Sławomir Elsner wurde 1976 im polnischen Wodzisław Śląski in Oberschlesien geboren. Mitte der Achtzigerjahre übersiedelte er mit seinen Eltern nach Deutschland. Von 1995 bis 2002 studierte er Bildende Kunst an der Kunsthochschule Kassel, seit 2001 als Meisterschüler bei Norbert Radermacher. Er schafft Zeichnungen, Aquarelle und Gemälde in umfangreichen, konzeptionell angelegten Serien. Werke von ihm befinden sich bedeutenden deutschen Museen und Sammlungen in München, Dresden, Bremen, Witten, Stuttgart und Frankfurt am Main. Bekannt wurde er zuletzt mit großformatigen, analysierenden Farbstiftzeichnungen nach Gemälden Alter Meister und der Klassischen Moderne. Vertreten wird er von Galerien in Dresden und Zürich. „Präzision und Unschärfe“ im Museum Wiesbaden vom 5. November 2021 bis 6. März 2022 mit 69 seit 1999 entstandenen Werken ist die erste monografische Ausstellung des Künstlers in einem deutschen Museum. Ausstellungen zu einzelnen Aspekten waren zuvor u. a. im Münchner Lenbachhaus, in den Bremer Museen in der Böttcherstraße, im Berliner Künstlerhaus Bethanien sowie weltweit in privaten Galerien zu sehen. Der Künstler lebt und arbeitet in Berlin.
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Abb. 1: Aus der Serie „Slawomir“, 1999
Abb. 2: Aus der Serie „Slawomir“, 1999
Abb. 3: Aus der Serie „Slawomir“, 1999
Abb. 4: Aus der Serie „Slawomir“, 1999
Abb. 1: Aus der Serie „Slawomir“, 1999
Abb. 2: Aus der Serie „Slawomir“, 1999
Abb. 3: Aus der Serie „Slawomir“, 1999
Abb. 4: Aus der Serie „Slawomir“, 1999
Abb. 5: Aus der Serie „Slawomir“, 1999
Abb. 6: Aus der Serie „Slawomir“, 1999
Abb. 7: Aus der Serie „Slawomir“, 1999
Abb. 8: Aus der Serie „Slawomir“, 1999
Abb. 5: Aus der Serie „Slawomir“, 1999
Abb. 6: Aus der Serie „Slawomir“, 1999
Abb. 7: Aus der Serie „Slawomir“, 1999
Abb. 8: Aus der Serie „Slawomir“, 1999
Abb. 9: Slawomir, 1999
Abb. 10: 1. November #1, 1999
Abb. 11: Ausstellungsansicht
Abb. 12: Windows on the World 5, 2008
Abb. 9: Slawomir, 1999
Abb. 10: 1. November #1, 1999
Abb. 11: Ausstellungsansicht
Abb. 12: Windows on the World 5, 2008
Abb. 13: Windows on the World 9, 2010
Abb. 14: Ausstellungsansicht
Abb. 15: Ausstellungsansicht
Abb. 16: Ausstellungsansicht
Abb. 13: Windows on the World 9, 2010
Abb. 14: Ausstellungsansicht
Abb. 15: Ausstellungsansicht
Abb. 16: Ausstellungsansicht
Abb. 17: Just Watercolors (004), 2015
Abb. 18: Just Watercolors (070), 2020
Abb. 19: Just Watercolors (078), 2020
Abb. 20: Ausstellungsansicht
Abb. 17: Just Watercolors (004), 2015
Abb. 18: Just Watercolors (070), 2020
Abb. 19: Just Watercolors (078), 2020
Abb. 20: Ausstellungsansicht
Abb. 21: Just Watercolors (050), 2018
Abb. 22: Just Watercolors (063), 2019
Abb. 23: Ausstellungsansicht
Abb. 24: Ausstellungsansicht
Abb. 21: Just Watercolors (050), 2018
Abb. 22: Just Watercolors (063), 2019
Abb. 23: Ausstellungsansicht
Abb. 24: Ausstellungsansicht
Abb. 25: Ausstellungsansicht
Abb. 26: Selbstbildnis, 2021 (nach Jawlensky)
Abb. 27: Liebespaar, 2021 (nach Mueller)
Abb. 28: Ausstellungsansicht
Abb. 25: Ausstellungsansicht
Abb. 26: Selbstbildnis, 2021 (nach Jawlensky)
Abb. 27: Liebespaar, 2021 (nach Mueller)
Abb. 28: Ausstellungsansicht
Abb. 29: Ausstellungsansicht
Abb. 30: Das Mädchen mit dem Perlenohrring, 2018 (nach Vermeer)
Abb. 31: Das Mädchen mit den Perlenohrringen, 2018 (in Anlehnung an Vermeer)
