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„Malerfürst“ Jan Matejko in der Bundeskunsthalle

Jan Matejko: Selbstporträt/Autoportret, 1892. Öl auf Leinwand, 160 x 110 cm, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, Inv. Nr. MP 434 MNW

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  • Abb. 1: Besuch des Kaisers, 1881  - Juliusz Kossak: Besuch des Kaisers Franz Joseph im Haus Jan Matejkos, Aquarell, 1881, Nationalmuseum Krakau
  • Abb. 2: Bildnis Teodora Matejko, 1879 - Jan Matejko: Bildnis Teodora Matejko, 1879, Öl auf Leinwand, Nationalmuseum Warschau
  • Abb. 3: Sigismund II. August und Barbara, 1867 - Jan Matejko: Sigismund II. August und Barbara am Radziwiłł-Hof in Vilnius, 1867, Öl auf Leinwand, Nationalmuseum Warschau
  • Abb. 4: Der blinde Veit Stoß, 1864 - Jan Matejko: Der blinde Veit Stoß mit seiner Enkelin, 1864, Öl auf Leinwand, Nationalmuseum Warschau
  • Abb. 5: Porträt der drei Kinder Matejkos, 1870 - Jan Matejko: Porträt der drei Kinder des Künstlers, 1870, Öl auf Leinwand, Nationalmuseum Warschau
  • Abb. 6: Jerzy Matejko zu Pferd, 1882 - Jan Matejko: Jerzy Matejko zu Pferd, 1882, Öl auf Holz, Kunstmuseum Łódź
  • Abb. 7: Selbstporträt, 1892 - Jan Matejko: Selbstporträt, 1892. Öl auf Leinwand, Nationalmuseum Warschau
  • Abb. 8: Jan III. Sobieski bei Wien (Entwurf), 1880 - Jan Matejko: Jan III. Sobieski bei Wien (Entwurf), 1880, Öl auf Leinwand, Nationalmuseum Krakau
  • Abb. 9: Jungfrau von Orléans, 1883 - Jan Matejko: Die Jungfrau von Orléans, 1883, Öl auf Leinwand, Nationalmuseum Krakau
  • Abb. 10: Die Verurteilung Matejkos 1867 - Jan Matejko: Die Verurteilung Matejkos, 1867, Öl auf Karton, Nationalmuseum Warschau
  • Abb. 11: Porträt Marcelina Czartoryska, 1874 - Jan Matejko: Porträt Marcelina Czartoryska, 1874, Öl auf Leinwand, Nationalmuseum Krakau
  • Abb. 12: Porträt Mikołaj Zyblikiewicz, 1887 - Jan Matejko: Porträt Mikołaj Zyblikiewicz, 1887, Öl auf Leinwand, Nationalmuseum Krakau
  • Abb. 13: Porträt Henryk Krajewski, 1892 - Jan Matejko: Porträt Henryk Krajewski, 1892, Öl auf Leinwand, Nationalmuseum Warschau
  • Abb. 14: Die Babinische Republik, 1881 - Jan Matejko: Die Babinische Republik, 1881, Öl auf Leinwand, Nationalmuseum Warschau
  • Abb. 15: Titel der Ausstellung - Titel der Ausstellung „Malerfürsten“, Bonn 2018/19
  • Abb. 16: Diaschau der Ausstellung - Diaschau der Ausstellung „Malerfürsten“, Bonn 2018/19
  • Abb. 17: Saal mit Porträts der „Malerfürsten“ - Saal mit Porträts der „Malerfürsten“, Bonn 2018/19
  • Abb. 18: Ausstellungsansicht - Ansicht der Ausstellung „Malerfürsten“, Bundeskunsthalle Bonn, 2018/19
  • Abb. 19: Ausstellungsansicht - Ansicht der Ausstellung „Malerfürsten“, Bundeskunsthalle Bonn, 2018/19
  • Abb. 20: Ausstellungsansicht - Ansicht der Ausstellung „Malerfürsten“, Bundeskunsthalle Bonn, 2018/19
  • Abb. 21: Ausstellungsansicht - Ansicht der Ausstellung „Malerfürsten“, Bundeskunsthalle Bonn, 2018/19
Jan Matejko: Selbstporträt/Autoportret, 1892. Öl auf Leinwand, 160 x 110 cm, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, Inv. Nr. MP 434 MNW
Jan Matejko: Selbstporträt/Autoportret, 1892. Öl auf Leinwand, 160 x 110 cm, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, Inv. Nr. MP 434 MNW

Wer heute den Begriff „Malerfürst“ verwendet, denkt in erster Linie an exponierte Künstler der zeitgenössischen Szene oder der jüngsten Vergangenheit wie Jörg Immendorf, Markus Lüpertz oder Georg Baselitz. In den seltensten Fällen, folgt man nur den großen deutschsprachigen Presseorganen, ist dieser Begriff positiv besetzt, sondern beschreibt Selbstinszenierung, Nähe zur Politik, ausschweifenden Lebenswandel, nicht immer korrekten Umgang in Gelddingen sowie Vermarktungsstrategien, die die Originalität der geschaffenen Kunstwerke infrage stellen. In Österreich hat man Ernst Fuchs anlässlich seines Todes als einen der bedeutendsten Künstler der Gegenwart einerseits geehrt, andererseits den „Malerfürsten“ mit dem „Kitschgenie“ gleichgesetzt.[1]

Geprägt und publizistisch verbreitet wurde der niemals näher definierte und schon gar nicht offiziell verliehene Titel eines „Malerfürsten“, so wie wir ihn heute verwenden, jedoch im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts. Als Prototyp dieser Künstlergattung galt und gilt noch heute der österreichische Historien‑ und Porträtmaler Hans Makart (1840-1884),[2] der nach seinem Studium in München und anschließenden Studienreisen 1869 nach Wien berufen wurde und sich dort auf Staatskosten ein prachtvolles Atelier einrichtete. Dieses wurde ab 1872 Mittelpunkt des künstlerischen und gesellschaftlichen Lebens und prägte mit seiner Dekoration aus Wandbehängen, geschnitzten Möbeln, Teppichen, Antiquitäten, Waffen und riesigen Sträußen aus Trockenblumen und Palmwedeln (die noch heute als Makartbuketts bekannt sind) den Einrichtungsstil der Zeit. Hier feierte der Maler Künstlerfeste, wie sie schnell auch in München und andernorts Mode wurden, empfing Kaiserin Elisabeth und ließ am Nachmittag Touristengruppen ein. Spätestens mit der Präsentation seines Monumentalgemäldes „Der Einzug Kaiser Karls V. in Antwerpen“ im Wiener Künstlerhaus im März 1878, zu der an einem Tag über zehntausend zahlende Besucher kamen, und der Ausrichtung des historischen Festzugs zu Ehren der Silberhochzeit des Kaiserpaars mit vom Künstler entworfenen Kostümen im April 1879 erlangte Makart zumindest symbolisch fürstlichen Status. Nicht nur wurde er inmitten des Festzugs, den er hoch zu Ross begleitete, „vom Publikum wie ein König mit Ehrenbezeugungen überschüttet“, wie die Tagespresse berichtete, sondern „der berühmte Malerfürst“ gab die Ovationen an das Kaiserpaar weiter, das huldvoll zurückgrüßte.[3]

