Der Bund der Polen in Deutschland
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Die Hauptaufgaben der Organisation wurden bereits im Jahr 1922 im Statut formuliert:
„Landsleute! Die Regierung muss uns die Rechte einer nationalen Minderheit verleihen, wie sie schon der deutschen Minderheit in Polen zuerkannt worden sind. (…) Um solche Rechte zu erlangen, um Wahlkämpfe zur veranstalten, aus denen unsere Abgeordneten hervorgehen werden, für die Verteidigung unserer Interessen im Reichstag und im Landtag, um für gemeinsamen Nutzen Verbindung zwischen den im ganzen deutschen Staat verstreuten Landsleuten zu halten - darum Gründen wir den Bund der Polen in Deutschland.“
An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die Regierungen der Weimarer Republik (später des Dritten Reichs) sich konsequent weigerten, den Pol:innen (aber auch anderen im Reich lebenden Minderheiten) den Minderheitenstatus zu gewähren. Man war der Meinung, dass Artikel 131 der Verfassung der Weimarer Republik eine ausreichende Garantie darstellte.
Um von den deutschen Behörden Zugeständnisse in diesem Bereich zu erzwingen, ergriff der Bund die Initiative zur Gründung einer Vertretung anderer nationaler Minderheitenorganisationen. Im Jahr 1924 wurde in Berlin der Verband der nationalen Minderheiten in Deutschland gegründet. Zu den Mitgliedern gehörten neben den Pol:innen auch Personen mit dänischem, sorbischem, friesischem und tschechischem Hintergrund. Ein Mitglied des preußischen Landtags und der erste Präsident des ZPwN, Stanisław Sierakowski, wurde Vorsitzender (nach seinem Rücktritt von dieser Funktion im Jahr 1934 wurde der Däne Ernst Christiansen sein Nachfolger). In den folgenden Jahren setzte sich der Verband dafür ein, den Minderheiten eine echte Gleichberechtigung im gesellschaftspolitischen Leben zu garantieren und ihre Vertreter:innen in verschiedene zentrale und nationale deutsche Institutionen einzubeziehen. Er wandte sich dagegen, dass Deutschland die Minderheiten als Instrument nutzte, um die Versailler Ordnung in Frage zu stellen und sie so zu politisieren. Stattdessen wurde ihre stabilisierende Rolle für die innerstaatliche Situation hervorgehoben. Auf diese Weise wehrte sich der Verband gegen die von Deutschland vorangetriebene Internationalisierung der Minderheitenfragen. Er respektierte die Rechtsordnung der Weimarer Republik und die Versailler Ordnung.
Das Organ des Verbandes zur Darstellung seiner Politik war die Monatszeitschrift „Kulturwille“ (ab 1925 „Kulturwehr“). Jan Skala, ein Journalist, Schriftsteller und Politiker aus der Oberlausitz, wurde Herausgeber der Zeitschrift. Eigentümer und Herausgeber war der Präsident der Organisation, Stanisław Sierakowski. Die Monatszeitschrift wurde schnell zu einem wichtigen Forum für den Erfahrungsaustausch zwischen Minderheiten. Sie lieferte aktuelle Informationen zu Minderheitenfragen in Deutschland, zur deutschen Staatsangehörigkeitspolitik und unterstützte aktiv die Wahlbestrebungen von Minderheitenvertretern in verschiedene Vertretungsgremien. Die Zeitschrift veröffentlichte Memoranden an die deutschen Behörden zur Verbesserung der Lage der Minderheiten. Ab 1929 gehörte der ZPwN dem Weltverband der Polen im Ausland („Światpol“) an.
Wichtige Aktivitäten betrafen die Stärkung der ZPwN-Strukturen. Die Vereinheitlichung der polnischen Bewegung durch den ZPwN erfolgte durch die Schaffung von organisatorischen Abhängigkeiten und persönlichen Verbindungen. Die Sport-, Jugend-, Wirtschafts- und Kulturorganisationen erkannten das Recht des Bundes an, das Aktionskonzept der polnischen Bewegung zu bestimmen. In seinem Programm lehnte der Bund die Revision der polnisch-deutschen Grenze ab, kündigte aber die Organisation der polnischen Bevölkerung zur Verteidigung ihrer nationalen Interessen an. Er forderte Solidarität unabhängig von der politischen Überzeugung und stützte sich in seinen sozialen Ansichten auf die christliche Soziallehre.
Die Organisation legte großen Wert auf den Kampf um Sitze in den deutschen Vertretungsorganen verschiedener Ebenen. Für die Wahlen wurde die Polnische Katholische Volkspartei gegründet. Sie erstellte Listen mit polnischen Kandidaten und organisierte Wahlkampagnen. Die Wahlordnung in Deutschland war für die Pol:innen aufgrund ihrer Zersplitterung ungünstig; dennoch gelang es ihnen 1922, 2 Sitze im preußischen Landtag zu erringen. Sie behielten diese Sitze für 2 Wahlperioden bis 1928.
Zu Beginn der 1920er und 1930er Jahre kam es zu Auseinandersetzungen über die zentralistischen Bestrebungen der Führung des Bundes. Infolgedessen verließen einige Mitglieder die Organisation. Nach 1933 erfolgte jedoch angesichts der Bedrohung durch die vom Dritten Reich verfolgte Politik zu einer erneuten Konsolidierung. Polnische Aktivisten waren Repressionen ausgesetzt, Eltern, die ihre Kinder in polnische Schulen schickten, wurden schikaniert, und die organisatorische Arbeit wurde durch Hausdurchsuchungen und Verbote von Aktivitäten behindert. Nach der Unterzeichnung der deutsch-polnischen Nichtangriffserklärung (1934) erhielten die polnischen Organisationen mehr Freiheiten, wurden aber dennoch streng überwacht.
In den 1930er Jahren nahm die 1925 vom Verband gegründete und von Edmund Osmańczyk geleitete Pressezentrale ihre Tätigkeit auf, indem sie das Basismaterial für die polnische Presse in Deutschland bereitstellte und die Politik dieser Zeitschriften bestimmte.