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Józef Szajna in Maczków

Józef Szajna, 1995

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  • Abb. 1: Józef Szajna, polnischer Künstler und Theatermacher - Im KZ Auschwitz und in Buchenwald inhaftiert, war nach der Befreiung in der 1945-1948 Maczków genannten Stadt Haren an der Ems.
  • Abb. 2 a: Profilbild - Aus jungen Jahren.
  • Abb. 2 b: An der Ostseeküste in Debki - Rechts: J. Szajna.
  • Abb. 2 c: Als Pfadfinder - Rechts: J. Szajna.
  • Abb. 3: Fotos nach der Internierung im KZ Auschwitz - Als Häftling Nr. 18729.
  • Abb. 4: Brief aus Auschwitz - An seinen Vater und seine Geschwister.
  • Abb. 5: Brief aus Aschwitz - An seinen Vater.
  • Abb. 6: ID-Karte des Polnischen Verbands für Lübeck und den Bezirk - Inhaftierung im KZ Buchenwald als Häftling Nr. 41408 bescheinigt.
  • Abb. 7: Aus dem Fenster schauend - In Maczków (Haren) an der Ems.
  • Abb. 8: Auf der Terrasse mit Buch - Maczków (Haren) an der Ems.
  • Abb. 9: Am Fluss Ems - In Maczków.
  • Abb. 10: In den Fluss springend - Maczków (Haren) an der Ems.
  • Abb. 11: Posierend vor der Ems. - In Maczków (Haren).
  • Abb. 12: Siegerpose -
  • Abb. 13: Posierend vor der Ems 2 - Im Hintergrund die Brücke über die Ems.
  • Abb. 14: Vor einem Fußballspiel in Maczków - In der Aufstellung vierter von rechts.
  • Abb. 15: Gruppenfoto vor der Kulisse von Maczków - J. Szajna in der Mitte; links: Janusz Urban, rechts: n.n.
  • Abb. 16: Gruppenfoto 2 - Józef Szajna ist der Vierte von links.
  • Abb. 17: Gruppenfoto 3 in Maczków (Haren) - Erster von links: Józef Szajna.
  • Abb. 18: Gruppenfoto 4 in Uniform - Maczków (Haren), rechts im Bild.
  • Abb. 19: Umgeben von Frauen und Männern - Józef Szajna in der Mitte in Maczków (Haren) an der Ems.
  • Abb. 19 a: Porträt von Stefan Sękowski - Farbstifte auf Papier, 38 x 27 cm, Maczków (Haren).
  • Abb. 20: Studienproben - Józef Szajna (links) und Waldemar Nowakowski in Kraków als Studenten der Akademie der Schönen Künste.
  • Abb. 20 a: Portraitfoto - Aufgenommen in Krakau.
  • Abb. 20 b: Beerdigung von Prof. Karol Frycz - Krakau. In der Mitte: J. Szajna. Rechts hinten: der Erzbischof von Krakau Karol Wojtyla.
  • Abb. 20 c: Portraitfoto 2 - Aufgenommen in Warschau.
  • Abb. 20 d: Portraitfoto 3 - Aufgenommen an seinem 85. Geburtstag.
  • Abb. 21: Skulptur „Himmelsleiter“ - Ausstellung im Zentrum für polnische Skulptur in Orońsko.
  • Józef Szajna - Hörspiel von "COSMO Radio po polsku" auf Deutsch - In Zusammenarbeit mit "COSMO Radio po polsku" präsentieren wir Hörspiele zu ausgewählten Themen unseres Portals.