München, die Hauptstadt des Königreichs Bayern, brachte es gleich zu drei mehr oder minder offiziellen „Malerfürsten“, die bis heute in der historischen ebenso wie in der populären Literatur so tituliert werden: Franz von Lenbach (1836-1904), Friedrich August von Kaulbach (1850-1920) und Franz von Stuck (1863-1928).[4] Lenbach, der ebenso wie Makart an der Münchner Kunstakademie bei dem Historienmaler Carl Theodor von Piloty (1826-1886) studiert hatte, etablierte sich in München ab 1866 als erfolgreicher Porträtmaler, der auch in Wien zum geschätzten Porträtisten der Finanzaristokratie und des Adels wurde. Seinen Ruf als „Malerfürst“ erwarb er sich nicht zuletzt durch seine zwischen 1886 und 1889 errichtete palastartige Villa, in der eine hochkarätige Kunstsammlung und repräsentativ eingerichtete Atelierräume die von ihm selbst geschaffene Kunst aufwerten sollten und in deren Baulichkeiten heute noch das nach ihm benannte Kunstmuseum untergebracht ist. Ähnlich sicherten Kaulbach und Stuck den durch ihre Malerei erworbenen gesellschaftlichen Status durch den Bau prachtvoller Residenzen: Kaulbach, vorwiegend Porträtmaler, durch eine 1887-89 im Stil der italienischen Renaissance erbaute Villa mit einem Atelier, das als das eleganteste seiner Zeit in München galt,[5] der nahezu eine Generation jüngere Stuck, Maler mythologischer und symbolistischer Themen, 1897/98 durch eine heute noch zu besichtigende neoklassizistische Villa, deren Atelier der Künstler als Weiheraum der Kunst gestaltete.[6]

 

[1] Jörg Immendorf – Malerfürst und Kanzlerfreund, Rheinische Post (afp) vom 28.5.2007, auf rp-online; Inge Hufschlag: Jörg Immendorf. Malerfürst, Maoist und Macho, Handelsblatt vom 29.5.2007; Ein deutscher Malerfürst … Jörg Immendorf, Die Welt vom 14.6.2007, auf welt.de; A. Fichter: Der Kampf des verlorenen Sohns. Der Malerfürst Jörg Immendorf lebte exzessiv …, Süddeutsche Zeitung vom 16.1.2011; Arno Gehring: Der todkranke Malerfürst und seine Orgien im Parkhotel, Kölnische Zeitung vom 19.2.2014, auf express.de; Moritz von Uslar: Steuerfahndung. Wer ist dieser Georg Baselitz? Der Malerfürst hat ein Konto in der Schweiz …, Die Zeit vom 8.5.2013, auf zeit.de; Stefan Dege: Markus Lüpertz: Der „Malerfürst“ von einst ist 75, Deutsche Welle vom 24.4.2016, auf dw.com; Bettina Steiner: Ernst Fuchs (1930-2015): Der Gesamtkunstwerker des Fantastischen. Ernst Fuchs, Wunderkind und Malerfürst …, Die Presse vom 9.11.2015, auf diepresse.com; Ernst Fuchs ist tot: Malerfürst und Kitschgenie, Profil (apa/Red.) vom 9.11.2015, auf profil.at. Sämtliche Artikel sind im Internet verfügbar; zuletzt aufgerufen am 2.1.2019)

[2] Günther Berger: Der Malerfürst in der Gußhausstraße. Topographischer Beitrag zum 150. Geburtstag von Hans Makart, in: Wiener Geschichtsblätter, Bd. 45, Heft 3, 1990, Seite 171-183; Hans Makart (1840-1884). Malerfürst, Ausstellungs-Katalog Historisches Museum der Stadt Wien, Wien 2000

[3] Hans Makart, der Schöpfer des Huldigungs-Festzuges, in: Welt-Neuigkeits-Blatt, Wien 3.5.1879, Seite 6 (Digitalisat: http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwb&datum=18790503&seite=6&zoom=33)

[4] „Neben Friedr. August v. Kaulbach bestimmte L[enbach] als sog. ‚Malerfürst‘ das Münchner Kunst- und Kulturleben. (Neue Deutsche Biographie 14, 1985, S. 198-200, online: https://www.deutsche-biographie.de/sfz70494.html#ndbcontent; „‚Malerfürsten‘ wie Franz von Lenbach (1836-1904), Franz von Stuck (1863-1928) oder Friedrich August von Kaulbach (1850-1920) erzielten auch in der Reproduktion beachtlich hohe Summen.“ (Helmut Heß: Kunstverlag Franz Hanfstaengl, in: Historisches Lexikon Bayerns (2006), online: https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Kunstverlag_Franz_Hanfstaengl; „Zugleich inszenierte er [Stuck] sich bewusst als letzter Münchner ‚Malerfürst‘, nicht ohne diese Stilisierung gelegentlich ironisch zu brechen.“ (Neue Deutsche Biographie 25, 2013, S. 612-614, online: https://www.deutsche-biographie.de/sfz31093.html#ndbcontent; „Mit Malerfürsten (auch als Münchner Malerfürsten) werden in München drei als in der Malerei sehr bedeutend eingeschätzte Professoren an der Akademie der Bildenden Künste tituliert …“ (München-Wiki, 2016, online: https://www.muenchenwiki.de/wiki/Malerf%C3%BCrst)

[5] Fotografien und eine ausführliche Beschreibung der Atelier- und Privaträume von Kaulbach erschienen zu seiner Zeit in dem Aufsatz von Georg Habich: Friedrich August von Kaulbach, in: Die Kunst für Alle, 15. Jahrgang, 1899-1900, München 1900, Seite 1-10 (Digitalisat: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kfa1899_1900/0014/image)

[6] Birgit Jooss: Ateliers als Weihestätten der Kunst. Der "Künstleraltar" um 1900, München 2002

Alle drei, Lenbach, Kaulbach und Stuck, waren ebenso wie Makart bürgerlicher Herkunft[7] und verdankten den vom Volksmund, vom Kunstpublikum und der Presse verliehenen Titel als „Malerfürst“ keineswegs den ihnen im Laufe ihrer Karriere verliehenen Adelstiteln. Das bayerische Königshaus und insbesondere Prinzregent Luitpold (1821-1912) erhoben in geradezu inflationärer Weise Künstler zu Professoren und in den persönlichen Adelsstand,[8] was natürlich dennoch einen Höhepunkt in der jeweiligen Biografie darstellte. Die Reputation als „Maler­‑“ oder „Künstlerfürst“ speiste sich vielmehr aus einer Vielzahl an persönlichen und beruflichen Merkmalen: der Gunst der jeweiligen Monarchen und dem persönlichen Umgang mit ihnen und anderen Fürstlichkeiten, dem durch Kunst erworbenen Reichtum vorzugsweise aus den Bereichen der Historien‑ und der Porträtmalerei, dem Besitz herrschaftlich ausgestatteter Ateliers und Villen, Huldigungen durch Presse und Öffentlichkeit, repräsentativem Auftreten bei Künstlerfesten und Festzügen und nicht zuletzt Freigebigkeit gegenüber Künstlervereinigungen und jüngeren Malerkollegen.

