„Malerfürst“ Jan Matejko in der Bundeskunsthalle
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In sieben Kapiteln eröffnete die Ausstellung den Blick auf teils neue, teils erweiterte Kriterien, die für das öffentliche, repräsentative und künstlerische Auftreten der „Malerfürsten“ typisch waren, darunter öffentliche Huldigungen und prunkvolle Begräbnisse, und belegte diese mit Kunstwerken, kulturhistorischen Objekten, historischen Fotografien und Dokumenten. Die Leihgaben wurden aus Museen und von privaten Besitzern aus Deutschland, England, Frankreich, Österreich, Polen, der Schweiz und Ungarn zusammengetragen. Auf die Möglichkeit, die einzelnen Künstler biografisch nacheinander abzuhandeln, hatten die Kuratorinnen bewusst verzichtet. Ihnen ging es darum, innerhalb thematischer Kapitel die Gemeinsamkeiten der sieben „Malerfürsten“ mit Kunstwerken und begleitenden Dokumenten zu belegen und für das Publikum sichtbar zu machen.
Das erste Kapitel der Ausstellung, „Im Palast der Kunst“, behandelte die Häuser, Wohnungen und Ateliers der Künstler in ihrer Funktion als „Bühne und Schauraum eines öffentlichen Lebens“.[19] Während Lenbach, Kaulbach, Stuck und Leighton Künstlervillen in Form repräsentativer Stadtpaläste errichteten, prunkten Makart und Munkácsy vor allem mit ihren üppig eingerichteten Ateliers, in denen sie Künstlerfeste feierten und festliche Soireen abhielten. Matejko hatte 1871 den Geschwistern sein Elternhaus in der Krakauer ul. Floriańska abgekauft und verwandelte es mithilfe des Architekten Tomasz Pryliński (1847-1895) in einen Palast im Florentiner Stil. Er selbst entwarf als Bekrönung des barock geschwungenen Balkons an der Straßenfront einen Baldachin über einer Malerpalette mit Pinseln und Büchern, natürlich als Ausweis seiner beruflichen Tätigkeit und seiner historischen und literarischen Bildung. Im Inneren stattete er das Haus in üppigem, geradezu orientalisch wirkendem Stil mit Möbeln und Sammlungsgegenständen aus, die er größtenteils auf seinen Reisen erworbenen hatte, darunter Textilien, Schmuck, Metallobjekte und Waffen.
Fotografien des Hauses sowie repräsentative Teile der Sammlung waren in der Ausstellung zu sehen. Eine Haube des 18. Jahrhunderts mit Gold- und Metallapplikationen, Samt- und Lederschuhe, ein Krakauer Prunkgürtel, Kaftan und Hose aus rotem Woll- und Seidenstoff sowie eine Tasche aus Samt mit Silberfäden und Pailletten aus dem 19. Jahrhundert repräsentierten Matejkos Kostümsammlung, eine Schüsselvase des 18. Jahrhunderts aus Messing sowie Schmuckstücke des 19. Jahrhunderts seine Sammlung historischer Objekte (alle Nationalmuseum Krakau). Wer denkt, Matejko habe aufgrund der politischen Situation Polens als einer von fremden Mächten besetzten Nation und anders als die übrigen „Malerfürsten“ wohl kaum herrschaftlichen Besuch in seinem Atelier empfangen können, irrt: Anlässlich eines Besuchs Kaiser Franz Josephs von Österreich in Krakau im September 1880 stand auch ein Empfang bei Matejko auf dem Programm. Das Haus wurde festlich geschmückt und der Salon in ein repräsentatives Atelier umgewandelt, in dem unter anderem das Gruppenporträt der Kinder des Künstlers zu sehen war. Der Maler zeigte dem Monarchen Skizzen zu neuen Historiengemälden und schenkte ihm das nicht sehr große Gemälde „Die Zusammenkunft der Jagiellonen-Könige mit Kaiser Maximilian bei Wien/Zjazd królów Jagiellonów z cesarzem Maksymilianem pod Wiedniem“ (1879, heute Privatbesitz Wien).[20] Ein Aquarell des polnischen Malers Juliusz Kossak (1824-1899), „Besuch des Kaisers Franz Joseph im Haus Jan Matejkos/Wizyta cesarza Franciszka Józefa w domu Jana Matejki“ (1881) aus dem Nationalmuseum Krakau (Abb. 1) illustrierte in der Bonner Ausstellung nicht nur den historischen Vorgang, sondern offenbarte auch die fürstliche Ausstattung des Empfangssaals im Hause Matejko.