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Roland Schefferski - Künstlerische Strategien zum kulturellen Gedächtnis

Roland Schefferski

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  • Abb. 1: Wiedergewonnen aus dem Gedächtnis - Ausstellung Roland Schefferski. Wiedergewonnen aus dem Gedächtnis, Konzept Museum Galerie, Berlin 1994.
  • Abb. 2: Zehn Gebote - Ausstellung Roland Schefferski. Ausgelöschte Bilder, Antiquitätenladen David Kirby, Berlin 1997.
  • Abb. 3: Ausgelöschte Bilder, 2 - Ausstellung Roland Schefferski. Ausgelöschte Bilder, Antiquitätenladen David Kirby, Berlin 1997.
  • Abb. 4a: Proletaryat - Ausstellung Roland Schefferski. Fragmentaryczność Pamięci/ Fragmentierung des Gedächtnisses, Antiquitätengeschäft, Danzig/Gdańsk 1998.
  • Abb. 4b: Proletaryat, 2 - Ausstellung Roland Schefferski. Fragmentaryczność Pamięci/ Fragmentierung des Gedächtnisses, Antiquitätengeschäft, Danzig/Gdańsk 1998.
  • Abb. 5: Danzigerinnen, Detail. - Ausstellung "Geschehnisse, die ungenannt bleiben", Museum Ostdeutsche Galerie, Regensburg 2000.
  • Abb. 6a: Ausstellung Geschehnisse, die ungenannt bleiben - Anlässlich der Verleihung des Förderpreises zum Lovis-Corinth-Preis.
  • Abb. 6b: Ausstellung Geschehnisse, die ungenannt bleiben, 2 -
  • Abb. 7a: Sediment I und II, 1999-2000 - Ausstellung Roland Schefferski "Empty Images", Centrum Sztuki Współczesnej Łaźnia, Danzig 2007.
  • Abb. 7b: Sediment I und II, 1999-2000 - Ausstellung, Danzig 2007.
  • Abb. 8: Mach dir dein eigenes Bild von Berlin/ Stwórz sobie własny obraz Berlina - Plakataktion anlässlich der Berlin-Tage 2000 in Warschau.
  • Abb. 9: Berliner, 2000/2012 - Berlińczycy, Muzeum Narodowe w Krakowie, Krakau 2012.
  • Abb. 10: Enklawa/Enklave - Anlässlich der Ausstellung Dialog Loci. Sztuka w zagubionym miejscu/Dialog Loci. Kunst an einem verlorenen Ort, Kostrzyn nad Odrą 2004.
  • Abb. 11a: Das betrifft dich - Anlässlich des internationalen Kunstprojekts Słubfurt City?, Frankfurt (Oder ) / Słubice, 2004/05.
  • Abb. 11b: Das betrifft dich, 2 - Anlässlich des internationalen Kunstprojekts Słubfurt City?, Frankfurt (Oder ) / Słubice, 2004/05.
  • Abb. 12: Gespräch im grünen Bereich, auf der von Christian Hasucha errichteten Plattform "Die Insel", Berlin-Neukölln - Anlässlich der Stadtkunstreihe Okkupation.
  • Abb. 13a: Was macht ein Tannenbaum … - Anlässlich des Kunstprojekts "An die Arbeit"; Garten des Kunstvereins LandKunstLeben e.V., ehem. Schlossgarten Steinhöfel/Brandenburg, 2006.
  • Abb. 13b: Was macht ein Tannenbaum …, 2 - Anlässlich des Kunstprojekts "An die Arbeit"; Garten des Kunstvereins LandKunstLeben e.V., ehem. Schlossgarten Steinhöfel/Brandenburg.
  • Abb. 14a: Unser Garten - Anlässlich des Kunstprojekts Blühende Landschaften, Zempow/Brandenburg 2008; Bauerngarten auf dem Buchfinkenhof.
  • Abb. 14b: Unser Garten, 2 - Anlässlich des Kunstprojekts "Blühende Landschaften", Zempow/Brandenburg 2008; Bauerngarten auf dem Buchfinkenhof.
  • Abb. 15a: Inwentaryzacja/Bestandsaufnahme - Muzeum Ziemi Lubuskiej, Zielona Góra.
  • Abb. 15b: Inwentaryzacja/Bestandsaufnahme, 2 - Muzeum Ziemi Lubuskiej, Zielona Góra.
  • Abb. 16a: reKonstruktion, Innenansicht - Im Pomonatempel, Belvedere, Potsdam; erbaut 1800 von Karl Friedrich Schinkel, nach Kriegszerstörung 1992/93 wieder aufgebaut, 2009 restauriert.
  • Abb. 16b: reKonstruktion, Außenansicht - Im Pomonatempel, Belvedere, Potsdam; erbaut 1800 von Karl Friedrich Schinkel, nach Kriegszerstörung 1992/93 wieder aufgebaut, 2009 restauriert.
  • Abb. 17a: Empty Images, 2000/2006 - Los Angeles Times, 4. August 2000.
  • Abb. 17b: Empty Images, 2000/2006 - Bild (Berlin), 12. Januar 2006.
  • Abb. 18a: Financial Time(s), 2012 - Collegium Polonicum, Słubice.
  • Abb. 18b: Financial Time(s), 2012, Ansicht 2 - Collegium Polonicum, Słubice.
  • Abb. 19a: Aus dem Leben von Europäern - Ausstellung "Recall", Muzeum Ziemi Lubuskiej, Zielona Góra.
  • Abb. 19b: Aus dem Leben von Europäern, 2 - Ausstellung "Recall´", Muzeum Ziemi Lubuskiej, Zielona Góra.
  • Simone Froboese: Roland Schefferski - To dotyczy ciebie/Das betrifft dich, Divine Film.