Diese Merkmale ließen sich natürlich auch anderen Künstlerpersönlichkeiten zuordnen. Schon Kaulbachs Onkel, der Akademiedirektor Wilhelm von Kaulbach (1805-1874), hatte alle diese Eigenschaften öffentlichkeitswirksam gepflegt.[9] Über den „Malerfürsten“ Carl von Piloty schrieb der Münchner Kunstschriftsteller Friedrich Pecht (1814-1903), dieser gehöre wie nach ihm Makart zu jenen Künstlern, „die sich im Umgang mit den Großen dieser Welt gefallen“.[10] Der in München gefeierte Maler Gabriel von Max (1840-1915) verschmähte hingegen die ihm von der Öffentlichkeit zugedachte Rolle eines „Malerfürsten“ und zog sich in die Einsamkeit am Starnberger See zurück,[11] während vor einigen Jahren anlässlich einer Berliner Ausstellung Max Liebermann (1847-1935) neben Lenbach und Stuck zum „Künstlerfürsten“ ernannt wurde.[12] Auch den seit 1863 in München lebenden polnischen Maler Józef Brandt (1841-1915), der sich in Deutschland aufgrund seiner Herkunft aus einer polnischen Adelsfamilie Josef von Brandt nannte und die in der bayerischen Hauptstadt ansässige polnische Künstlerkolonie anführte, seinen Ruhm mit Historiengemälden begründete, sich später aber auf Jagd- und Reitermotive spezialisierte, ein prächtiges Atelier, eine repräsentative Münchner Wohnung und ein adliges Gut in Polen besaß, freundschaftlichen Umgang mit dem bayerischen Prinzregenten pflegte und sich gemeinsam mit dem ähnlich erfolgreichen und wohlsituierten polnischen Maler Alfred Wierusz-Kowalski (1849-1915) um die jüngeren polnischen Malerkollegen kümmerte, kann man aufgrund aller dieser Merkmale als „Malerfürsten“ bezeichnen.[13]

Nun hat die Bundeskunsthalle in Bonn, Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, in Kooperation mit dem Nationalmuseum Krakau/Muzeum Narodowe w Krakowie nach dreijähriger Vorbereitungszeit in einer umfangreich angelegten Ausstellung unter dem Titel „Malerfürsten“ (Bonn, 29.9.2018-27.1.2019, Abb. 16-21) den vier klassischen Vertretern, Makart, Lenbach, Kaulbach und Stuck, drei weitere europäische Maler zugeordnet: den Engländer Frederick Lord Leighton (1830-1896), den Polen Jan Matejko (1838-1893) und den in Paris und Luxemburg ansässigen Ungarn Mihály von Munkácsy (1844-1900). Erarbeitet wurde die Ausstellung von der freien Kuratorin Doris H. Lehmann, die zur Wiener Historienmalerei promovierte und schon früher zum Thema „Malerfürsten“ publizierte.[14] Für die Bundeskunsthalle wurde die Ausstellung von der aus Polen stammenden Kuratorin Katharina Chrubasik verantwortet, die 2008 in Bonn über das Grabmal König Władysław II. Jagiełło auf dem Wawel in Krakau promovierte.[15] Zur Ausstellung erschien ein dreihundert Seiten starker Katalog mit Aufsätzen der beiden Kuratorinnen und von Fachkollegen, die bereits früher zum Umfeld der genannten „Malerfürsten“ publiziert haben. Darüber hinaus enthält der Katalog Biografien der Künstler, Einführungen zu den Ausstellungskapiteln, durchgehend farbige Abbildungen zu etwa achtzig Prozent der Ausstellungsobjekte, eine vollständige Liste der rund 380 gezeigten Werke und eine Bibliografie.

 

[7] Jooss, Birgit: „Bauernsohn, der zum Fürsten gedieh“. Die Inszenierungsstrategien der Künstlerfürsten im Historismus, in: Plurale. Zeitschrift für Denkversionen, 5, 2005, Seite 196-228

[8] Jooss, Birgit: „Ein Tadel wurde nie ausgesprochen“. Prinzregent Luitpold als Freund der Künstler, in: Ulrike Leutheusser/Hermann Rumschöttel (Herausgeber): Prinzregent Luitpold von Bayern. Ein Wittelsbacher zwischen Tradition und Moderne, München 2012, Seite 159 f.

[9] Vergleiche das Kapitel „Der Künstlerfürst“, in: Brigitte Langer: Das Münchner Künstleratelier des Historismus, Dachau 1992, Seite 51-53

[10] Friedrich Pecht: Carl von Piloty. Ein Malerfürst der Gegenwart, in: Die Gartenlaube, Nr. 40, 1880, Seite 651 (Digitalisat: https://archive.org/details/bub_gb_JVxRAAAAYAAJ/page/n657)

[11] Neue Deutsche Biographie 16, 1990, Seite 457 f., online: https://www.deutsche-biographie.de/sfz59357.html#ndbcontent

[12] Künstlerfürsten. Liebermann, Lenbach, Stuck, Ausstellungs-Katalog Max-Liebermann-Haus, Berlin 2009

[13] Axel Feuß: Józef Brandt – Ein polnischer Malerfürst in München, Online-Ausstellung auf diesem Portal, https://www.porta-polonica.de/de/atlas-der-erinnerungsorte/jozef-brandt

[14] Doris H. Lehmann: Historienmalerei in Wien. Anselm Feuerbach und Hans Makart im Spiegel zeitgenössischer Kritik (zugleich Dissertation Universität Köln, 2005), Köln 2011; Doris H. Lehmann: Status „Malerfürst“. Konstrukt oder soziales Phänomen?, in: The Artist Between Court and City, herausgegeben von Dagmar Eichberger und anderen, Petersberg 2017, Seite 68-97

[15] Katharina Chrubasik: Das Grabmal von Ladislaus II. Jagiełło (1386 - 1434). Inszenierung und Legitimation der Macht (Dissertation Universität Bonn, 2008), Bonn 2009

Die Ausstellung war einer der noch viel zu seltenen Versuche, die meist auf die nationalen Grenzen beschränkte kunsthistorische Forschung auf einen gesamteuropäischen Überblick zu erweitern. Seit jeher haben Künstler nationale Grenzen – meist zum Studium und in jungen Jahren – sehr viel leichter überwunden als Jahrhunderte später die mit Sprachbarrieren und nicht verfügbarer Literatur konfrontierten Kunstbetrachter, Kunstliebhaber und Wissenschaftler. Leighton wuchs vorwiegend in Deutschland und Italien auf, lebte in Frankfurt, Rom und Paris und sprach vier Sprachen fließend. Matejko studierte unter anderem in München und Wien, reiste häufig nach Paris, in zahlreiche weitere europäische Städte und bis nach Istanbul. Auch Munkácsy wurde in Wien und München ausgebildet und war europaweit auf Ausstellungen vertreten. Gleichwohl sind sie und ihre Werke dem deutschen Publikum heute so gut wie unbekannt, während beispielsweise Matejko in Polen aufgrund seiner Gemälde zur polnischen Geschichte immer noch als außerordentlich bedeutender Historienmaler gewürdigt wird. Während ihrer Lebenszeit hingen ihre teils monumentalen Gemälde zusammen mit denen von Makart, Lenbach, Kaulbach und Stuck auf allen wichtigen internationalen Kunst- und Weltausstellungen. Diesen Eindruck stellte die Bundeskunsthalle mit ihrer Ausstellung wieder her.

