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Daniel Chodowiecki – Die Polonica

Chodowiecki porträtiert den Fürstprimas, Danzig 1773. Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig. Eine Künstlerfahrt im Jahre 1773 von Daniel Chodowiecki, Berlin 1895

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  • Abb. 1: Chodowieckis Grab - Ehrengrab auf dem dem Friedhof der Französisch-reformierten Gemeinde, Berlin
  • Abb. 2: Cabinet d’un peintre [Kabinett eines Malers] - Radierung, 18 x 23 cm. Abgebildet ist ein Teil der Familie von Chodowiecki.
  • Abb. 3: In einem kaschubischen Dorf - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig. Eine Künstlerfahrt …, Berlin 1895.
  • Abb. 4: Im Stall der Posthalterei von Donnemörse - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  • Abb. 5: Landhaus mit Kapelle bei Oliva - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  • Abb. 6: Am Vorstädtischen Graben in Danzig - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  • Abb. 7: Ein katholischer Geistlicher - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  • Abb. 8: Zwei Karmeliter-Mönche - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  • Abb. 9: Im Pferdestall eines vornehmen Polen - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  • Abb. 10: Auf dem Beischlag des „Englischen Hauses“ - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  • Abb. 11: Ein Besuch bei Kaufmann Gerdes - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  • Abb. 12: Ein Mönch. Rückansicht - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  • Abb. 13: Drei polnische Flößer - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  •  Abb. 14: Kniende Frau mit Gebetbuch und Fächer in der Dominikanerkirche - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  • Abb. 15: Betende - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  • Abb. 16: Betende Frau mit Rosenkranz - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  • Abb. 17: Chodowiecki porträtiert die Wojewodin Przebendowska - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  • Abb. 18: Chodowiecki porträtiert den Fürstprimas - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  •  Abb. 19: Der Wojewode Przebendowski - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  • Abb. 20: Chodowiecki zeichnet den Fürstprimas - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  • Abb. 21: Fräulein Ledóchowska - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  • Abb. 22: Chodowiecki porträtiert die Gräfin Czapska - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  • Abb. 23: Brustbilder von Fräulein Chrzaszczewska und Pater Matthy - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  • Abb. 24: Fräulein Chrzaszczewska - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  • Abb. 25: Der Fürstprimas - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  • Abb. 26: Chodowiecki zeichnet Madame Öhmchen - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  • Abb. 27: Gräfin Podoska und Chevalier du Bouloir - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  • Abb. 28: Die Mittagstafel beim Fürstprimas - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  • Abb. 29: Starost Ledóchowski und Gräfin Podoska - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  • Abb. 30: Eine Betende in der Dominikanerkirche - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  • Abb. 31: Betende, kniende Frau - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  • Abb. 32: Kniende in der Kirche - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  • Abb. 33: Stehende Frau im Cape - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  • Abb. 34: Fräulein Gousseau küsst einem Dominikanerpater die Hand - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  • Abb. 35: Das jüngere Fräulein Ledóchowska und Fräulein Gousseau - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  • Abb. 36: Madame Öhmchen - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  • Abb. 37: Strażnik Czapski und Starostin Ledóchowska - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  • Abb. 38: In der Dominikanerkirche - Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig.