    Józef Szajna - Hörspiel von "COSMO Radio po polsku" auf Deutsch

    In Zusammenarbeit mit "COSMO Radio po polsku" präsentieren wir Hörspiele zu ausgewählten Themen unseres Portals.
Józef Szajna, 1995
Józef Szajna, 1995

Selten hat das, was man als „Ironie der Geschichte“ bezeichnet, eine solche Bedeutung erfahren: Das Lager Oberlangen wurde ausgerechnet von Polen befreit, und zwar von der unter den alliierten Verbänden kämpfenden Ersten Panzerdivision des Generals Stanisław Maczek. Die Verblüffung und die Freude müssen geradezu dramatisch gewesen sein, als die polnischen Soldaten völlig unerwartet auf junge polnische Mädchen und Frauen stießen und gemeinsam mit ihnen das Kriegsende feiern konnten. Nur einige Monate später fand eine Massenhochzeit mit über achtzig Paaren statt, nach der später zahlreiche Kinder geboren wurden. Die Stadt erhielt zu Ehren des Generals Maczek den polnischen Namen Maczków sowie eine komplette polnische Verwaltung und Infrastruktur. Auch die Straßennamen wurden ins Polnische geändert. Es gab Kindergärten, Schulen, ein Gymnasium, an dem Szajna Abitur machte, zwei Theater, polnische Bibliotheken und Zeitschriften. Handwerksbetriebe sorgten für den täglichen Bedarf. Das gesellschaftliche Leben war rege. Die Menschen schienen dort glücklich zu sein, und Maczków, für kurze Zeit ein polnisches Paradies in der Fremde, wirkte auf die anderen Polen in Deutschland wie ein Magnet.

Auch Józef Szajna hat hier eine Atmosphäre angetroffen, die er später als seine Wiedergeburt bezeichnete. Bereits nach einem Jahr Aufenthalt in „Klein-Polen“ an der Ems fand er zu seiner alten athletischen Erscheinung zurück, worauf er, betrachtet man die Fotografien von seiner Zeit an der Ems, stolz war. Hier, im polnischen Paradies auf Zeit auf dem Gebiet der Täter, entstand sicherlich auch seine Lebensmission, die auf dem niemals wirklich überwundenen Komplex des eigenen Überlebens basierte. „Wenn ich schon unter solchen unglaublichen Bedingungen überlebt habe“, berichtete er später in zahlreichen Gesprächen und Interviews, „dann möchte ich meine Erfahrungen als Mahnung weiterreichen“. Er wählte dazu die Mittel der bildenden Kunst und des Theaters. Bereits 1947 begann er mit dem Studium an der Krakauer Kunstakademie. Rasch wurde er zu einem der bekanntesten Künstler und Theatermacher der Moderne in Polen und in einem Atemzug mit Jerzy Grotowski sowie Tadeusz Kantor genannt, mit dem er sich persönlich jedoch nie verstand. 

Sein Gesamtwerk erreichte Ende der 1970er-Jahre internationale Bedeutung. Seine Gemälde, Theaterstücke und Installationen wurden weltweit, auch in Deutschland, präsent. Aus heutiger Perspektive ist dabei bemerkenswert, dass Szajna in seiner Kunst niemals direkt über den Tod sprechen wollte, sondern sich auf eine „Hinwendung zur Zukunft“ konzentrierte, „zu Begriffen, die mit dem durch den Krieg unterbrochenen Paradigma der Moderne in Verbindung standen, die das Dunkel der jüngsten Erfahrungen vergessen ließen“[3]. Dabei hat er sich stets gegen die Vereinfachung und Schematisierung des Blicks auf die Täter und auf die Lebenswelten nach dem Krieg eingesetzt, ohne freilich sein Überlebenstrauma jemals endgültig hinter sich lassen zu können. Józef Szajna ist am 24. Juni 2008 in Warschau gestorben.

 

Jacek Barski, Oktober 2016

 

 

Weiterführende Informationen zum Werk von Józef Szajna (polnisch):

www.jozefszajna.eu

http://teatr-rzeszow.pl/project/szajna-galeria/

http://culture.pl/pl/tworca/jozef-szajna

 

[3]  Anda Rottenberg, Der Künstler blickt auf den Krieg, in: Tür an Tür, Katalog zur Ausstellung „Polen-Deutschland. 1000 Jahre Kunst und Geschichte.“, Berlin, Warszawa, Köln 2011, Seite 621