Die bereits genannten Kriterien, die Künstler in ihrer Zeit zu „Malerfürsten“ machten, treffen natürlich auf alle sieben in der Ausstellung vertretenen Maler zu. Dennoch gibt es Unterschiede, die aus den wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen, aber auch aus der jeweiligen Persönlichkeitsstruktur resultierten. Matejko wirkt als Person und Bewohner seines viergeschossigen, aus dem 16. Jahrhundert stammenden Elternhauses in der Krakauer Altstadt bescheidener als die übrigen „Malerfürsten“. 1872 ließ er jedoch das Gebäude durch eine neobarocke Fassade mit einer Rustika und Masken im Erdgeschoss, einer über zwei Stockwerke reichenden Pilasterarchitektur und einem Balkon vor der Beletage repräsentativ aufwerten. Im Jahr darauf wurde er zum Direktor der Schule der Schönen Künste/Szkoła Sztuk Pięknych in Krakau ernannt und engagierte sich bis zu seinem Lebensende für die Restaurierung und den Erhalt der Krakauer Baudenkmäler. Bereits am 29. Oktober 1878 wurde ihm – Synonym für den inoffiziellen Titel eines „Malerfürsten“[16] – im Krakauer Rathaussaal vor seinem Historiengemälde „Die Schlacht bei Grunwald/Bitwa pod Grunwaldem“ (1878, heute im Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie) ein zuvor in der Kathedrale vom Krakauer Bischof gesegnetes Zepter „zum Zeichen seiner Herrschaft im Reiche der Kunst“ überreicht, wie die Wiener Tageszeitung Die Presse einige Tage später berichtete: „Johann Matejko war heute Gegenstand der allgemeinen Huldigung seitens seiner Krakauer Mitbürger, welche ihn in einer Weise auszeichneten, wie noch keiner vor ihm“ und „in Erwägung, dass Johann Matejko sich in der Malerkunst zu einer in polnischen Landen früher unerreichten Höhe emporgeschwungen und mit seinen Werken vor dem Areopag der zivilisierten Welt als Meister erglänzte; in weiterer Erwägung, dass er durch seinen Ruhm auch der polnischen Nation Ruhm und Ehre eingebracht, indem er deren Leben und Lebensfähigkeit glänzend bewies“.[17]

Anlässlich seines Begräbnisses wurde Matejko, so die Wiener Wochenzeitung Das interessante Blatt, „mit wahrhaft königlichen Ehren“ und als „Fürst der Kunst“ durch „zahlreiche Notabilitäten des Landes“, den Kardinal-Fürsterzbischof, Abordnungen in- und ausländischer Vereine und Zünfte und einem „nach Tausenden zählenden“ Leichenzug zu Grabe getragen, von dem eine Fotografie in der Zeitung abgebildet[18] und jetzt eine Aufnahme in der Bonner Ausstellung zu sehen war. Schon zwei Jahre danach erwarb ein Förderverein Matejkos Wohnhaus von der Familie des Künstlers aus Mitteln einer Tombola. Es wurde ab 1896 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und als Jan-Matejko-Haus/Dom Jana Matejki w Krakowie 1904 zu einer Zweigstelle des Krakauer Nationalmuseums erklärt. In einem Kurzfilm („Behind the Art“) zur Bonner Ausstellung berichtete die Leiterin des Hauses, Marta Kłak-Ambrożkiewicz, die auch für den Ausstellungs-Katalog einen umfangreichen Beitrag über Matejko lieferte, über die bis heute anhaltende öffentliche Wirkung dieses ältesten biografischen Museums in Polen.

 

[16] Doris H. Lehmann: „Malerfürsten“. Facetten einer modernen Erfolgsgeschichte, im Ausstellungs-Katalog, Seite 10 (vergleiche die ausführliche bibliografische Aufnahme des Ausstellungs-Katalogs „Malerfürsten“, 2018, am Ende des Beitrags)

[17] Die Presse, Wien, 31.10.1878, Seite 10 (als Online-Ressource verfügbar auf https://diepresse.com/home/anno/index.do)

[18] Das Leichenbegängniß Jan Matejko’s in Krakau, in: Das interessante Blatt, XII. Jahrgang, Nr. 47, Wien, 23.11.1895, Seite 4-5 (Digitalisat: http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=dib&datum=18931123&seite=4&zoom=33)

In sieben Kapiteln eröffnete die Ausstellung den Blick auf teils neue, teils erweiterte Kriterien, die für das öffentliche, repräsentative und künstlerische Auftreten der „Malerfürsten“ typisch waren, darunter öffentliche Huldigungen und prunkvolle Begräbnisse, und belegte diese mit Kunstwerken, kulturhistorischen Objekten, historischen Fotografien und Dokumenten. Die Leihgaben wurden aus Museen und von privaten Besitzern aus Deutschland, England, Frankreich, Österreich, Polen, der Schweiz und Ungarn zusammengetragen. Auf die Möglichkeit, die einzelnen Künstler biografisch nacheinander abzuhandeln, hatten die Kuratorinnen bewusst verzichtet. Ihnen ging es darum, innerhalb thematischer Kapitel die Gemeinsamkeiten der sieben „Malerfürsten“ mit Kunstwerken und begleitenden Dokumenten zu belegen und für das Publikum sichtbar zu machen.

Das erste Kapitel der Ausstellung, „Im Palast der Kunst“, behandelte die Häuser, Wohnungen und Ateliers der Künstler in ihrer Funktion als „Bühne und Schauraum eines öffentlichen Lebens“.[19] Während Lenbach, Kaulbach, Stuck und Leighton Künstlervillen in Form repräsentativer Stadtpaläste errichteten, prunkten Makart und Munkácsy vor allem mit ihren üppig eingerichteten Ateliers, in denen sie Künstlerfeste feierten und festliche Soireen abhielten. Matejko hatte 1871 den Geschwistern sein Elternhaus in der Krakauer ul. Floriańska abgekauft und verwandelte es mithilfe des Architekten Tomasz Pryliński (1847-1895) in einen Palast im Florentiner Stil. Er selbst entwarf als Bekrönung des barock geschwungenen Balkons an der Straßenfront einen Baldachin über einer Malerpalette mit Pinseln und Büchern, natürlich als Ausweis seiner beruflichen Tätigkeit und seiner historischen und literarischen Bildung. Im Inneren stattete er das Haus in üppigem, geradezu orientalisch wirkendem Stil mit Möbeln und Sammlungsgegenständen aus, die er größtenteils auf seinen Reisen erworbenen hatte, darunter Textilien, Schmuck, Metallobjekte und Waffen.

Fotografien des Hauses sowie repräsentative Teile der Sammlung waren in der Ausstellung zu sehen. Eine Haube des 18. Jahrhunderts mit Gold- und Metallapplikationen, Samt- und Lederschuhe, ein Krakauer Prunkgürtel, Kaftan und Hose aus rotem Woll- und Seidenstoff sowie eine Tasche aus Samt mit Silberfäden und Pailletten aus dem 19. Jahrhundert repräsentierten Matejkos Kostümsammlung, eine Schüsselvase des 18. Jahrhunderts aus Messing sowie Schmuckstücke des 19. Jahrhunderts seine Sammlung historischer Objekte (alle Nationalmuseum Krakau). Wer denkt, Matejko habe aufgrund der politischen Situation Polens als einer von fremden Mächten besetzten Nation und anders als die übrigen „Malerfürsten“ wohl kaum herrschaftlichen Besuch in seinem Atelier empfangen können, irrt: Anlässlich eines Besuchs Kaiser Franz Josephs von Österreich in Krakau im September 1880 stand auch ein Empfang bei Matejko auf dem Programm. Das Haus wurde festlich geschmückt und der Salon in ein repräsentatives Atelier umgewandelt, in dem unter anderem das Gruppenporträt der Kinder des Künstlers zu sehen war. Der Maler zeigte dem Monarchen Skizzen zu neuen Historiengemälden und schenkte ihm das nicht sehr große Gemälde „Die Zusammenkunft der Jagiellonen-Könige mit Kaiser Maximilian bei Wien/Zjazd królów Jagiellonów z cesarzem Maksymilianem pod Wiedniem“ (1879, heute Privatbesitz Wien).[20] Ein Aquarell des polnischen Malers Juliusz Kossak (1824-1899), „Besuch des Kaisers Franz Joseph im Haus Jan Matejkos/Wizyta cesarza Franciszka Józefa w domu Jana Matejki“ (1881) aus dem Nationalmuseum Krakau (Abb. 1) illustrierte in der Bonner Ausstellung nicht nur den historischen Vorgang, sondern offenbarte auch die fürstliche Ausstattung des Empfangssaals im Hause Matejko.

