Paderewski in Breslau

Edward Burne-Jones, Portrait des Ignacy Jan Paderewski, 1892, Bleistift auf Papier
Edward Burne-Jones, Portrait des Ignacy Jan Paderewski, 1892, Bleistift auf Papier

„Musik allein ist in der Tat eine lebendige Kunst. Ihre Elemente, ihre Vibrationen, ihre Schwingungen sind Elemente des Lebens. Leise, aber hörbar, gewaltig, aber unerkannt ist sie überall dort, wo das Leben ist”  

Aus der Ansprache von Ignacy J. Paderewski anlässlich der Chopin-Festlichkeiten am 23. Oktober 1910 in Lemberg.

 

Ignacy J. Paderewski (1860 – 1941) ist ein „Pole von einzigartigem Rang”[1], weltbekannter Pianist, Komponist, Staatsmann und Sozialaktivist. Er ist eine in jeder Hinsicht außergewöhnliche, wenn auch ein wenig in Vergessenheit geratene Persönlichkeit.[2] „Als Fürsten der Pianisten hat ein Pariser Musikkritiker Paderewski bezeichnet. Doch kein einziger Fürst weltweit, nicht einmal ein regierender, genoss eine so große Popularität wie die, derer sich der Schöpfer der „Manru” in seiner größten Zeit jeden Tag erfreute.”[3] Der Musiker und Komponist Krzesimir Dębski rief erst unlängst in einer Fernsehsendung die Erinnerung an das gesellschaftliche Phänomen des Künstlers Paderewski zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten wach und verglich ihn dabei mit den heutigen Superstars der Pop-Musik wie Michael Jackson![4]

1890 feierte Ignacy J. Paderewski nach seinen ersten Auftritten in Wien seinen Erfolg in Paris, wo seine Chopin-Interpretationen begeistert aufgenommen wurden. Wojciech Kossak erinnerte sich in einem Brief an seine Gattin an ein Recital des Künstlers in Paris und schrieb: „Heute gab es ein Konzert zum Tag des hl. Kasimir, zu dem ich gegangen bin. Paderewski spielte wie ein Engel, das gesamte polnische ‚high life‘ war dort […]”[5]. Dieser Vergleich spiegelt wunderbar die Anziehungskraft des Pianisten wider, der sich bei seinen Musikinterpretationen gleichzeitig in einen „Engel” verwandelte. Dieser „Engel” verlieh den Tönen eine metaphysische Dimension und entführte die Zuhörer in eine unsichtbare, übersinnliche Welt; „(…) man verfiel einem extatischen Eindruck, eine immaterielle Verbindung mit der KUNST eingegangen zu sein, eine Kommunion mit der überirdischen Schönheit”.[6] Zudem war Paderewskis Spiel die Quintessenz des Polentums, nicht nur des äußerlich verstandenen, das im tänzerischen Elan der Polonaisen oder Mazurkas zum Ausdruck kam, sondern auch des wahren Polentums, das von der Nation tief erlebt und tief empfunden wurde. Denn selbst wenn der Künstler den größten Teil seines Lebens im Ausland verbrachte, fühlte er sich stets als Pole, was er oft unterstrich und worauf er sehr stolz war.

 

[1] Im Paderewski-Jahr 2001 hat das Ignacy-Jan Paderewski-Museum der Polnischen Emigration - Abteilung des Nationalmuseums in Warschau [Muzeum Ignacego J. Paderewskiego i Wychodźstwa Polskiego – Oddział Muzeum Narodowego w Warszawie] eine Ausstellung unter dem Titel „Paderewski-Jahr” organisiert und das Begleitheft „Polak miary niepospolitej. Ignacemu Janowi Paderewskiemu w 140.rocznicę urodzin” [Ein Polen von außergewöhnlichen Größe. Ignacy Jan Paderewski zum 140. Geburtstag] herausgegeben.

[2] In Wrocław wurde 2001 von der Ignacy Paderewski-Stiftung für den Wiederaufbau der Demokratie [Fundacja Odbudowy Demokracji im. Ignacego Paderewskiego] anlässlich einer dem Maestro gewidmeten Ausstellung im Breslauer Rathaus an Paderewski erinnert. Vgl.: C. Kaszewski, Fortepian i polityka, [in:] „Słowo Polskie” vom 2.–3.05. 2001, S. 14.

[3] A. Grzymała-Siedlecki, Fundator Pomnika Grunwaldzkiego [ein Bericht über das künstlerische und private Leben von Jan Paderewski], [in]: Ignacy Jan Paderewski – artysta, społecznik, polityk – w opiniach jemu współczesnych. Antologia tekstów historycznych i literackich dla uczczenia 150. rocznicy urodzin wielkiego Polaka, hg. von M. M. Drozdowski und X. Pilch- Nowakowska, Warszawa 2012, Bd. 2 , S. 381.

[4] „Magazyn kulturalny - drugie śniadanie mistrzów”, eine Sendung des TV-Senders TVN24 am 11.05. 2013.

[5] W. Kossak, Listy do żony i przyjaciół ( 1883 – 1942), hg. von K. Olszański, Kraków, Wrocław 1985, Bd. I , S. 176.

[6] J. Waldorff, Wygrał Polskę na fortepianie, [in:] Ignacy Jan Paderewski – artysta, społecznik, polityk – w opiniach jemu współczesnych. Antologia tekstów historycznych i literackich dla uczczenia 150. rocznicy urodzin wielkiego Polaka, hg. von M. M. Drozdowski und X. Pilch-Nowakowska, Warszawa 2012, Bd. 1, S. 294.

Mediathek
  • Lawrence Alma-Tadema: Porträt von Ignacy Jan Paderewski

    Öl auf Leinwand.
  • Album de Mai. Scenes romantiques pour piano

    Titelseite der Komposition Paderewskis. Op.10, no 1 -5, Berlin, Posen 1884.
  • Variations et Fugue sur un thème original pour piano

    Titelseite der Komposition Paderewskis. Op.11, Berlin, Posen 1885.
  • Das Programm zum Konzert von Ignacy Jan Paderewski

    Breslau am 06.02. in der Neuen Börse.
  • Włodzimierz Błocki: Porträt von Ignacy Jan Paderewski

    Pastell, Aquarelle, Guasch auf Karton, 1912.
  • Paderewski in New York

    Mit persönlicher Widmung und Autogramm.
  • Unbekannter Verfasser: Porträt von Ignacy Jan Paderewski

    Öl auf Leinwand, ca. 1915.
  • Neue Börse in Breslau

    Ein zeitgenössisches Foto.
  • Paderewskis Stern auf dem Hollywood Walk of Fame