Das Sammlerehepaar Joanna und Mariusz Bednarski redet über polnische Plakatkunst
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Gab es Plakate der Solidarność-Bewegung?
M: Ja, aber die entstanden spontan mit dem heute noch bekannten Schriftzug. Von Tomasz Sarnecki gibt es das berühmte Plakat zu den ersten freien Wahlen. 1989 ging es dann mit den polnischen Filmplakaten zu Ende. Als die großen amerikanischen Filmkonzerne wie Warner und Columbia nach Polen kamen, brachten die ihre eigenen Plakate mit. Aber für kleine Filmvertriebe und für Offkinos entstehen auch heute noch Filmplakate. Die Auflagen sind natürlich geringer. In den Achtzigerjahren bewegten sich die Auflagen zwischen 6000 und 22.000, heute sind es dreihundert. Seit 1989 gibt es auch keine Zirkus-Plakate mehr. Erst mit der Privatisierung entstanden wieder neue Aufgaben für die Plakatkunst. Heute gibt es viele private Theater, die vom Staat unterstützt werden und für die auch wieder Plakate gemacht werden. Heute ist eher das Problem, dass sich die Privattheater die Werbeflächen in der Stadt nicht mehr leisten können.
In vielen Museumssammlungen bilden Plakate aus der Zeit des Jugendstils einen wichtigen Bestand. Haben Sie solche Plakate in Ihrer Sammlung?
M: Nein. Diese Objekte sind zu teuer. Das waren Lithographien mit geringen Auflagen.
Wie beurteilen Sie die neueste polnische Plakatkunst?
M: Es gibt heute zwei Strömungen: Einerseits gibt es Designer, die mit der alten Schule der polnischen Plakatkunst nichts mehr zu tun haben und auch nicht Plakatkünstler genannt werden wollen. Sie orientieren sich international und arbeiten ausschließlich mit Computerprogrammen. Und es gibt eine zweite Strömung: Das sind Künstler, die sich an der sogenannten Polnischen Plakatschule orientieren und deren größte Vorbilder Tomaszewski oder Lenica sind. Selbst wenn sie mit Computern arbeiten, haben sie häufig Malerei studiert. Dort entstehen auch heute noch großartige Plakate. J: Bei den Designplakaten gibt es keine Handschrift, nichts Individuelles. Es gibt natürliche auch dort gute Lösungen und man entdeckt die Faszination am jeweiligen Thema. Aber man kann nicht mehr erkennen, wer der jeweilige Künstler ist. Die Designer orientieren sich am jeweiligen Auftraggeber.
Literatur:
Krzysztof Dydo / Agnieszka Dydo: PL 21. Polski plakat 21 wieku / The Polish poster of the 21st century, Krakau 2008
Zdzisław Schubert (Hrsg.): Plakat musi śpiewać! / The poster must sing!, Nationalmuseum Posen / Muzeum Narodowe w Poznaniu, Poznań 2012
Dorota Folga-Januszewska: Ach! Plakat filmowy w Polsce, Lesko, 2. Auflage 2015