 

[19] Doris H. Lehmann: Im Palast der Kunst. Bühne und Schauraum eines öffentlichen Lebens, im Ausstellungs-Katalog, Seite 123-125

[20] Marta Kłak-Ambrożkiewicz: Jan Matejko – ein anderer Malerfürst, im Ausstellungs-Katalog, Seite 66 f.

Unter der Überschrift „Inszenierungen“ waren in der zweiten Sektion der Ausstellung Porträts zu sehen, die die „Malerfürsten“ von befreundeten Künstlern, von ihren Kindern, den Ehefrauen und sich selbst gemalt hatten und die zusammen mit frühen Fotografien belegen, wie die Künstler ihre gesellschaftliche Stellung und den sozialen Rang ihrer Familien in der Öffentlichkeit inszenierten. Matejko trat hier mit besonders prachtvollen Bildnissen hervor. Sein Porträt der Ehefrau, Teodora Matejko (1846-1896), in einem üppigen weißen Kleid, mit Goldschmuck und einer Mantille aus weißer Spitze (1879, Nationalmuseum Warschau, Abb. 2) wirkte neben den Bildnissen der anderen Malergattinnen, Lolo von Lenbach, Mary von Stuck, Amalie Makart, Frida von Kaulbach und Cécile von Munkácsy, wie das einer Renaissancefürstin.

„Auch in der malerfürstlichen Fest- und Salonkultur“, so Doris H. Lehmann im Ausstellungs-Katalog, „standen die Ehefrauen der Künstler im Zentrum des Interesses. Sie waren es, die die Einladungen verschickten, Empfänge vorbereiteten, Kostüme und Festessen organisierten.“[21] Anlässlich seiner Heirat mit Teodora, geborene Giebułtowska, 1864 inszenierte Matejko das Hochzeitsfest, entwarf das Brautkleid und die Kleider für sich und die Trauzeugen. Das Ehepaar reiste viel und besuchte mondäne Kurorte. Schmuck und Kleider erwarben die Eheleute in den besten Geschäften von Krakau. Empfänge im eigenen Haus und in höchsten Kreisen der Krakauer Gesellschaft gehörten zum Familienleben. Gemeinsame Zeit verbrachte die Familie auf dem Landgut Krzesławice, das Matejko 1876 erwarb.[22] In frühen Jahren diente ihm seine Frau als Modell für seine Gemälde unter anderem als polnische Königin Bona Sforza und in Szenen mit König Sigismund II. August als Barbara Radziwiłł, in der Bonner Ausstellung in Gemälden von 1864 (Nationalmuseum Krakau) und 1867 (Nationalmuseum Warschau, Abb. 3) zu sehen. Auch auf dem in der Ausstellung gezeigten Gemälde „Der blinde Veit Stoß mit seiner Enkelin/Ociemniały Wit Stwosz z wnuczką“ (1865, Nationalmuseum Warschau, Abb. 4) hatte Matejko sie in jungen Jahren porträtiert.

Die Kinder der „Malerfürsten“, von ihren Müttern wie kleine Prinzessinnen und Prinzen ausstaffiert, nahmen ebenfalls am öffentlichen Leben der Väter teil. 1870 malte Matejko das Bildnis seiner drei Kinder, den fünfjährigen Tadeusz, die dreijährige Helena und die einjährige Beata, in einem Raum mit Teppichen, Wandbehängen und einem pelzbedeckten Sofa (Nationalmuseum Warschau, Abb. 5). Tadeusz, in der Hand eine Fellmütze, trägt eine historische polnische Adelstracht, den roten „żupan“, mit jenem Krakauer Gürtel und den Stiefeln, wie sie aus der Kostümsammlung des Künstlers bekannt sind. Die aristokratische Haltung auch der Mädchen in ihren weißen Spitzenkleidern und mit einem Röschen in der Hand, zu Füßen der Hund, erinnert an Darstellungen adliger Kinder, wie sie bei Anthonis van Dyck (1599-1641) zu finden sind. Matejkos Gemälde war kein privates Kinderbildnis. Der Künstler schickte es auf Ausstellungen, unter anderem 1873 auf die Wiener Weltausstellung, und ließ Fotografien davon anfertigen, die der Vermarktung dienten.[23]

1882 malte er seinen zweiten Sohn Jerzy im Alter von neun Jahren im gleichen Kostüm zu Pferd, auch diesmal in der Pose eines jungen Prinzen (Kunstmuseum Łódź/Muzeum Sztuki w Łodzi, Abb. 6). Sich selbst porträtierte Matejko wenige Jahre vor seinem Tod, 1892, in lässiger Haltung, aber nicht minder würdevoll, auf einem gepolsterten Malerthron vor einem wallenden Vorhang, neben sich Malpalette und Bücher (Nationalmuseum Warschau, Abb. 7). Alle drei Gemälde waren in der Ausstellung zu sehen. Hinter den künstlerischen Inszenierungen blieb die Privatsphäre der Künstler verborgen. Die Ehe der Matejkos war spätestens seit 1876 zerrüttet, Teodora litt zunehmend unter gesundheitlichen und psychischen Krisen, die schließlich in eine Geisteskrankheit mündeten.

 

[21] Doris H. Lehmann: Inszenierungen, im Ausstellungs-Katalog, Seite 157

[22] Marta Kłak-Ambrożkiewicz: Jan Matejko – ein anderer Malerfürst, im Ausstellungs-Katalog, Seite 63

[23] Katharina Chrubasik: Jan Matejko. Porträt der Kinder des Künstlers, im Ausstellungs-Katalog, Seite 176

„Woran aber erkannte man das Werk eines Malerfürsten jenseits seiner Taten wie fürstliche Geschenke? Von den Malerfürsten wurden außergewöhnliche Leistungen erwartet, ihre Werke bereits im Entstehen angekündigt, beworben und mit Zeitungsanzeigen, Aushängen, eigenen Katalogen, Reproduktionen in unterschiedlichen Medien […] erfolgreich vermarktet. Allianzen mit Kunsthändlern […] sicherten den strategisch klugen Ausstellungskünstlern beste Konditionen“.[24] Vor allem Makart und Munkácsy wechselten sich mit rekordverdächtigen Besucherzahlen und Verkaufserlösen anlässlich von Ausstellungstourneen ihrer Historiengemälde ab. In der dritten Sektion zeigte die Bonner Ausstellung unter dem Motto „Marke Malerfürst“ Gemälde, Entwürfe oder zeitgenössische Reproduktionen, die beispielhaft für die Vermarktungsstrategien der jeweiligen Künstlerkarrieren stehen können, darunter von Matejko in Öl ausgeführte Entwürfe für die Monumentalgemälde „Jan III. Sobieski bei Wien/Jan III Sobieski pod Wiedniem“ (1880, Abb. 8) und „Die Jungfrau von Orléans/Dziewica Orleańska“ (1883, beide Nationalmuseum Krakau, Abb. 9), deren endgültige Versionen in den Vatikanischen Museen bzw. im Nationalmuseum Poznań mit Breiten von bis zu neun Metern für die Bonner Ausstellung nicht ausleihbar gewesen wären.

