Ferdinand Matuszek. Erinnerungen an einen polnischen Zwangsarbeiter
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Trailer zum Theatertsück "Im Herzen ein Nest aus Stacheldraht"
Prolog
Januar 2019: Ohnmächtig scheint der Mann auf der Bühne zu sein, ohne Worte für das, was ihm seit Jahrzehnten durch den Kopf spukt. Ein Stacheldraht schwebt vor seinem vom Leben gezeichneten Gesicht: Der Krieg lässt Ferdinand Matuszek auch noch Jahre danach nicht los. Der Krieg mit seinen Erinnerungen an Grausamkeiten und Leid; der aber auch Fragen nach der eigenen Schuld aufwirft. Das Stück des Bielefelder Duos Michael Grunert (Schauspiel) und Regina Berges (Regie/Text), „Im Herzen ein Nest aus Stacheldraht“, nimmt diese Erinnerungen auf und zeichnet episodenhaft das Leben des Ferdinand Matuszek nach, der mit 15 Jahren als Zwangsarbeiter aus seinem Heimatland Polen nach Deutschland verschleppt wurde. Viele Szenen knüpfen an Wissen und Bilder an, die wir aus der Forschung und die Narration vom Holocaust kennen. Doch was sind die Geschichten der Zwangsarbeiter? Was ist ihr Narrativ? An welcher Stelle kommen sie in unserem kulturellen Gedächtnis[1] überhaupt vor und in der Gesellschaft zum Vorschein? Ich mache mich auf die Suche, wie wir uns – am Beispiel von Matuszek – an Zwangsarbeiter erinnern und wie Medien und Institutionen Erinnerungen schaffen.
[1] Vgl. hierzu: Jan Assmann: Kollektives Gedächtnis und kulturelle Identität, in: Jan Assmann und Tonio Hölscher (Hrsg.): Kultur und Gedächtnis, Frankfurt/Main 1988, S. 9–19.