  • Abb. 39: Drei polnische Figuren - Radierung.
  • Abb. 40: Der Polnische Vlies / L’esclave Polonnois - Radierung, aus: Heiratsanträge, 2. Folge, Blatt 1; Taschenbuch zum Nutzen und Vergnügen fürs Jahr 1782, Göttingen 1782.
  • Abb. 41: Titel-Kupfer zu Krasicki’s verjüngter Greis - Radierung, aus: Eine gefundene Geschichte von Ignacy Krasicki, 1785.
  • Abb. 42: Auge der Vorsehung - Radierung. Vignette für ein Gebet, „vom Pfarrer Thomas Grem in Bertung bei Allenstein im Bisthum Ermeland bestellt..."
  • Abb. 43: Gewaltsame Entführung des Königs von Pohlen Stanislaus Augustus 1771 - Radierung, in: Darstellungen aus der neuen Geschichte, 1790.
  • Abb. 44: Der Pohlnische Reichstag 1789 - Radierung, in: Darstellungen.
  • Abb. 45: Die neue polnische Constitution - Radierung, in: Begebenheiten aus der neueren Zeitgeschichte [...], Göttingen 1793.
  • Abb. 46: Die Feyer der großen Revolution Pohlens - Radierung, in: Sechs Blätter zur neueren Geschichte [...] 1793.
  • Abb. 47: Conferenz mit dem Könige von Polen wegen der Eroberung von Mähren - Radierung, in: Zwölf Blätter zur Brandenburgischen Geschichte, 1794.
  • Abb. 48: Der Piast und seine Frau bewirthen zwei unbekante Reisende - Radierung, in: 6 Blätter zur Geschichte von Polen, 1796.
  • Abb. 49: Boleslaw II zwingt die polnischen Frauen, kleine Hunde an der Brust zu tragen - Radierung, in: 6 Blätter zur Geschichte von Polen, 1796.
  • Abb. 50: Ritter vom deutschen Orden - Radierung, in: 6 Blätter zur Geschichte von Polen, 1796.
  • Abb. 51: Rafał Leszczyński erinert den König Sigismund August, daß er nur der erste Bürger des Staates sey - Radierung, in: 6 Blätter zur Geschichte von Polen, 1796.
  • Abb. 52: Sobieski nimt den Tartaren den gemachten Raub wieder ab - Radierung, in: 6 Blätter zur Geschichte von Polen, 1796.
  • Abb. 53: Sobieski endigt die langweilige Unterhaltung mit Leopold auf der Ebne bey Wien 1683 - Radierung, in: 6 Blätter zur Geschichte von Polen, 1796.
  • Abb. 54: Kasimir der Große stürzt auf einer Hirschjagd und stirbt - Radierung, in: 6 Blätter zur Geschichte von Polen, 1796.
  • Abb. 55: Herzog Konrad von Masovien fordert den K. Johann Albrecht zum Zweykampf - Radierung, in: 6 Blätter zur Geschichte von Polen (Schluß), 1797.
  • Abb. 56: Der Hochmeister des Deutschen Ordens läßt Luthern befragen - Radierung, 6 Blätter zur Geschichte von Polen 1797.
  • Abb. 57: Schlägerei - Radierung, in: 6 Blätter zur Geschichte von Polen 1797.
  • Abb. 58: Religions-Gespräch zu Thorn - Radierung, in: 6 Blätter zur Geschichte von Polen, 1797.
  • Abb. 59: Stanisław Leszczyński flüchtet verkleidet von Danzig nach Marienwerder - Radierung, in: 6 Blätter zur Geschichte von Polen 1797.
  • Abb. 60: Suwarow vor [Prag] - Radierung, in: 8 Blätter zur Geschichte Katharina’s II, 1798.
  • Zwischen Bach und Goethe - Daniel Chodowiecki auf einem Wandrelief am Aufgang der Alten Nationalgalerie in Berlin (Ausschnitt).
  • Zwischen Bach und Goethe 2 - Größerer Ausschnitt des Reliefs.
  • Daniel Chodowiecki - Hörspiel von "COSMO Radio po polsku" auf Deutsch - In Zusammenarbeit mit "COSMO Radio po polsku" präsentieren wir Hörspiele zu ausgewählten Themen unseres Portals.

