Galerie „PoKuSa“. Polnische Gegenwartskunst in Wiesbaden
Mediathek Sorted
Polnische Künstler:innen aus Deutschland
Die Räumlichkeiten der Galerie werden auch von in Deutschland ansässigen Künstler:innen polnischer Herkunft genutzt. Bereits in den ersten Jahren des Bestehens der Galerie stellte Magda Klemm aus Warschau, die heute in Berlin lebt, hier ihre Arbeiten aus. Kuratiert wurde die Ausstellung damals von der Malerin Barbara Ahlfeldt, die 2003 auch ihre eigenen, an Surrealismus grenzenden Werke präsentierte. Karl-Karol Chrobok, Absolvent der Akademie der Bildenden Künste in Krakau, der seit 30 Jahren in Köln tätig ist, zeigte Gemälde, die sich durch eine satte Farbschicht bei gleichzeitig scharf herausgearbeiteten Linien und Konturen auszeichnen. Die Künstlerin Ewa Stefanski, Absolventin der Akademie der Bildenden Künste in Posen, die seit 1981 in Frankfurt lebt, gehört zu den Kunstschaffenden, die am häufigsten ihre Werke in der „PoKuSa“ ausstellen. Die erste Ausstellung der Galerie im Jahr 2001 war bereits ihr gewidmet. 17 Jahre später waren ihre Arbeiten Thema der 100. Ausstellung der „PoKuSa“.[3] Auch der Fotograf Maciej Rusinek aus Frankfurt am Main, der immer größere, internationale Anerkennung genießt, ist in der „PoKuSa“ vertreten. Er widmet sich vor allem der Fotografie des Tanztheaters, insbesondere des japanischen Theaters Butoh. Ebenso waren dort Werke von Alicja Horbowa, die in der Nähe von Frankfurt lebt und des Malers und Bildhauers Artur Bart (Bartosik), Absolvent der Akademie der Bildenden Künste in Danzig, der seit Ende der 1980er Jahre in der Region Rhein-Main lebt, zu sehen.
Kunstmarkt
Die Ausstellungen werden von den lokalen Medien wahrgenommen, die sowohl das künstlerische Niveau der Werke als auch das Konzept der Ausstellungen selbst betonen. Die Werke eines Warschauer Künstlerpaars, der Malerin Joanna Krzysztoń und des Fotografen Grzegorz Rogala, bezeichnete der Wiesbadener Kurier als „eine äußerst interessante Ausstellung, eine Galeriekooperation, die ein voller Erfolg war“.[4] Joanna Krzysztoń präsentierte damals 40 kleinformatige Arbeiten, die auf die Geschichte des Kreuzweges Bezug nahmen und stellvertretend für das Leiden und Fühlen eines jeden Menschen standen, während Grzegorz Rogala authentische Episoden aus dem Leben der dargestellten Personen in großformatigen, digital bearbeiteten Fotografien zeigte.
Seit über 20 Jahren haben Ewa Hartmann und ihr sechsköpfiges „PoKuSa“-Team ihr Netzwerk an Kontakten ausgebaut und sich zu einer wichtigen deutschen Partnerinstitution für Künstler:innen aus Polen entwickelt. Die Projekte der Galerie werden von verschiedenen Einrichtungen gefördert, die im Rahmen der Partnerschaft der Städte Wiesbaden und Breslau oder der Regionen Hessen und Großpolen (Wielkopolska) zusammenarbeiten. Wesentlich ist, dass sich die „PoKuSa“, wie jede andere Galerie in der Stadt, selbständig finanzieren kann. Das ist eine große Herausforderung und eine große Leistung zugleich. Bei der Auswahl der Künstler:innen möchte die Galerie einerseits Einblick in außergewöhnliches Kunstschaffen geben, andererseits Käufer:innen für die ausgestellten Werke finden. Der Andrang bei den Vernissagen ist groß, sodass nicht selten mehr Menschen kommen, als in der Galerie Platz finden.
Nach nun über 100 Ausstellungen der „PoKuSa“ haben mehrere hundert Werke ihren Weg in Privatsammlungen in Wiesbaden und Umgebung gefunden. Allein die Kuratorin Ewa Hartmann besitzt zusammen mit ihrem Mann Michael Grus inzwischen mehr als 100 polnische Kunstwerke.
Besonders beliebt ist die alljährliche Adventsausstellung Winterart, während der die Galerie viele kleinformatige Werke zu erschwinglichen Preisen ausstellt, als Kontrapunkt zum Massenkonsum in der Vorweihnachtszeit. Pro Jahr werden fünf bis sechs Ausstellungen organisiert. Bei den Vernissagen kommt man mit den Künstler:innen in Gespräch, trifft Freunde und knüpft neue Kontakte. Und natürlich kann man auch ein Stück der Ausstellung in Form eines neu erworbenen Kunstwerks mit nach Hause nehmen.
[3] Online-Pressedienst der polnischen Redaktion der Deutschen Welle vom 27.02.2019 – Joanna de Vincenz: Setna wystawa w Pokusie, wiesbadeńskim przyczółku sztuki z Polski (Hundertste Ausstellung in Pokusa, dem Wiesbadener Brückenkopf für Kunst aus Polen).
[4] „Wiesbadener Kurier” vom 04.11.2008: Polnische Kunst in Doppelschau.