Galerie „PoKuSa“. Polnische Gegenwartskunst in Wiesbaden
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Auch die lokalen Kunstsammler:innen schätzen die Galerie „PoKuSa“ und ihre Möglichkeiten, insbesondere wegen der Werke polnischer Grafiker:innen, die im Ausland traditionell große Anerkennung genießen. „Menschen aus der ganzen Welt kommen nach Breslau, um Verfahren der Grafik zu studieren, die an dieser Kunstakademie besonders weit entwickelt sind“, betont Ewa Hartmann. Es kann daher vorkommen, dass bisweilen Ausländer:innen, die kein Polnisch sprechen, die größten Talente eines Jahrgangs sind und die besten Diplome haben. Ein Beispiel dafür ist Christoph Nowicki, ein Amerikaner polnischer Herkunft. Er begann als Student an der Breslauer Akademie, wo er heute als Professor tätig ist. Die Galerie „PoKuSa“ stellte seine Werke in der heute seltenen Schabtechnik, einem Tiefdruckverfahren, aus. „Grafische Verfahren unterliegen der ständigen Entwicklung. Der Siebdruck beschränkt sich heute nicht mehr auf Papier“, betont Ewa Hartmann und erinnert an Arbeiten auf Porzellan von Małgorzata Warlikowska, wie beispielsweise die Serie Marilyn jako Trophies, die vor einigen Jahren in Wiesbaden zu sehen war. 2020 präsentierten Majka Dokudowicz und Joannis Anastasiou im Rahmen der Ausstellung „Breslau-Expansion“, mit Werken der besten Studierenden aus dem Atelier von Prof. M. Warlikowska von der Akademie der Bildenden Künste Breslau, eine Metallbox mit grafischem Siebdruck, auf Metall gedruckt und mit Emaille fixiert. Die Siebdrucke ihrer Arbeit mit dem Namen Contain Yourself, Sir basierten auf fotografischen Dokumenten von Polizeigewalt in verschiedenen Ländern der Welt. Das Werk entwickelte sich während der Vernissage zu einer Performance. Am Anfang stand die Box verschlossen, als der Künstler sie anhob, fielen daraus Patronenhülsen, sehr viele Patronenhülsen und die Box nahm die Form eines Kreuzes an. An den Außenseiten auf schwarzem Hintergrund waren eingravierte Namen von Opfern der Polizeigewalt zu sehen.
Polnische Grafiker:innen zeichnen sich durch Experimentierfreude aus. In der Galerie „PoKuSa“ hat Prof. Przemysław Tyszkiewicz, Gewinner des deutschen Daniel-Chodowiecki-Preises, seine ungewöhnlich großformatigen Aquatinta-Radierungen ausgestellt. Die Linolschnitte von Anna Gawlikowska, große Porträts im Format 100 x 100 cm, die mit interessanten Mustern durchsetzt waren, lösten ebenso Begeisterung aus. Große Beachtung wurde Małgorzata Malwina Niespodziewana, die an der Kunstfakultät der Pädagogischen Hochschule in Krakau/Kraków lehrt, für ihre konsequenten Konzeptionen zuteil. Neben einer Einzelausstellung, in der die Künstlerin zwei Serien ihres Schaffens präsentierte, wurden ihre Grafiken, die sich mit feministischen Strömungen in der Kunst befassen, bei mehreren Gruppenausstellungen in der „PoKuSa“ gezeigt.
Künstler:innen, deren Arbeiten einst in der Galerie ausgestellt wurden, erfreuen sich eines wachsenden Erfolgs. Die Arbeiten von Anna Mierzejwska werden inzwischen in der Warschauer Galerie „Zachęta“ ausgestellt, während Małgorzata ET BER Warlikowska international gefeiert wird und ihre Werke u.a. auf der Biennale von Ljubljana präsentiert. Warlikowska beschäftigt sich häufig mit feministischen Themen. An der Akademie der Bildenden Künste in Breslau ist sie Professorin für Siebdruck, eines Verfahrens bei dem Text, Zeichnung und Fotografie schichtweise kombiniert werden. Ihre Serie Brudne sny (Schmutzige Träume), die den Sexappeal von Marilyn Monroe thematisiert, wurde in Wiesbaden breit diskutiert. Regelmäßige Ausstellungsbesucher:innen der „PoKuSa“ erinnern sich auch an Katarzyna Kukułas humorvolle erotische Werke, ihre kunstvollen Akte und ihre Zeichnungen Na węglu (Auf Kohle) oder W malinach (In Himbeeren) aus der Serie Kamasutra po polsku (Kamasutra auf Polnisch).
Barbara Ahlfeldt brachte ebenso wichtige kuratorische Akzente in die Tätigkeit der „PoKuSa“ ein. Unter ihrer Schirmherrschaft präsentierte Monika Krajewska im Jahr 2005 jüdisch inspirierte Misrach-Scherenschnitte, während Hanna Rojkowska Gemälde mit Motiven aus der jüdischen Kultur ausstellte. Die Stadt Posen wurde in Wiesbaden von Jarosław Łukasik vertreten, der Jahre später auch eine weitere Serie seiner Werke in der „PoKuSa“ präsentierte, sowie von Małgorzata Andrzejewska mit einer farbenfrohen, bezaubernden Serie, den Hügeln von Weinbergen gewidmet.