    Simone Froboese: Roland Schefferski

    To dotyczy ciebie/Das betrifft dich, Divine Film.
Roland Schefferski
Roland Schefferski

Mit zwei Projekten knüpft er an seine künstlerischen Untersuchungen zum kulturellen Gedächtnis vom Ende der Neunzigerjahre an. 2003 präsentiert er unter dem Titel Inwentaryzacja/Bestandsaufnahme im Lebuser Landesmuseum in Zielona Góra, dem früheren Grünberg, kulturhistorische Objekte aus dem Museumsmagazin, die deutscher Herkunft sind (Abb. 15 a, b). Dabei geht es dem Künstler nicht um eine Dokumentation der Objekte, sondern um die „Bestandsaufnahme“ jener Gedanken und Reflexionen, die sie bei den polnischen und deutschen Besuchern auslösen.[15] Eine von ihm organisierte Fragebogen-Aktion bestätigt die Präsenz dieser Gegenstände im kulturellen Gedächtnis beider Besuchergruppen.[16] Eine Gesprächsrunde mit geladenen Künstlern, Kulturmanagern und Geisteswissenschaftlern fördert zwar „Polemik, Emotionen und nationalen Stolz“ zutage, findet aber „immer wieder zurück zur Kunst und zur persönlichen Ebene des menschlichen Erlebens.“[17] 2009 zeigt Schefferski unter dem Titel reKonstruktion im wiederhergestellten Pomona-Tempel unterhalb des Belvedere auf dem Pfingstberg in Potsdam eine Diainstallation mit Bildern des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Schinkel-Baus (Abb. 16 a, b), um das Kriegsgeschehen an diesem besonderen Ort dem kulturellen Gedächtnis der Besucher wieder zugänglich zu machen.

Im Jahr 2000 beginnt Schefferski eine bislang nicht beendete Werkreihe mit dem Titel Empty Images, die formal an die Ausgelöschten Bilder von 1997/98 anschließt. Im Zentrum der neuen Arbeiten steht der manipulative Charakter von Bildmedien. Aus den Titelseiten der Los Angeles Times, der Berliner Zeitung und der Bild schneidet der Künstler Bilder aus (Abb. 17 a, b), um darauf hinzuweisen, dass diese den betreffenden Text nicht nur illustrieren, sondern auch inhaltlich beeinflussen können.[18] Bei Arbeiten mit der Zeitung Financial Times, die er in der gleichnamigen Installation 2012 im Collegium Polonicum in Słubice zeigt, legt er tiefere Schichten der Zeitungsausgabe frei, um Abbildungen aus dem hinteren Teil mit dem Text der Titelseite zu konfrontieren (Abb. 18 a, b).