    Daniel Chodowiecki - Hörspiel von "COSMO Radio po polsku" auf Deutsch

    In Zusammenarbeit mit "COSMO Radio po polsku" präsentieren wir Hörspiele zu ausgewählten Themen unseres Portals.
Chodowiecki porträtiert den Fürstprimas, Danzig 1773. Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig. Eine Künstlerfahrt im Jahre 1773 von Daniel Chodowiecki. 108 Lichtdrucke nach den Originalen in der Akademie der Künste in Berlin mit erläuterndem Text und einer Einführung von Professor Dr. W. von Oettingen, Berlin: Amsler & Ruthardt, Kunsthändler, 1895 (Originalzeichnung in der Akademie der Künste, Berlin, Inv. Nr. Chodowiecki 62)
Chodowiecki porträtiert den Fürstprimas, Danzig 1773. Lichtdruck, aus: Von Berlin nach Danzig. Eine Künstlerfahrt im Jahre 1773 von Daniel Chodowiecki, Berlin 1895

Am 20. Juni besuchte er die Dominikanerkirche St. Nikolaus, in der er wegen eines Gottesdienstes nicht lange bleiben konnte, aber Zeit fand, kniende und betende Frauen und Männer zu zeichnen (Abb. 14-16), den Kreuzgang zu besuchen und Altäre und Gemälde zu betrachten. Einen Monat später, am 22. Juli, und zuletzt am 4. August wiederholte er den Kirchenbesuch, um erneut die Gemälde anzusehen, aber auch, um weitere Studien von Gläubigen anzufertigen (Abb. 30-33, 38). Während Chodowiecki die großformatigen und bildmäßig ausgeführten Zeichnungen wie die von der Posthalterei in Donnemörse (Abb. 4) oder die vom Vorstädtischen Graben (Abb. 6) sehr wahrscheinlich erst später nach Skizzen oder ganz aus dem Gedächtnis ausgeführt hat, dürften die kleinen Personenstudien tatsächlich an Ort und Stelle entstanden sein. In der Regel dürfte es sich in der von einer protestantischen deutschen Einwohnerschaft dominierten Stadt Danzig bei den katholischen Geistlichen, Mönchen und Gläubigen um Polen gehandelt haben. Dass dies nicht notwendigerweise so sein muss, liegt auf der Hand. Polen waren mit Sicherheit die drei Flößer, von denen im Lichtdruck von 1895 nur noch eine mit Feder ausgeführte Figur sichtbar ist (Abb. 13). Bei ihnen handelte es sich um die als „Fliß“ (poln. flisak) bekannten, durch ihre Bräuche und ihr raubeiniges Verhalten auffälligen Gestalten des Danziger Stadtbilds, die in der Regel Leibeigene am untersten Rand der Gesellschaft waren und Holz, Getreide und andere landwirtschaftliche Güter aus der polnischen Ebene auf Lastkähnen und Flößen die Weichsel hinunter in den Danziger Hafen schafften.

Mit Vertretern der polnischen Aristokratie kam Chodowiecki erstmals in Berührung, als er am 17. Juni zusammen mit dem Prediger der französischen Gemeinde, Pastor Jean Robert Bocquet, dessen Schwiegermutter Madame Scott, Wirtin eines der besten Danziger Gasthäuser, des Englischen Hauses, besuchte. Man trank Kaffee und anschließend besuchte Chodowiecki den Kaufmann Karl Gottfried Grischow, der im selben Haus einen Laden für englische Waren, Möbel und kolorierte Kupferstiche besaß [17]. Chodowiecki zeichnete sich, Madame Scott und das Ehepaar Bocquet in dem Moment, als sie sich von ihrem Kaffeetisch erhoben hatten, um dem Fürstprimas, der mit seinem Gefolge das Gasthaus verließ, Ehre zu erweisen (Abb. 10). Einen Tag später führte Grischow Chodowiecki bei dem reichen Kaufmann Johann Christian Gerdes ein, der ihn auf der Diele des Kaufmannshauses zusammen mit seiner Frau und den am Tisch spielenden Kindern empfing. Rechts ist das durch Vorhänge geschlossene Himmelbett des Ehepaars zu sehen. Auf dem Sofa am Fenster sitzt Franciszek Antoni Ledóchowski (Franz Graf Ledochowski, 1728-1783), der Starost von Włodzimierz, erkennbar an der polnischen Frisur und von Chodowiecki beharrlich „Starost Ledikowski“ genannt (Abb. 11). 

