Polen in Breslau (bis 1939)
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Stadt der Auswanderer
Im 19. Jahrhundert führten Wege polnischer Auswanderer von Ost nach West über Breslau. Unter ihnen fanden sich Teilnehmer an nationalen Aufständen, Mitglieder anderer gegen die Teilungsmächte gerichteten Verschwörungsorganisationen. In Breslau wurden Kundgebungen organisiert und durchgeführt sowie Waffentransfers vorbereitet. Viele dieser Polen blieben länger in der Stadt.
Während des Völkerfrühlings unterstützten die Polen von Breslau aus die demokratischen Kräfte, und die polnische Flagge hing damals am Universitätsgebäude. Im Mai 1848 fand in Breslau ein großer polnischer politischer Kongress statt, an dem Polen aus den drei Teilungsgebieten und der Emigration teilnahmen. Die Wahl als Veranstaltungsort fiel auf Breslau aufgrund seiner guten Bahnanbindung. Notfallvorsorge wurde von der Polizei getroffen. Rund 300 „geborene Revolutionäre“ wurden aus der Stadt vertrieben und ins benachbarte Sachsen deportiert. In den folgenden Jahren beobachtete die Polizei weiterhin das polnische Umfeld.
Die deutschen Einwohner von Breslau begrüßten nicht immer die polnischen politischen Aktivitäten. Zunehmend wurden sie als Bedrohung für die deutsche Einheit, den Staat und die Nation wahrgenommen. Diese negative Haltung zeigte sich bereits während des Aufstandes in Wielkopolska 1848. Anfang der 1860er Jahre fanden Demonstrationen abermals statt, und während des Januaraufstandes 1863 wurde Breslau wieder zu einem wichtigen Zentrum der Verschwörung. Polnische Handwerker und Studenten aus Breslau nahmen an dem Aufstand teil, über den auch die Breslauer Presse berichtete. Ein Vertreter der aufständischen Nationalregierung blieb in der Stadt.