Lichtphänomene stehen auch im Zentrum mehrerer Serien von Farbstiftzeichnungen, die zwischen 2003 und 2010 nach eigenen oder fremden Fotografien entstanden und von denen einzelne Beispiele in der Wiesbadener Ausstellung zu sehen sind. Die abgebildeten Lichtspektakel gehen auf Katastrophen zurück wie die neunzehnteilige Serie „Landschaft“ (2003) und die 2004–2005 entstandene zwölfteilige Folge „Feuerwerk und Luftabwehr“, die nach Aufnahmen von Silvesterfeuerwerk und nach Kriegsfotografien aus dem Kosovo und dem Irak gezeichnet sind. Letztere zeigen abwechselnd und in mittelgroßem Format Licht- und Farbeffekte von friedlicher Pyrotechnik und von kriegerischen Handlungen, die kaum voneinander zu unterscheiden sind. 2005-07 übertrug Elsner in 17 Arbeiten mit dem Serientitel „Unsere Sonnen“ die Lichterscheinungen von Atomexplosionen aus Pressefotos in das Medium der Farbstiftzeichnung. Analog zu den Fotografien bleiben die vom gleißenden Licht überstrahlten Flächen weiß, wie die in der Ausstellung gezeigte Arbeit „270 Kilotons“ zeigt. Das Bild eines in dunkler Nacht in Warschau brennenden Automobils gehört zu einer 2009 entstandenen dreiteiligen Serie mit dem Titel „Paris, Berlin, Warszawa“ (alle Abb. 11 ). Mit lapidaren Titeln, die alle Möglichkeiten der Interpretation offen lassen, arbeitet Elsner hier an einer Ästhetik des Schreckens, deren Thematik an Andy Warhols Serie „Death and Disaster“ (1962–1965) und vor allem an dessen mehrfach variierte und ebenfalls nach Pressefotos gearbeitete Siebdrucke „Atomic Bomb“ und „Car Crash“ erinnert.
Größere Distanz als nur durch die Titel schuf Elsner in seinen Arbeiten zu der im kollektiven Gedächtnis wohl am tiefsten verankerten Katastrophe der vergangenen Jahrzehnte, den Terroranschlägen auf das New Yorker World Trade Center am 11. September 2001. Anstatt auf die bekannten Pressebilder der brennenden und schließlich einstürzenden Twin Towers griff er in seiner 2008 bis 2010 geschaffenen großformatigen Farbstiftserie „Windows on the World“ auf eigene, wenige Monate vor dem Anschlag entstandene Fotografien zurück. In der elfteiligen Serie, von der vier Arbeiten in Wiesbaden zu sehen sind (Abb. 12–15 ), verwendete er Aufnahmen als Vorlagen, die er selbst 2001 aus den Fenstern des gleichnamigen Clubs Windows on the World im 107. Stockwerk des Nordturms der Gebäude in alle Himmelsrichtungen über New York sowie im Inneren des Bar-Restaurants fotografiert hatte. Auch hier bilden die Lichteffekte und die aus den Nachtaufnahmen resultierenden Unschärfen und Farbverfälschungen den Gesamteindruck.
Während sich Warhol in den Sechzigerjahren für die Popularisierung von Bildmedien und die aus ihnen entstehende Sensationslust interessierte und aus dieser Thematik neue ikonische Bildwelten schuf, analysiert man heute die Erzählstränge und Headlines schlagkräftiger Bilder in ihren Beziehungen zu den verschiedenen Ebenen des kollektiven Gedächtnisses. In der aktuellen überbordenden Medien- und Informationswelt stehen Bildikonen eher als Auslöser für Erinnerungen und Emotionen, zu denen sich in Printmedien und im Internet mehr oder minder austauschbare Erzählungen, Analysen und Subtexte hinzugesellen. Elsner hinterfragt und analysiert solche Bildikonen, Pressebilder und Privatfotografien mit künstlerischen Mitteln, indem er ihre Komposition, ihre Farbigkeit und ihren emotionalen Gehalt minutiös, in wochenlanger Arbeit und mit hoher Konzentration in dichte Schraffuren aus präzisen Linien mit immer neuen Farbstiften und in großes Format überträgt.
Sławomir Elsner in der Schausammlung des Museums Wiesbaden, 2021 (im Hintergrund Alexej von Jawlensky: Spanierin, 1913)
Agata Madejska wurde 1979 in Warschau geboren. 1992 zog sie mit ihrer Familie nach Deutschland. Sie studierte an der Folkwang Universität der Künste in Essen und am Royal College of Art in London.
Roland Schefferski wurde 1956 in Kattowitz/Katowice geboren. Von 1971 bis 1976 besucht er das künstlerische Gymnasium in Breslau/Wrocław. Anschließend studiert er dort von 1976 bis 1981 freie Kunst an...