Solidarni zza Muru – Für Solidarność. Hinter der Mauer
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„...zza Muru / ...hinter der Mauer“ heißt der dritte Themenblock, der Impressionen aus West-Berlin und Menschen zeigt, die diese hochmütige Stadt nicht nur geprägt, sondern ihr auch in zehn Jahren ein „polnisches“ Gesicht verliehen haben, das mit den gängigen Stereotypen und Vorurteilen bricht. Dieser Teil ist ein Dank an die vielen namenlosen (und oft vergessenen) freiwilligen Helfer, ohne die unsere Arbeit nicht möglich gewesen wäre. Dazu schrieb Dr. Piotr Olszówka in seiner Laudatio: „(...) Stefanowskis Fotographien zeigen (...) Menschen, die in einer feindlichen und verängstigtem Umgebung den Geist der Gemeinschaft, der Solidarität entdeckt haben. Es waren Polen und Deutsche, Menschen aus drei Ländern und zwei Nationen.“ Dies ist eine wichtige Aussage, die nicht vergessen werden darf. Besonders heute. In einem Europa voller nationaler Konflikte und neofaschistischer Dummheit.
Der Epilog mit der Überschrift „Up @ Down“ greift nur scheinbar über den Rahmen der Ausstellung hinaus. Er beginnt mit Foto ohne Motiv (in den Ausstellungen in Łódź und Darłowo – einem Spiegel), das all jenen gewidmet ist, die sich am 4. Juni 1989 nicht nur in der Polnischen Militärmission in West-Berlin, sondern auch in Polen für Freiheit und Demokratie ausgesprochen haben. Die weiteren Bilder sind Porträts von Persönlichkeiten, die diese Werte mit der Bildung einer neuen Regierung gefestigt haben. By the way: der Epilog, seine Inhalte und die Art der Präsentation (scheinbar ungeordnet gehängte Fotografien, die erst aus einer gewissen Entfernung betrachtet die Form einer Sinuskurve erkennen lassen) weckten große Emotionen bis hin zur Zensur, wie im Fall der Ausstellung im Dom Polonii in Warszawa (Warschau), als es hieß: „Den Geremek hängt woanders hin – nicht neben Wałęsa“. An einem anderen Ausstellungsort wurden wir sogar aufgefordert, auf den Epilog zu verzichten, da er mit dem Konzept der Gastgeber nicht vereinbar wäre ... Dort hat die Ausstellung dann gar nicht erst stattgefunden.
„Vor dem Vergessen bewahren“ – darin waren sich alle einig, die seit 2012 an der Ausstellung mitgewirkt haben. Wie zeitgemäß klingt dies in einer Zeit, in der man vergisst, dass es zwei deutsche Staaten gegeben hat und eine Mauer, die nicht nur die Stadt, sondern auch die Familien teilte.
Abschließend noch ein Zitat von Dr. Piotr Olszówka: „Sie [die Berliner] unterstützten die Gesellschaft, die nach sechs Monaten Freiheit erneut gezähmt wurde. Ihre Solidarität hat gesiegt. Für 25 Jahre. Ob dauerhaft?“
Last but not least: Die IG Metall stellte nicht nur die Räumlichkeiten ihrer neueröffneten Galerie zur Verfügung: Sie gewährte auch technische Unterstützung. Sie war eine der wenigen Branchengewerkschaften, die der Untergrundbewegung Solidarność aktiv Hilfe zukommen ließen. Auch das sollte man nicht vergessen.
Wojciech Drozdek, Juni 2018
PS: Nach Jahren schrieb meine Bekannte Jadzia Konopacka aus Łódź im April 2018: „Ich erinnere mich an die LKWs mit Hilfsgütern von Euch. Der Theatersaal, in dem unter anderem Mikołajska, die Grabowskis, unser Vetter Edek Wende auftraten, voller Spendenpakete (...). Ich teilte dies den Familien der Internierten mit, damit sie sich dort meldeten, um die Dinge zu bekommen, die sie brauchten. Es wimmelte von Menschen. (...)“