Paderewski in Breslau

Edward Burne-Jones, Portrait des Ignacy Jan Paderewski, 1892, Bleistift auf Papier
Edward Burne-Jones, Portrait des Ignacy Jan Paderewski, 1892, Bleistift auf Papier

In den Jahren 1891 bis 1901 feierte Paderewski ununterbrochen Erfolge. Seine Auftritte in den Vereinigten Staaten trafen auf große Begeisterung des Publikums. Der Fall Paderewski war dort, wie schon eingangs erwähnt, ein ungewöhnliches gesellschaftliches Phänomen. An dieser Stelle ist daran zu erinnern, dass der Künstler der erste Pianist auf der Welt war, der so viele und so weite Tourneen unternahm und der einen so großen Verehrerkreis für sich gewann. Mit Ausnahme Asiens konzertierte er auf allen Kontinenten. Sein Klavier-Repertoire umfasste vor allem Werke der Romantik, vornehmlich von Chopin und Liszt, sowie eigene Kompositionen. Fast jedes Konzert aber eröffnete er mit einer Sonate Beethovens, meist mit der „f-moll-Sonate” (der sogenannten Appassionata) oder der „cis-moll-Sonate” (auch als Mondscheinsonate bekannt).

Bevor der Stern des genialen Virtuosen Paderewski hoch und höher stieg, war der Künstler bereits als Komponist bekannt. Außer dem erwähnten „Menuett in g-dur” komponierte er unter anderem das „Mai-Album” (Album Majowe) op. 10, den Satz-Zyklus unter dem Titel „Tatra-Album” (Album Tatrzańskie) op. 12, der aufgrund aufgezeichneter Melodien der Goralen entstand, sowie Lieder zu Gedichten von Adam Mickiewicz und Adam Asnyk. Für seine beste Komposition hielt er selbst die „Variationen und Fuge auf ein Originalthema” (Wariacja i fuga na temat własny) op. 11.

Im Mai 1901 fand am Königlichen Hoftheater Dresden [der heutigen Semperoper] die Uraufführung von Paderewski Oper „Manru” statt. Das Libretto schrieb Alfred Nossig. Die literarische Vorlage lieferte der Roman „Chata za wsią” (Eine Hütte hinter dem Dorf) von Józef Ignacy Kraszewski. Die polnische Premiere der Oper fand am 8. Juni 1901 in Lemberg statt. Die Titelarie sang der bekannte Tenor Aleksander Bandrowski. Der Komponist wurde vom Publikum enthusiastisch empfangen.[24] Das Gebäude des Stadttheaters Lemberg wurde eigens für diese Premiere dekoriert und mit der Leuchtschrift MANRU versehen.[25] Die Oper erfreute sich eines nennenswerten Erfolgs und wurde daraufhin von vielen Opernhäusern in Europa und Amerika aufgeführt.

 

[24] Ibidem, S. 81.

[25] „Kurjer Lwowski”, Nr. 157, vom 8.06.1901. 

Mediathek
  • Lawrence Alma-Tadema: Porträt von Ignacy Jan Paderewski

    Öl auf Leinwand.
  • Album de Mai. Scenes romantiques pour piano

    Titelseite der Komposition Paderewskis. Op.10, no 1 -5, Berlin, Posen 1884.
  • Variations et Fugue sur un thème original pour piano

    Titelseite der Komposition Paderewskis. Op.11, Berlin, Posen 1885.
  • Das Programm zum Konzert von Ignacy Jan Paderewski

    Breslau am 06.02. in der Neuen Börse.
  • Włodzimierz Błocki: Porträt von Ignacy Jan Paderewski

    Pastell, Aquarelle, Guasch auf Karton, 1912.
  • Paderewski in New York

    Mit persönlicher Widmung und Autogramm.
  • Unbekannter Verfasser: Porträt von Ignacy Jan Paderewski

    Öl auf Leinwand, ca. 1915.
  • Neue Börse in Breslau

    Ein zeitgenössisches Foto.
  • Paderewskis Stern auf dem Hollywood Walk of Fame