Andrzej Nowacki. Erkundung des Quadrats
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Raum 5: Quadrat auf Papier
Neben den Reliefs widmet sich Andrzej Nowacki seit Ende der 1990er Jahre einer besonderen Form der momentanen Aufzeichnung: Es sind umfangreiche (von einem Duzend bis zig Blätter) Zyklen von Arbeiten in Pastell und Kohle auf Papier, die er während einiger Stunden schafft. Sie halten einen ungewöhnlichen Energiefluss fest, wobei der Künstler als eine Art Vermittler agiert. Diese papierenen Quadrate vertiefen einen anderen Schaffensbereich. Es fehlt die für die Reliefs so charakteristische markante Farbigkeit der linierten Fläche, sie wird durch eine unerwartete Plastizität des Papiers ersetzt. Die sorgfältigen Linien der Reliefs verschwinden, doch die wankenden Vierecke büßen ihre erkennbare Identität nicht ein, bleiben wie das Thema einer kühnen Improvisation, das in vielen unterschiedlichen und doch erkennbaren Variationen wiederkehrt. Makellos setzt die unfehlbare Intuition Akzente und Kontraste in Schwarz, Weiß und Rot.
Auch hier ist die leidenschaftliche Erkundung der Materie spürbar, derer sich der Künstler bedient, in der er existiert und sich ausdrückt; es ist ebenfalls die Leidenschaft, an die Grenzen der eigenen Ausdruckskraft zu gelangen, die in einem spontanen Schaffensakt, unmittelbarer als in den Reliefs, freigesetzt wird. Diese kleinen Arbeiten spiegeln einen eigensinnigen, außerintellektuellen Erkenntnisprozess wider, der immer wieder von neuem am Begegnungsort von Bildfläche und zeichnender Hand einsetzt. Alles innerhalb des beständigen Quadrats, das einerseits die Grenzen des Experiments absteckt, andererseits die unbeschränkten Möglichkeiten von Suche und Entdeckung ordnet, vergegenwärtigt und aufzeigt. (Abb. 34–41)