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Aleksander Gierymski

Witold Pruszkowski (1846-1896): Porträt Aleksander Gierymski, München 1889. Öl auf Leinwand, 53 x 41 cm.

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  • Abb. 1: Im Atelier des Künstlers - Öl auf Holz, 32 x 24,5 cm.
  • Abb. 2: Das Moraspiel, 1874 - Öl auf Leinwand, 80 x 109 cm.
  • Abb. 3: Jüdische Frau mit Orangen - Öl auf Leinwand, 65 x 54 cm.
  • Abb. 4: In der Gartenlaube - Öl auf Leinwand, 137 x 148 cm.
  • Abb. 5: Die Anlegestelle von Solec (Skizze) - Öl auf Leinwand, 19 x 27,5 cm.
  • Abb. 6: Eingangsportal in der Altstadt - Öl auf Leinwand, 64 x 49 cm.
  • Abb. 7: Gruppenporträt mit Alexander Gierymski, Fotograf: Jan Mieczkowski - Aleksander Gierymski (rechts), Stanisław Witkiewicz (links) und Antoni Sygietyński (Mitte) bei der Betrachtung eines Gemäldes.
  • Abb. 8: Posaunenfest I - Öl auf Leinwand, 47 x 64,5 cm.
  • Abb. 9: Sandausgräber - Öl auf Leinwand, 50 x 66 cm.
  • Abb. 10: Der Max-Joseph-Platz in München bei Nacht - Öl auf Leinwand, 75,5 x 61 cm.
  • Abb. 11: Der Wittelsbacherplatz in München bei Nacht - Öl auf Leinwand, 67 x 52 cm.
  • Abb. 12: Angelus - Öl auf Leinwand, 223 x 168 cm.
  • Abb. 13: Der Louvre bei Nacht I - Öl auf Leinwand, 120,5 x 76,5 cm.
  • Abb. 14: Die Pariser Oper bei Nacht I - Öl auf Leinwand, 161 x 129,4 cm.
  • Abb. 15: Abend an der Seine - Öl auf Leinwand, 122,5 x 187 cm.
  • Abb. 16: Der Bauernsarg - Öl auf Leinwand, 141 x 195 cm.
  • Abb. 17: Die Ludwigsbrücke in München - Öl auf Leinwand, 81 x 60 cm.
  • Abb. 18: Die Ecke am Plönlein in Rothenburg - Öl auf Leinwand, 80 x 61 cm.
  • Abb. 19: Das Innere der Basilika San Marco in Venedig - Öl auf Leinwand, 110 x 78 cm.
Witold Pruszkowski (1846-1896): Porträt Aleksander Gierymski, München 1889. Öl auf Leinwand, 53 x 41 cm.
Witold Pruszkowski (1846-1896): Porträt Aleksander Gierymski, München 1889. Öl auf Leinwand, 53 x 41 cm.

Nachdem er bereits während seiner Zeit in Rom mehrfach nach Warschau gereist war, siedelte Aleksander Gierymski im Frühjahr 1880 in seine Heimat über. 1882 vollendete er dort das Gemälde In der Gartenlaube (Abb. 4), das er seit 1875 in Italien mit zahlreichen bildmäßig ausgeführten Detailstudien[5] vorbereitet hatte und in denen er Arrangements und Einzelheiten aus der Natur erprobte, vor allem aber Lichtreflexe und Farbphänomene des späteren vollkommen impressionistisch gemalten Ölbildes analysierte. Das Gemälde blieb nicht nur aufgrund seines Malstils für lange Zeit eine Ausnahme in Gierymskis Werk, sondern auch wegen der Rokoko-Kostüme, in die er die wie in einer Theaterszene agierenden Personen gekleidet hatte. Damit war er ein einziges Mal seinem Bruder Maksymilian gefolgt, der in den Jahren zuvor in München mit Reiterszenen in Kostümen des 18. Jahrhunderts berühmt geworden war.