2011 erhält er vom Lebuser Landesmuseum das Angebot, ein Konvolut von 1200 Diapositiven aus dem 1938 von den Nationalsozialisten aufgelösten Jüdischen Museum in Berlin zum Gegenstand einer künstlerischen Arbeit zu machen. Der Künstler thematisiert, dass Denkmäler der jüdischen Kultur und Bilder des jüdischen Alltagslebens, wie sie die Fotografien zeigen, nach der fast vollständigen Vernichtung durch die Nationalsozialisten auch aus dem kulturellen Gedächtnis der Deutschen ebenso wie der Polen verschwunden sind. In einer ersten Aktion legt er in großer Auflage produzierte Kopien der Fotomotive Büchern bei, die in den Stadtbibliotheken von Frankfurt (Oder), Guben, Słubice, Stettin/Szczecin, Zielona Góra und Zittau in den normalen Leihverkehr gelangen. Das Ziel ist, die Nutzer kommentarlos wieder mit Bildern der jüdischen Kultur vertraut zu machen. 2012 entwickelt er für das Lebuser Landesmuseum unter dem Titel Aus dem Leben von Europäern eine Installation in zwei Räumen. In einem ansonsten leeren „Denkraum“ zeigt er 1200 leere Glasplatten auf einem unterhalb der Decke umlaufenden Glasregal, um auf das Fehlen dieser Bildmotive im kollektiven Gedächtnis aufmerksam zu machen. Im zweiten Raum präsentiert er eine Diaschau der historischen Fotografien (Abb. 19 a, b, c). Seine innerhalb von eineinhalb Jahrzehnten entstandene Werkgruppe der „ausgelöschten“, „leeren“ und schließlich der fehlenden Bilder beschäftigt sich auf unterschiedlichen Ebenen mit fotografischen Bildmedien, die zentraler Gegenstand des kulturellen und des kollektiven Gedächtnisses sind.

Schefferskis verschiedene Werkzyklen thematisieren, welchen Einfluss Bilder auf Vorgänge des Erinnerns haben und welchen Manipulationen Bildmedien ebenso wie das kulturelle und das kollektive Gedächtnis ständig unterworfen sind. Dabei distanziert sich der Künstler von der offiziellen auf Gedenktage und Trauerorte fokussierten Erinnerungskultur. Seit seinen frühen Objekten und Environments bietet er vielmehr Bausteine und Strategien an, die Vergessenes und Verdrängtes ins kollektive Bewusstsein zurückholen können.

 

Axel Feuß, Juni 2015

 

[15] Christoph Rasch: Es siegt das Bedürfnis nach Schönheit, in: Katalog Zielona Góra 2005, S. 115

[16] „Niemanden hat die Tatsache gewundert, dass die Gegenstände der ‚Bestandsaufnahme‘ aus der Zeitperiode stammen, in der Grünberg und Niederschlesien unter dem Einfluss der deutschen Kultur standen. ‚Das ist keine Überraschung, sondern eine bekannte Tatsache aus der Geschichte des 20. Jahrhunderts‘, hat einer der Befragten geschrieben.“ (Leszek Kania: Gedächtnis der Gegenstände, in: Katalog Zielona Góra 2005, S. 69)

[17] Christoph Rasch (s. Anm. 15), S. 116

[18] Gezeigt auf den Ausstellungen New(s)papers, Galerie miejsce – der Ort, Berlin 2006; Empty Images, Centrum Sztuki Współczesnej Łaźnia, Danzig 2007; Empty Images, Muzeum Warmii i Mazur, Olsztyn 2007. Zur Werkgruppe vgl. Mirosława Moszkowicz: Empty Images, in: Format Art Magazine, Bd. 51, Nr. 1, Wrocław 2007 (deutsch auf artpositions.blogspot.de)