Durch Vermittlung von Grischow bekam Chodowiecki am 26. Juni einen seiner ersten Porträtaufträge. Er erhielt einen Termin im Haus des Wojewoden von Pommerellen, Ignacy Franciszek Przebendowski (Ignatz Franz Graf Przebendowski, 1731-1791), um dessen Gattin zu porträtieren (Abb. 17). Sie sei, vermerkt Chodowiecki in seinem Tagebuch „eine hübsche Frau von ungefähr 40 Jahren […] Sie spricht gut französisch & deutsch, sie will mir die Bekanntschaft einer anderen polnischen Dame vermitteln, die malt & radiert. Ich begann mit ihrem Porträt & ihr Gemahl gab mir das seine, sehr hübsch in Italien in Miniatur gemalt, damit ich eine Kopie mache, & am Dienstag will er mir eine Sitzung gewähren, um sie zu vollenden. […] Sie hat sich sehr gefreut, einen polnischen Maler [damit war Chodowiecki gemeint] gefunden zu haben.“[18]

Der Vermittlung von Grischow, der einige von Chodowieckis Porträts bei potentiellen Auftraggebern herumgezeigt hatte, verdankte er auch den Kontakt zu Fürstprimas Gabriel Jan Podoski, dem höchsten Repräsentanten Polens in Danzig, den er schon am nächsten Tag als Elfenbein-Miniatur und auf Pergament zeichnete (Abb. 18), um danach später eine Radierung anzufertigen. Anwesend waren auch die Schwägerin des Fürstprimas, Gräfin Podoska, die überaus füllige „Intendantin“ des fürstlichen Haushalts, Madame Öhmchen (ganz links im Bild), und andere Mitglieder der gehobenen Gesellschaft. Weitere Porträtsitzungen, unter anderem beim Wojewoden Przebendowski (Abb. 19) und erneut beim Fürstprimas (Abb. 20), aber auch bei Mitgliedern der französischen Gemeinde und deutschen Kaufleuten und Adligen folgten in den nächsten Tagen. 

Da der Wojewode und seine Frau mit ihren Miniaturen zufrieden waren, empfahlen sie Chodowiecki erneut weiter, diesmal an die Gräfin Anna Czapska (1747-1837), Tochter des Starost Ledóchowski und Ehefrau des Grafen Michał August Czapski (1702-1796).[19] Gräfin Czapska zeichnete er am 8. Juli in Anwesenheit ihres Ehemanns (am linken Bildrand), einer Schwester der Gräfin, Mademoiselle Ledóchowska, und anderer Mitglieder der Gesellschaft (Abb. 22). Der Schwester widmete er ein elegantes, vermutlich aus der Erinnerung gezeichnetes Porträt, wie sie gerade aus einer Tür heraustritt (Abb. 21). Studien einer Demoiselle Chrząszczewska, die ebenfalls bei der Porträtsitzung der Gräfin Czapska anwesend war (Abb. 23, 24), der Gräfin Podoska mit ihrem Begleiter Chevalier du Bouloir und ein anderes Mal mit dem Starost Ledóchowski (Abb. 27, 29), von Fräulein Gousseau, der Erzieherin der Töchter des Grafen Ledóchowski (Abb. 34, 35), sowie des Strażnik Czapski zusammen mit der Starostin Ledóchowska (Abb. 37) schlossen sich an. 

 

[17] Geismeier entschlüsselt in seiner 1994 edierten Ausgabe des Tagebuchs die von Chodowiecki erwähnten Personen in den Anmerkungen.

[18] Daniel Chodowiecki … Das Tagebuch 1994, Seite 41 f.

[19] Die Erinnerungen Chodowieckis an die Personennamen und die Auflösungen von Geismeier weichen in diesem Fall von den polnischen Ahnentafeln ab, die heute auf http://www.sejm-wielki.pl zu finden sind.