha zur Gruppe ZERO bislang nicht gesehen. Die Galerie Kellermann in Düsseldorf, die den Künstler vertritt, zeigte ihn 2016 in einer Ausstellung mit dem Titel Zero 2.0 zusammen mit Piene, Mack und Uecker und führt ihn als ZERO-Künstler der zweiten Generation
[5] Wohl zuerst ausführlich erwähnt und diskutiert von Rafał de Weryha-Wysoczański, Kunsthistoriker und Sohn des Künstlers, in dessen Eröffnungsrede zur Ausstellung Jan de Weryha – Objekte, Galerie Kunst im Licht 1998 in Hamburg; PDF-Auszug verfügbar auf der Webseite des Künstlers