Beide Gemälde gehörten zu einem 1862 begonnenen Bilderzyklus, in dem Matejko seine Interpretation der polnischen Geschichte, die Vergangenheit der Republik und ihren Niedergang, ins Bild setzen wollte. Hierzu gehören Gemälde, die die Polen zur Beschäftigung mit den Ursachen des Niedergangs anregen sollten wie „Skargas Predigt/Kazanie Skargi“ (1864) und „Rejtan – der Fall Polens/ Rejtan – Upadek Polski“ (1866), solche, in denen er „die ruhmvollen Höhepunkte der Geschichte seines Landes beschwor“ wie „Die Schlacht bei Grunwald“, „Die preußische Huldigung/Hołd Pruski“ (beide 1879-82) und „Jan III. Sobieski bei Wien“ (1883), außerdem Themen aus der Geschichte anderer Länder wie das Gemälde „Die Jungfrau von Orléans“ (1886), das der Künstler „den Franzosen als Dank für ihre Gastfreundlichkeit gegenüber den polnischen Emigranten schenken wollte“.[25]

Nach zehnjähriger Ausstellungstätigkeit in Polen bedeutete der Pariser Salon, auf dem Matejko 1865 sein erstes Monumentalgemälde, „Skargas Predigt“, zeigte, für seine Karriere den ersten Schritt zu europaweiter Reputation und Vermarktung. Das Bild wurde mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Zwei Jahre später, 1867, zeigte er auf der Pariser Weltausstellung das rund drei mal fünf Meter große Gemälde „Rejtan – der Fall Polens“, das ebenfalls eine Goldmedaille einbrachte, von Kaiser Franz Joseph I. von Österreich angekauft und anschließend im Wiener Kunstverein ausgestellt wurde, wo es Zehntausende von Besuchern anzog.[26] In der Bonner Ausstellung waren die Goldmedaillen sowie das Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens zu sehen, das Matejko 1867 für „Rejtan“ verliehen worden war – Symbole für wichtige Etappen der Imagebildung des Künstlers (alle aus der Sammlung des Nationalmuseums Krakau). „Rejtan“ und „Die Schlacht bei Grunwald“ waren in der Ausstellung durch zeitgenössische Reproduktionsgrafiken vertreten. Ein Druck von 1882/83 zeigte eine Ausstellung der Monumentalgemälde „Schlacht bei Grunwald“ und „Preußische Huldigung“ im Kunstsalon Unger in Warschau.

 

[24] Doris H. Lehmann: Marke Malerfürst, im Ausstellungs-Katalog, Seite 179

[25] Marta Kłak-Ambrożkiewicz: Jan Matejko – ein anderer Malerfürst, im Ausstellungs-Katalog, Seite 62

[26] Katharina Chrubasik: Die Malerfürsten und ihre Ausstellungsstrategien; Jan Matejko – Der Malerfürst als Ausstellungskünstler, im Ausstellungs-Katalog, Seite 100 f.

Matejkos kritische Sicht auf die polnische Geschichte blieb in seiner Heimat nicht ohne Folgen. Anlässlich einer vorangegangenen Präsentation des „Rejtan“ in Krakau hatten adlige Kreise die ihrer Ansicht nach verunglimpfend dargestellte Rolle ihrer Vorfahren bei der Teilung Polens kritisiert und eine öffentliche Debatte ausgelöst.[27] Der Künstler schuf daraufhin das (in Bonn ausgestellte) Gemälde „Die Verurteilung Matejkos/Wyrok na Matejkę“ (1867, Nationalmuseum Warschau, Abb. 10), auf dem sich der Künstler selbst an den Pranger stellte, während hohe Würdenträger vom Balkon aus das Urteil über ihn verlesen. Mit ehrverletzender Kritik an ihren Bildsujets hatten auch die anderen „Malerfürsten“, Leighton, Munkácsy, Makart und Lenbach zu kämpfen. „Je Aufsehen erregender der Erfolg, desto größer war die Fallhöhe, desto harscher die Kritik und desto böser der Neid.“[28]

Die Ausstellungs‑ und Vermarktungsstrategien der „Malerfürsten“ und ihre ständige Präsenz in der Öffentlichkeit führten zu hochrangigen Kontakten und Netzwerken, zu einem legendär werdenden „Umgang ‚auf Augenhöhe‘ mit Adligen und Mächtigen […] Über Ehrenmitgliedschaften und Reisen waren sie zudem international bis in die damals neu etablierten Künstlervereine und ‑genossenschaften bestens vernetzt. Auch die Ausübung des Präsidentenamtes gehörte zu ihren Aktivitäten“.[29] Im vierten Kapitel der Bonner Ausstellung waren unter der Überschrift „Vor und hinter den Kulissen“­­ gemalte Bildnisse von bedeutenden Persönlichkeiten der Zeit zu sehen, darunter Regenten, Adlige, Politiker, Sängerinnen, Schauspielerinnen und Komponisten, die für die gesellschaftlichen Netzwerke der jeweiligen „Malerfürsten“ standen.

Auch im Werk und im gesellschaftlichen Leben von Matejko spielten weit über einhundert von ihm gemalte Porträts eine wichtige Rolle. Aus der Reihe der Bildnisse von Politikern, Wissenschaftlern und „schönen oder würdevollen, meist aus aristokratisch-bürgerlichen Kreisen stammenden Frauen“[30] waren in der Ausstellung Porträts der Fürstin Marcelina Czartoryska (1874, Abb. 11), des Krakauer Stadtpräsidenten Mikołaj Zyblikiewicz (1887, beide Nationalmuseum Krakau, Abb. 12), des Literaturhistorikers und Publizisten Stanisław Tarnowski als Rektor der Jagiellonen-Universität mit Hermelinmantel und Zepter (1890, Universitätsmuseum Krakau/Muzeum Uniwersytetu Jagelliońskiego Collegium Maius) sowie des Warschauer Juristen und Präsidenten der Rechtsanwaltsvereinigung, Henryk Krajewski, (1892, Nationalmuseum Warschau, Abb. 13) zu sehen. Die außergewöhnlich prachtvollen Goldrahmen dieser Gemälde (die im Katalog nicht mit abgebildet sind) stellten für sich ein Highlight der Ausstellung dar. Eindrucksvoll war auch ein vermutlich selten gezeigtes Aquarell von Aleksander Augustynowicz (1865-1944) mit einer Ansicht aus dem Salon des Palais Potocki in Lemberg (1883, Schlossmuseum Łańcut/Muzeum – Zamek w Łańcucie), auf der Adelsporträts von gleich zwei der „Malerfürsten“ zu sehen sind: das Bildnis des Gouverneurs von Galizien, Alfred Józef Potocki, gemalt von Matejko, und das der Ehefrau, Maria Klementyna Potocka, von Makart gemalt.