Das elegante Genre, die Kostümbilder im Stil der Renaissance und des Rokoko, sagten Gierymski jedoch auf Dauer nicht zu. In Warschau wandte er sich stattdessen malerisch wie auch inhaltlich dem Realismus zu, der von dem Maler Stanisław Witkiewicz (1851-1915) und dem Literatur-, Musik- und Theaterkritiker Antoni Sygietyński (1850-1923) in der Warschauer geographischen Wochenschrift Wędrowiec (dt. Wanderer) propagiert wurde. Beide hatte Gierymski Jahre zuvor während eines längeren Aufenthalts in Warschau kennen gelernt (Abb. 7). Jetzt erschienen seine Illustrationen in dieser Zeitschrift. Gierymski konzentrierte sich vor allem auf Stadtlandschaften aus den ärmeren Vierteln von Warschau, der Altstadt, aus Powiśle und Solec (Abb. 5, 6), die wie Bildreportagen wirken und die er mit Alltagsszenen belebte. Mit der Genauigkeit des Beobachters und ohne jede Dramatik hielt er Porträts einfacher Leute wie der Jüdischen Orangenverkäuferin (Abb. 3),[6] religiöse Rituale wie das jüdische Posaunenfest (Abb. 8) oder Arbeitssituationen wie die Sandausgräber am Ufer der Weichsel (Abb. 9) fest. 1884 begab er sich nach Wien, um eine Neurose behandeln zu lassen (die an seinem Lebensende zu geistiger Umnachtung führte), und verbrachte Kur- und Malaufenthalte an der belgischen Nordseeküste. Ab 1885 lebte er wieder in Italien, wechselnd in Padua, Venedig, Florenz und Rom.

1888 ging Gierymski wieder nach München. Er blieb bis 1890, kehrte aber 1895 und 1897 erneut in die bayerische Hauptstadt zurück. Von dort aus unternahm er Fahrten zum Studium der Freilichtmalerei nach Schleißheim, in die bayerischen Alpen sowie nach Kufstein und Rattenberg in Tirol. Erneut wechselte er seinen Malstil. Schon in frühen Jahren an Lichteffekten in der Malerei interessiert, konzentrierte er sich nun auf Nachtansichten. Anders als in Warschau beschäftigte er sich mit den repräsentativen Vierteln Münchens, dem Max-Joseph-Platz und dem Wittelsbacher Platz (Abb. 10, 11), beide unweit der Münchner Residenz westlich und südlich des Hofgartens gelegen, und der 1890/91 erneuerten und von Pylonen und Statuen gesäumten Ludwigsbrücke über die Isar (Abb. 17). Die Personenstaffage ist eher elegant, auch wenn Alltagsmotive wie ein Karren führender Mann mit Hund vorkommen. Der Malstil ist naturalistisch, versucht also die Lichteffekte durch die Verwendung feiner Farbpartikel möglichst naturgetreu einzufangen. Motivisch ebenso wie stilistisch folgte Gierymski damit dem Geschmack des gehobenen Bürgertums dieser Zeit, wenn man etwa an die gleichzeitigen Berliner Nachtansichten von Lesser Ury (Unter den Linden nach dem Regen, 1888) oder die in dieser Zeit beliebten Mondscheinbilder denkt.

[5] Studie eines Zylinders (Studium do obrazu "W altanie" [z cylindrem]), 1875, Öl auf Leinwand, 57,5 x 41 cm, Nationalmuseum Warschau (http://cyfrowe.mnw.art.pl)

[6] Das Gemälde Jüdische Frau mit Orangen, 1880/81, wurde zwischen 1939 und 1945 von den Nationalsozialisten aus dem Nationalmuseum in Warschau geraubt, gelangte offenbar 1948 in die Hände eines deutschen Kunstsammlers und tauchte 2010 auf einer Auktion des Auktionshauses Eva Aldag in Buxtehude auf. Es wurde im Juli 2011 an das Nationalmuseum Warschau restituiert (http://www.lootedart.com, http://www.culture.pl).