Paderewski in Breslau

Paderewskis exzentrisches Erscheinungsbild machte ihn zum idealen Modell, das viele Maler seiner Zeit für ihre Arbeit nutzten. So fertigte der bereits erwähnte Burne-Jones eine Bleistiftzeichnung des Kopfes des Pianisten[12], während Lawrence Alma-Tadema (1836-1912) das in der Kunstgeschichte bekannte Ölporträt des Künstlers schuf.[13] An dieses Gemälde erinnerte sich Paderewski in seinen diktierten Tagebüchern: „(…) Alma-Tademas Porträt ist aus Sicht der Kunst ein wahres Meisterstück”.[14] Der Maler stellt den Künstler vor einem Hintergrund dar, der aus zwei farbigen Flächen besteht: einer orange-gelben Textiltapete und einer dunklen, olivengrünen Wandvertäfelung. Die Tonalität des Bildes basiert auf der kontrastreichen Zusammenstellung der Farben, wobei der Hell-Dunkel Kontrast augenfällig ist: Das helle Gesicht und das weiße Hemd stechen von dem dunklen Frack ab. Diese Farbübergänge werden von den verwischten Konturen gemildert. Dieses wunderbare akademische Porträt gehört in den Porträtzyklus berühmter Musiker der viktorianischen und der edwardianischen Epoche, den Alma-Tadema geschaffen hat.[15] Es befindet sich heute in den Sammlungen des Nationalmuseums Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie.
Am Rande sei noch erwähnt, dass sich Paderewski mit Alma-Tadema sehr befreundet hat. Der Maler nahm aufgrund seiner Einladung an den Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag von Frédéric Chopin im Oktober 1910 in Lemberg teil, anlässlich dessen auch das erste Treffen Polnischer Musiker stattgefunden hat.[16]
[12] D. Walawender-Musz (Hg.), Śladami prerafaelitów. Artyści polscy i sztuka brytyjska na przełomie XIX i XX w., [Ausstellungskatalog], Muzeum Pałac w Wilanowie, Warszawa 2006, S. 32.
[13] R. Ash, Sir Lawrence Alma- Tadema, London 1995, [S. 4].
[14] I. J. Paderewski, Pamiętniki, transkribiert von M. Lawton, Kraków 1972, Bd. 1, S. 238.
[15] I. Danielewicz (Hg.), Akademizm w XIX w. Sztuka europejska ze zbiorów Muzeum Narodowego w Warszawie i innych kolekcji polskich, [Ausstellungskatalog], Muzeum Narodowe w Warszawie, Warszawa 1998, S. 46.
[16] „Kurjer Lwowski”, Nr. 493, vom 24.10.1910.