Matejkos Engagement in der Denkmalpflege verdankt Krakau die Rettung zahlreicher historischer Gebäude. In der Krakauer Wissenschaftlichen Gesellschaft/Towarzystwo Naukowe Krakowskie, deren Mitglied er war, waren seine Ansichten zur Denkmalpflege geschätzt; für die Polnische Akademie der Gelehrsamkeit/Polska Akademia Umiejętności arbeitete er Richtlinien dazu aus. Aus Gründen der historischen Forschung und Museologie trug er eine umfangreiche Sammlung historischer Kostüme, Textilien, Möbel, Waffen, Rüstungen, kunsthandwerklicher und kulturhistorischer Objekte zusammen. 1868 gründete er gemeinsam mit dem Krakauer Stadtrat nach dem Vorbild des Londoner South Kensington Museums (heute Victoria and Albert Museum) das Städtische Museum für Industrie und Technik, ein Kunstgewerbemuseum, an dem er als Dozent tätig war und die Kunstabteilung der Höheren Frauenkurse/Wyższe Kursy dla Kobiet leitete. Das Angebot, die Leitung der Prager Kunstakademie zu übernehmen, schlug er 1873 „aus patriotischen Gründen“ aus und wurde noch im selben Jahr zum Direktor der von ihm mit begründeten Schule der Schönen Künste/Szkoła Sztuk Pięknych in Krakau ernannt. Ebenfalls 1873 wurde er korrespondierendes Mitglied der Académie des Beaux-Arts in Paris, später der Kunstakademien in Wien, Berlin und Urbino. Auf sozialem Gebiet stiftete er Künstlerstipendien, eigene Werke und Bargeld und war am Bau eines Krankenhauses und einer Schule beteiligt.[31]

 

[27] Ebenda, Seite 100

[28] Doris H. Lehmann: Marke Malerfürst, im Ausstellungs-Katalog, Seite 181

[29] Doris H. Lehmann: Vor und hinter den Kulissen. Die Netzwerke der Malerfürsten, im Ausstellungs-Katalog, Seite 211

[30] Marta Kłak-Ambrożkiewicz: Jan Matejko – ein anderer Malerfürst, im Ausstellungs-Katalog, Seite 63

[31] Ebenda, Seite 65

Zum Thema „Künstlerfeste“, dem fünften Kapitel der Ausstellung, war in Bezug auf Matejko wenig zu erfahren. Berühmt waren die Kostümfeste in Makarts Wiener Atelier, auf denen sich die Besucher in vom Maler selbst entworfenen Kostümen der Renaissance- oder der Barockzeit präsentierten. Der historische Festzug anlässlich der Silberhochzeit des Kaiserpaars 1879 ebenfalls mit Makarts Kostümen wurde zu dessen Triumph. In München feierten die Künstler ähnlich konzipierte historische Kostümfeste, die unter anderem die Künstlervereinigung Allotria ausrichtete. Beim Kostümball „Festzug Kaiser Karls V.“ 1876 trat Kaulbach in der Rolle des Monarchen auf; bei dem Fest „In Arkadien“ 1898 in den königlichen Hoftheatern erschien Stuck als römischer Imperator. Kaulbach lud in sein Atelier zu Operetten-Aufführungen, Leighton in London zu Dinner-Partys und musikalischen Soireen, Munkácsy in Paris zu Salon-Konzerten mit Franz Liszt und 1886 zu einer effektvollen und zugleich skandalträchtigen Tafelmusik anlässlich der Präsentation seines Gemäldes „Mozarts Tod“.[32]

Von Matejko sind derart rauschende Feste offenbar nicht dokumentiert. Wir wissen jedoch, dass er sich schon während seiner Münchner Studienzeit 1858-59 mit Kostümstudien beschäftigte und 1860 ein Tafelwerk, „Ubiory w Polsce/Die Kostüme in Polen 1200-1795“, veröffentlichte. Er besuchte mit seiner Familie Theateraufführungen und Bälle, entwarf für die Damen der gehobenen Gesellschaft Ballkleider und Kostüme, war beratend bei einem mittelalterlichen Kostümfest zu Ehren des Stadtpräsidenten Zyblikiewicz tätig und entwarf sogar für Schauspielerinnen historische Kostüme.[33] Und man kann sicher sein, dass auch die polnischen Künstlerinnen und Künstler zu feiern wussten. Viele von ihnen hatten in München und Wien studiert und an den dortigen Künstlerfesten teilgenommen, bevor sie nach Krakau und Warschau zurückkehrten. Vielleicht war Matejko kein Mensch, der selbst solche Feste ausrichtete. So bleibt in der Ausstellung als Beleg des fröhlichen Anteils seiner Persönlichkeit sein Gemälde „Die Babinische Republik/Rzeczpospolita Babińska“ (1881, Nationalmuseum Warschau, Abb. 14), auf dem er eine 1568 in Babin bei Lublin gegründete adlige literarisch-satirische Gesellschaft schilderte. Diese erfand in über vierhundert Geschichten groteske Karikaturen der damaligen republikanischen Verfassung und der Persönlichkeiten ihrer Zeit. Matejko schilderte die Gründung der Gesellschaft als ländliches Weinfest in seinem eigenen Obstgarten in Krzesławice mit den Dichtern und Würdenträgern des 16. Jahrhunderts in den für sie typischen Kostümen.[34]

Umso eindrücklicher wurde Matejko im sechsten Abschnitt der Ausstellung unter der Überschrift „Huldigungen“ gewürdigt. Als einzigartiges Objekt zur Geschichte der europäischen „Malerfürsten“ war jenes Zepter zu sehen, das dem Künstler im Oktober 1878 als Dank für das zuvor fertiggestellte Gemälde „Die Schlacht bei Grunwald“ im Rahmen eines vom Krakauer Gemeinderat veranstalteten Festakts, mit einer Rede des Bürgermeisters Zyblikiewicz und in Anwesenheit von Delegationen aus Lemberg, Warschau und Posen im Krakauer Rathaus überreicht wurde.[35] Das vom Architekten Pryliński entworfene und dem Krakauer Silberschmied Władysław Glixelli (1831-1895) angefertigte Zepter aus vergoldetem Silber zeigt am oberen Ende über einem Schaft aus Ebenholz ein Schriftband mit Matejkos Namen, drei Bildkartuschen mit Krakauer Bauwerken und einen dicht geflochtenen Eichenkranz. In der Bonner Ausstellung waren außerdem eine zeitgenössische Grafik mit der Szene der Zepterübergabe vermutlich aus einer polnischen Zeitschrift, ein nicht datierter Gold-Email-Ring als Geschenk von Studenten der Schule der Schönen Künste, eine Lederkassette für Huldigungsadressen anlässlich von Matejkos 25-jährigem Dienstjubiläum 1883 mit den Wappen von Polen, Litauen und Reußen und einem JM-Monogramm, diesmal geschenkt von den Professoren der Krakauer Kunstschule, zu sehen. Ein über sechzig Zentimeter hohes Bronzerelief eines unbekannten Künstlers in Form einer Malerpalette zeigte Matejkos Porträt über einem Buch mit dem Rückentitel „Dzieje Polski“ (dt. Polnische Geschichte) und umrahmt von einem Lorbeerkranz aus dem Jahr 1880 (alle Nationalmuseum Krakau).

Die Huldigungen, die Matejko während seines Lebens zuteilwurden, waren zahlreich. „Während seiner Aufenthalte in Paris, Budapest, Rom oder Warschau“, so Marta Kłak-Ambrożkiewicz im Ausstellungs-Katalog, „organisierten die Exilpolen und seine Anhänger zu seinen Ehren feierliche Diners und Feste.“ Er wurde Ehrenbürger mehrerer Städte. Die Krakauer Jagiellonen-Universität verlieh ihm 1887 den Titel eines Ehrendoktors der Philosophischen Fakultät. Für das Gemälde „Die Union von Lublin“, das 1870 durch Europa tourte, erhielt er in Paris den Ritterorden der Ehrenlegion. In Polen wurde er mit Gedenkmedaillen geehrt. Der Zepterverleihung im Krakauer Rathaus folgte ein Fackelzug zu seinem Wohnhaus, wo er sich vom Balkon aus erneut der Menge präsentierte. Seine Schüler feierten die Namenstage des Künstlers mit Festen, Spielen und Picknicks im Grünen. Während einer Reise zum Schlachtfeld von Grunwald, die er 1877 zusammen mit seiner Familie unternahm, gab es Sympathiebekundungen, Feste, Blumen und Geschenke.

