Das letzte Jahr von General „Grot“ Rowecki
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Von der Zwecklosigkeit dieses Unterfangens überzeugten sich die Deutschen dann jedoch erst durch die ergebnislosen Gespräche, die Alfred Spilker (Chef der Sonderabteilung der Gestapo zur Bekämpfung des Widerstands) und Harro Thomsen (im Reichssicherheitshauptamt verantwortlich für polnische Fragen) mit General Rowecki führten. Worüber hat man damals gesprochen? Thomsen soll die Verhören zwar genauestens mitgeschrieben habe, um Protokolle zu verfassen, doch diese wurden im Zuge der Räumung der Berliner Gestapo-Zentrale am 22.04.1945 mit anderen Dokumenten verbrannt.[4]
Zwischen dem 16. und 20. Juli wurde „Grot“ in das ca. 30 km nördlich von Berlin gelegene Konzentrationslage Sachsenhausen deportiert und dort im sogenannten „Zellenbau“ bzw. im „Bunker“ untergebracht. Dieses „T“-förmige Gebäude war vom übrigen Lager abgetrennt und unterstand der Berliner Gestapo-Zentrale. Von dem damaligen Bauwerk ist nur der Westflügel erhalten geblieben, in dem die Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen (Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten) die Wechselausstellung zeigt, die sich dem General widmet. Man kann sagen, dass der „Zellenbau“ ein besonderes Gefängnis war, in dem politische Gefangene und Offiziere verschiedener Nationalitäten sowie aufgeflogene Agenten fremder Nachrichtendienste inhaftiert waren, unter ihnen der Vorsitzende der Kommunistischen Partei Deutschlands, Ernst Thälmann, der Kopf der „Bekennenden Kirche“, Pfarrer Martin Niemöller, außerdem Georg Elser, der am 8. November 1939 ein Attentat auf Hitler verübte, der ukrainische Politiker und Partisanenanführer Stefan Bandera zusammen mit einer Gruppe ukrainischer Nationalisten, Molotows Enkel Wasilij Kokorin sowie Stalins Sohn Jakow Dschugaschwili, der sich später hier das Leben nahm. Darüber hinaus gab es weitere Polen unter den Inhaftierten, von denen „Grot“ jedoch der Bekannteste ist.
Die Häftlinge, an die eine Gedenktafel im ehemaligen „Zellenbau“ erinnert, waren die Generäle „Grot“ Rowecki und Bolesław Roja, die Geistlichen Dr. Juliusz Bursche, Bischof der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, und der Lubliner Bischof Władysław Góral, Politiker und Sozialaktivisten wie Józef Grzecznarowski und Stanisław Kelles-Krauz, beide Mitglieder der Polnischen Sozialistischen Partei (Polska Partia Socjalistyczna, PPS) sowie die Kommunisten Aleksander Kokoszyn, der Gründer des polnischen Militärischen Innendienstes (Wojskowa Służba Wewnętrzna, WSW), Józef Tkaczow und Józef Mrozek, der nach dem Krieg im Amt für öffentliche Sicherheit gearbeitet hat.
Im westlichen Ausgehhof befinden sich drei Pfähle, an denen man die Opfer mit nach hinten gedrehten Armen so stramm festgebunden hat, dass sie nach geraumer Zeit aus den Schultergelenken brachen.
[4] Żenczykowski, S. 20.