„Malerfürst“ Jan Matejko in der Bundeskunsthalle
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Ein aufsehenerregendes Ereignis war auch Matejkos Schenkung des Gemäldes „Jan III. Sobieski bei Wien“ 1883 an Papst Leo XIII. für die vatikanischen Sammlungen. Nachdem das Gemälde zuvor in Wien ausgestellt worden war, begleitete eine polnische Delegation unter der Führung von Matejko und Tarnowski, dem Rektor der Jagiellonen-Universität, die Schenkung in den Vatikan, wo der Papst den Künstler mit dem Pius-Orden auszeichnete und dem polnischen Volk seinen Segen gab.[36] Die öffentlichen Huldigungen für Makart in Wien und Munkácsy in Budapest waren mit denen für Matejko durchaus vergleichbar, während sich die von Lenbach und Stuck anlässlich von Münchner Festlichkeiten im Rahmen gesellschaftlicher Konventionen bewegten.[37]
Am Ende des Lebens, wenn „der Vorhang fällt“, so das letzte Kapitel der Ausstellung, blieben den europäischen „Malerfürsten“ pompöse Begräbnisse. Als Makart 1884 starb, drängten tagelang Besucherströme in sein Atelier, in dem er aufgebahrt worden war. Die Wiener Gaslaternen waren mit schwarzen Schleiern verhängt. Privat gesammelte Erinnerungsstücke des Malers wurden wie Reliquien verehrt. Leighton erhielt 1896 mit Erlaubnis von Queen Victoria eine beeindruckende Trauerzeremonie und einen Platz in der Krypta der St. Paul’s Cathedral, Bewunderer stifteten ein Kenotaph in der Kathedrale. Munkácsy wurde im Jahr 1900 wie ein Nationalheld nach Budapest überführt und tagelang in der dortigen Kunsthalle aufgebahrt. Dem Trauerzug wurden die Orden und die Malerpalette vorangetragen. Für Lenbach errichteten die städtischen Gremien 1904 auf dem Münchner Westfriedhof ein aufwändiges Mausoleum.[38]
Der Leichenzug für Matejko am 1. November 1893, dem Tausende von Trauernden, Abordnungen aus den drei Teilungsgebieten und dem Ausland folgten, geriet, so Kłak-Ambrożkiewicz, „zu einer patriotischen Demonstration. Der Trauerzug umrundete den Krakauer Markt und zog, begleitet von Kanonenschüssen, zum Friedhof. Auf dem Weg schlossen die Geschäfte und die Händler gingen auf die Straße. Die Familie erhielt Hunderte von Telegrammen, Karten, Widmungen und Trauerkränzen.“[39] Schwarze Fahnen hingen von den Fassaden. Neben historischen Fotografien vom Begräbnis waren in der Bonner Ausstellung silberne Lorbeerkränze mit Kondolenzinschriften und Trauerbänder unter anderem des Wiener Hagenbunds und der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin zu sehen, deren Präsident, der Historienmaler Carl Becker (1820-1900), als einer der ersten per Telegramm kondoliert hatte. Außerdem waren ein Plakat für die Lotterie der Einrichtung des Matejko-Hauses nach dem Entwurf des Malers und Grafikers Józef Mehoffer (1869-1946) von 1899 sowie Fotografien der ersten Ausstellungsräume im Matejko-Haus aus dieser Zeit zu sehen (alle Nationalmuseum Krakau).
Nicht alle der 58 Matejko betreffenden Objekte in der Bonner „Malerfürsten“-Ausstellung konnten hier erwähnt werden. Nicht zuletzt haben die unkomplizierte Zusammenarbeit vor allem mit den Nationalmuseen in Warschau und Krakau und deren großzügige Leihgaben es ermöglicht, die europäische Bedeutung Matejkos im Rahmen dieses Projekts umfassend darzustellen und viele seiner Werke und der ihn betreffenden Objekte erstmals in Deutschland zu zeigen, so die Kuratorinnen, Doris H. Lehmann und Katharina Chrubasik, im Gespräch anlässlich einer für Porta Polonica ermöglichten Führung durch die Ausstellung. Tatsächlich machte die Ausstellung deutlich, dass das Phänomen der „Malerfürsten“ der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts künftig im europäischen Kontext zu betrachten ist und dass auf Leighton, Matejko und Munkácsy vergleichbare künstlerische und kulturhistorische Kriterien anzuwenden sind wie auf die „Malerfürsten“ des deutschen Sprachraums, Makart, Lenbach, Kaulbach und Stuck.
Axel Feuß, Februar 2019
[36] Marta Kłak-Ambrożkiewicz: Jan Matejko – ein anderer Malerfürst, im Ausstellungs-Katalog, Seite 66 f.
[37] Doris H. Lehmann: Huldigungen, im Ausstellungs-Katalog, Seite 255-257
[38] Doris H. Lehmann: Der Vorhang fällt, im Ausstellungs-Katalog, Seite 269-271
[39] Marta Kłak-Ambrożkiewicz: Jan Matejko – ein anderer Malerfürst, im Ausstellungs-Katalog, Seite 68