 

[32] Doris H. Lehmann: Künstlerfeste, im Ausstellungs-Katalog, Seite 233-235

[33] Marta Kłak-Ambrożkiewicz: Jan Matejko – ein anderer Malerfürst, im Ausstellungs-Katalog, Seite 64, 67 f.

[34] Ausführliche Inhaltsbeschreibung des Gemäldes auf der Inventarseite von MNW/Digital (MNW/Cyfrowe), http://cyfrowe.mnw.art.pl/dmuseion/docmetadata?id=5133&show_nav=true&full_screen=true#

[35] Doris H. Lehmann: Das Zepter für Jan Matejko, im Ausstellungs-Katalog, Seite 262

Ein aufsehenerregendes Ereignis war auch Matejkos Schenkung des Gemäldes „Jan III. Sobieski bei Wien“ 1883 an Papst Leo XIII. für die vatikanischen Sammlungen. Nachdem das Gemälde zuvor in Wien ausgestellt worden war, begleitete eine polnische Delegation unter der Führung von Matejko und Tarnowski, dem Rektor der Jagiellonen-Universität, die Schenkung in den Vatikan, wo der Papst den Künstler mit dem Pius-Orden auszeichnete und dem polnischen Volk seinen Segen gab.[36] Die öffentlichen Huldigungen für Makart in Wien und Munkácsy in Budapest waren mit denen für Matejko durchaus vergleichbar, während sich die von Lenbach und Stuck anlässlich von Münchner Festlichkeiten im Rahmen gesellschaftlicher Konventionen bewegten.[37]

Am Ende des Lebens, wenn „der Vorhang fällt“, so das letzte Kapitel der Ausstellung, blieben den europäischen „Malerfürsten“ pompöse Begräbnisse. Als Makart 1884 starb, drängten tagelang Besucherströme in sein Atelier, in dem er aufgebahrt worden war. Die Wiener Gaslaternen waren mit schwarzen Schleiern verhängt. Privat gesammelte Erinnerungsstücke des Malers wurden wie Reliquien verehrt. Leighton erhielt 1896 mit Erlaubnis von Queen Victoria eine beeindruckende Trauerzeremonie und einen Platz in der Krypta der St. Paul’s Cathedral, Bewunderer stifteten ein Kenotaph in der Kathedrale. Munkácsy wurde im Jahr 1900 wie ein Nationalheld nach Budapest überführt und tagelang in der dortigen Kunsthalle aufgebahrt. Dem Trauerzug wurden die Orden und die Malerpalette vorangetragen. Für Lenbach errichteten die städtischen Gremien 1904 auf dem Münchner Westfriedhof ein aufwändiges Mausoleum.[38]

Der Leichenzug für Matejko am 1. November 1893, dem Tausende von Trauernden, Abordnungen aus den drei Teilungsgebieten und dem Ausland folgten, geriet, so Kłak-Ambrożkiewicz, „zu einer patriotischen Demonstration. Der Trauerzug umrundete den Krakauer Markt und zog, begleitet von Kanonenschüssen, zum Friedhof. Auf dem Weg schlossen die Geschäfte und die Händler gingen auf die Straße. Die Familie erhielt Hunderte von Telegrammen, Karten, Widmungen und Trauerkränzen.“[39] Schwarze Fahnen hingen von den Fassaden. Neben historischen Fotografien vom Begräbnis waren in der Bonner Ausstellung silberne Lorbeerkränze mit Kondolenzinschriften und Trauerbänder unter anderem des Wiener Hagenbunds und der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin zu sehen, deren Präsident, der Historienmaler Carl Becker (1820-1900), als einer der ersten per Telegramm kondoliert hatte. Außerdem waren ein Plakat für die Lotterie der Einrichtung des Matejko-Hauses nach dem Entwurf des Malers und Grafikers Józef Mehoffer (1869-1946) von 1899 sowie Fotografien der ersten Ausstellungsräume im Matejko-Haus aus dieser Zeit zu sehen (alle Nationalmuseum Krakau).

Nicht alle der 58 Matejko betreffenden Objekte in der Bonner „Malerfürsten“-Ausstellung konnten hier erwähnt werden. Nicht zuletzt haben die unkomplizierte Zusammenarbeit vor allem mit den Nationalmuseen in Warschau und Krakau und deren großzügige Leihgaben es ermöglicht, die europäische Bedeutung Matejkos im Rahmen dieses Projekts umfassend darzustellen und viele seiner Werke und der ihn betreffenden Objekte erstmals in Deutschland zu zeigen, so die Kuratorinnen, Doris H. Lehmann und Katharina Chrubasik, im Gespräch anlässlich einer für Porta Polonica ermöglichten Führung durch die Ausstellung. Tatsächlich machte die Ausstellung deutlich, dass das Phänomen der „Malerfürsten“ der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts künftig im europäischen Kontext zu betrachten ist und dass auf Leighton, Matejko und Munkácsy vergleichbare künstlerische und kulturhistorische Kriterien anzuwenden sind wie auf die „Malerfürsten“ des deutschen Sprachraums, Makart, Lenbach, Kaulbach und Stuck.
 

Axel Feuß, Februar 2019

 

[36] Marta Kłak-Ambrożkiewicz: Jan Matejko – ein anderer Malerfürst, im Ausstellungs-Katalog, Seite 66 f.

[37] Doris H. Lehmann: Huldigungen, im Ausstellungs-Katalog, Seite 255-257

[38] Doris H. Lehmann: Der Vorhang fällt, im Ausstellungs-Katalog, Seite 269-271

[39] Marta Kłak-Ambrożkiewicz: Jan Matejko – ein anderer Malerfürst, im Ausstellungs-Katalog, Seite 68

Ausstellungs-Katalog:

Malerfürsten, herausgegeben von der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Katalogkonzept: Doris Lehmann und Katharina Chrubasik, München: Hirmer Verlag, 2018, 304 Seiten, ISBN 978-3-7774-3138-3

darin:

Doris H. Lehmann: „Malerfürsten“ – Facetten einer modernen Erfolgsgeschichte, Seite 8-13

Ulrich Heinen: Peter Paul Rubens – Der Malerfürst aller Zeiten, Seite 14-21

Andreas Tacke: Das Künstlerfest als (Verkaufs-)Bühne des Malerfürsten – Schlaglichter zur Vorgeschichte, Seite 22-29

Anne-Marie Bonnet: Die Musealisierung der Malerfürsten. Winkelzüge der Moderne?, Seite 30-39

Birgit Jooss: München – Die Stadt der Malerfürsten, Seite 40-51

Grischka Petri: Lord Leighton: „Frederick the Great“, president & princely painter, Seite 52-59

Marta Kłak-Ambrożkiewicz: Jan Matejko – Ein anderer Malerfürst, Seite 60-69

Ilona Sármány-Parsons: Mihály von Munkácsy und sein Weg zu kurzem Weltruhm, Seite 70-81

Michael Stockhausen: Der Makart-Komplex: Zu gespaltenem Erbe und zwiespältiger Aktualität eines Malerfürsten, Seite 82-89

Sabine Wieber: Die Ehefrauen der Malerfürsten und ihre Rolle in der Gesellschaft, Seite 90-97

Katharina Chrubasik: Die Malerfürsten und ihre Ausstellungsstrategien, Seite 98-107