Paderewski in Breslau
Das Paderewski-Porträt von Lawrence Alma-Tadema entstand im Sommer 1891.[17] Daher ist anzunehmen, dass der Künstler genauso ausgesehen hat, als er Breslau ein paar Monate zuvor, im Februar 1891, erstmals besuchte. Berühmt war er damals noch nicht. Seine lebhafte Künstlerkarriere hatte gerade begonnen und einer der wichtigsten Momente in dieser Karriere, das amerikanische Debüt in der New Yorker Music Hall (der heutigen Carnegie Hall) am 17. November 1891, stand noch bevor.[18]
Die Breslauer Melomanen haben Paderewski als Komponisten des beliebten, gern gespielten „Menuetts in g-dur” gewiss gekannt. Umso größer war die Neugier auf die persönliche Begegnung des Publikums mit dem Klaviervirtuosen. Ignacy J. Paderewski trat in der Hauptstadt Niederschlesien am 6. Februar 1891 im Saal der Neuen Börse an der Graupenstraße (heute ul. Krupnicza) auf.[19] Das Konzert begann um halb acht Uhr abends und umfasste Werke von Beethoven, Schumann, Chopin und Liszt sowie drei eigene Kompositionen des Pianisten. Der Künstler trug auf einem Bechstein-Flügel vor und eroberte die Herzen der Zuhörer mit seinem expressiven Spiel. Dieser Auftritt wurde mit sehr wohlwollender Kritik bedacht. Der bekannte Breslauer Musiker und Musikwissenschaftler Emil Bohnen drückte seine Bewunderung für die meisterhafte Technik und die vorzüglichen Interpretationen des Künstlers in einer sehr umfangreichen Besprechung auf der ersten Seite der „Breslauer Zeitung” aus.[20] Ähnlich in der Tonalität äußerte sich Ernst Flügel, ein anerkannter Musikkritiker, der für die „Schlesische Zeitung” schrieb, indem er resümierte: „Hr. Paderewski ist der brillanteste Klavierspieler, den ich jemals und wo auch immer zu hören bekam”.[21]
[17] D. Walawender-Musz (Hg.), Śladami prerafaelitów ….., S. 31.
[18] M. Perkowska, Diariusz koncertowy Ignacego Jana Paderewskiego, Kraków 1990, S. 45.
[19] A. Zieliński, Koncert Paderewskiego we Wrocławiu, [in:] Kalendarz Wrocławski 1979, S. 215.
[20] „Breslauer Zeitung“, Nr. 97, vom 8.02.1891.
[21] „Schlesische Zeitung“, Nr. 97, vom 8.02.1891.