Karina Smigla-Bobinski - „I am talking about a complex world.“
Mediathek Sorted
ROUTEN, 2002
TRAUMREISE, 2002
WURMLOCH, 2008
ADA, 2011. Premiere: FILE Electronic Language International Festival, São Paulo.
MORGENSTERN (Abb. 14), 2013 für die länderübergreifende Ausstellung „gast.freund.schaft – sculpture Europe“ in Trier entwickelt, überrascht durch die präzise Konstruktion, mit der Smigla-Bobinski Hunderte von Flugpfeilen im „Schwarzen Loch“ eines im Zentrum liegenden Gravitationsfelds zu einer kugelförmigen Skulptur montiert. Der Schaft dieser Pfeile, Teil des Wortspiels im Ausstellungstitel, verbindet die todbringende Spitze mit den sanften Flugfedern am Pfeilende, zwei Aspekten der „Gastfreundschaft“, die man in unterschiedlichen Verhaltensmustern des Heimat- und des Gastlandes erfahren kann. Ähnlich ambivalent changiert der Werktitel „Morgenstern“ zwischen dem Zweitnamen für den Planeten Venus und der todbringenden mittelalterlichen Kriegswaffe.
Die Auswahl der hier vorgestellten Arbeiten zeigt, dass Karina Smigla-Bobinski sich auf keine künstlerische Form festlegen lässt. Neben klassischen Rauminstallationen arbeitet sie mit Videos, bühnenorientiert, situationsbezogen und an unterschiedlichen Orten, mit Internet-Projekten, Installationen im öffentlichen Raum, Klang, elektronischen ebenso wie mit kinetischen Versuchsanordnungen. Technologien und philosophische Bezugssysteme sind für sie nicht Selbstzweck, sondern allgemein zur Verfügung stehende Mittel, um Themen künstlerisch darzustellen. 2013 sagt sie hierzu im Interview mit Ida Hirsenfelder: „For me the technical solutions are never only formal. […] When I use technical things, I like to use them in a very clear way. I need to use a simple language, because I am talking about a complex world.”
Seit 2005 unterrichtet sie, hält Gastvorträge und leitet weltweit Workshops an Universitäten und bei kulturellen Organisationen. Seit 2013 ist sie Mitglied von DiBari Innovation Design in Florida (USA), einem Design-Studio, in dem Architekten, Künstler und Gestalter an Visionen zukünftiger Städte zusammenarbeiten. Ende 2015 wird sie als Artist in Residence am Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld arbeiten, wo sie sich fachübergreifend und gemeinsam mit Wissenschaftlern aus aller Welt mit der „Ethik des Kopierens“ sowie mit „Genetischen und sozialen Ursachen von Lebenschancen“ auseinandersetzen wird. Anschließend werden die Ergebnisse in einer Ausstellung zu sehen sein.
Axel Feuß, September 2015
Quellen:
Webseite sowie Bild- und Textarchive der Künstlerin: smigla-bobinski.com; smigla-bobinski.tumblr.com; flickr.com/photos/66595551@N04.
Texte von:
- Antje Schmelcher: Dinner for everyone, Die Welt vom 1.8.2000
- Tatjana Schönwälder-Kuntze, 2004
- Cornelia Kleÿboldt, 2005
- Sandra Luzina: Angst im Gepäck, Der Tagesspiegel v. 12.9.2006
- Hanne Weskott, 2008
- Thomas R. Huber, 2004; 2005; 2013; 2014
- Mike Stubbs, 2013; Interview geführt von Ida Hirsenfelder, 2013
- Interview geführt von Catherine Wong, in: Oversize. The mega art and installations, Hongkong 2013, sowie Texte und Auskünfte der Künstlerin.