„Malerfürst“ Jan Matejko in der Bundeskunsthalle
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„Woran aber erkannte man das Werk eines Malerfürsten jenseits seiner Taten wie fürstliche Geschenke? Von den Malerfürsten wurden außergewöhnliche Leistungen erwartet, ihre Werke bereits im Entstehen angekündigt, beworben und mit Zeitungsanzeigen, Aushängen, eigenen Katalogen, Reproduktionen in unterschiedlichen Medien […] erfolgreich vermarktet. Allianzen mit Kunsthändlern […] sicherten den strategisch klugen Ausstellungskünstlern beste Konditionen“.[24] Vor allem Makart und Munkácsy wechselten sich mit rekordverdächtigen Besucherzahlen und Verkaufserlösen anlässlich von Ausstellungstourneen ihrer Historiengemälde ab. In der dritten Sektion zeigte die Bonner Ausstellung unter dem Motto „Marke Malerfürst“ Gemälde, Entwürfe oder zeitgenössische Reproduktionen, die beispielhaft für die Vermarktungsstrategien der jeweiligen Künstlerkarrieren stehen können, darunter von Matejko in Öl ausgeführte Entwürfe für die Monumentalgemälde „Jan III. Sobieski bei Wien/Jan III Sobieski pod Wiedniem“ (1880, Abb. 8) und „Die Jungfrau von Orléans/Dziewica Orleańska“ (1883, beide Nationalmuseum Krakau, Abb. 9), deren endgültige Versionen in den Vatikanischen Museen bzw. im Nationalmuseum Poznań mit Breiten von bis zu neun Metern für die Bonner Ausstellung nicht ausleihbar gewesen wären.
Beide Gemälde gehörten zu einem 1862 begonnenen Bilderzyklus, in dem Matejko seine Interpretation der polnischen Geschichte, die Vergangenheit der Republik und ihren Niedergang, ins Bild setzen wollte. Hierzu gehören Gemälde, die die Polen zur Beschäftigung mit den Ursachen des Niedergangs anregen sollten wie „Skargas Predigt/Kazanie Skargi“ (1864) und „Rejtan – der Fall Polens/ Rejtan – Upadek Polski“ (1866), solche, in denen er „die ruhmvollen Höhepunkte der Geschichte seines Landes beschwor“ wie „Die Schlacht bei Grunwald“, „Die preußische Huldigung/Hołd Pruski“ (beide 1879-82) und „Jan III. Sobieski bei Wien“ (1883), außerdem Themen aus der Geschichte anderer Länder wie das Gemälde „Die Jungfrau von Orléans“ (1886), das der Künstler „den Franzosen als Dank für ihre Gastfreundlichkeit gegenüber den polnischen Emigranten schenken wollte“.[25]
Nach zehnjähriger Ausstellungstätigkeit in Polen bedeutete der Pariser Salon, auf dem Matejko 1865 sein erstes Monumentalgemälde, „Skargas Predigt“, zeigte, für seine Karriere den ersten Schritt zu europaweiter Reputation und Vermarktung. Das Bild wurde mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Zwei Jahre später, 1867, zeigte er auf der Pariser Weltausstellung das rund drei mal fünf Meter große Gemälde „Rejtan – der Fall Polens“, das ebenfalls eine Goldmedaille einbrachte, von Kaiser Franz Joseph I. von Österreich angekauft und anschließend im Wiener Kunstverein ausgestellt wurde, wo es Zehntausende von Besuchern anzog.[26] In der Bonner Ausstellung waren die Goldmedaillen sowie das Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens zu sehen, das Matejko 1867 für „Rejtan“ verliehen worden war – Symbole für wichtige Etappen der Imagebildung des Künstlers (alle aus der Sammlung des Nationalmuseums Krakau). „Rejtan“ und „Die Schlacht bei Grunwald“ waren in der Ausstellung durch zeitgenössische Reproduktionsgrafiken vertreten. Ein Druck von 1882/83 zeigte eine Ausstellung der Monumentalgemälde „Schlacht bei Grunwald“ und „Preußische Huldigung“ im Kunstsalon Unger in Warschau.
[24] Doris H. Lehmann: Marke Malerfürst, im Ausstellungs-Katalog, Seite 179
[25] Marta Kłak-Ambrożkiewicz: Jan Matejko – ein anderer Malerfürst, im Ausstellungs-Katalog, Seite 62
[26] Katharina Chrubasik: Die Malerfürsten und ihre Ausstellungsstrategien; Jan Matejko – Der Malerfürst als Ausstellungskünstler, im Ausstellungs-Katalog, Seite 100 f.