Menu toggle
Navigation
Tłumaczenie na ten język nie jest niestety w tej chwili dostępne.

Maria Końska-Chmielecki – Puppen, Passion und polnische Traditionen

Porträt von Maria Końska-Chmielecki mit Puppen

Mediathek Sorted

Mediateka
Porträt von Maria Końska-Chmielecki mit Puppen, Foto: Marta Rożej
Porträt von Maria Końska-Chmielecki mit Puppen

Familientraditionen im Rampenlicht: Wie Weihnachten zu Hause zur Bühne wurde
 

Alles begann mit einer Idee am Nikolaustag 1992 in Bielefeld. Bei uns im Wohnzimmer sitzen drei polnische Familien mit Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter bei geschmücktem Weihnachtsbaum. Es klingelt an der Wohnungstür. Die Kinder drehen ihre Köpfe zur Eingangstür und Mutter ruft aus dem Flur: „Der Nikolaus ist da!“ Aufregung bei den Kleinsten, der Nikolaus, einer der Väter, betritt das Wohnzimmer. Er setzt sich auf den Sessel und in guter polnischer Tradition sollen wir Kinder erst ein kleines Gedicht aufsagen oder ein Weihnachtslied auf der Flöte spielen, bevor der Nikolaus uns die Geschenke überreicht. Zum Schluss singen wir alle noch „Lulajże, Jezuniu“, eines der berühmtesten polnischen Weihnachtslieder, und der Nikolaus verabschiedet sich und wünscht uns eine schöne Adventszeit. Die Wahrung polnischer Traditionen war unseren Eltern stets wichtig.

Die Weihnachtszeit bei uns zu Hause war immer sehr theatralisch, es wurde gesungen, Sohn Dominik spielte am Klavier und sagte Gedichte auf. Unsere Mutter laß zu Heiligabend aus der Bibel die Erzählung von Jesu Geburt. Dabei reichte sie mir oft die polnische Bibel und ließ mich den Engel bei den Hirten vorlesen: „Fürchtet euch nicht! Siehe ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der Herr, in der Stadt Davids. Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.“

 

Die Anfänge des Puppentheaters: Wie das Krippenspiel die Kindheit in ein magisches Theater verwandelte
 

Unsere Mutter Maria Końska-Chmielecki (05. August 1954 – 21. Juni 2022), geboren und aufgewachsen in Kraków/Krakau, war studierte Diplom-Psychologin. Mit ihrer Idee, das Krippenspiel in polnischer Sprache mit und für uns Kinder zu gestalten, gründete sie im Jahr 1993 das Puppentheater „Offene Augen“ in Bielefeld.

Schon in ihrer Kindheit nahm sie begeistert an Theaterprojekten in Krakau teil, spielte verschiedene Rollen und führte später Regie. Daher war sie sich sicher, dass auch wir Gefallen daran finden würden. Für sie war es eine wundervolle Fortführung der Arbeit, die sie aus ihrer Kindheit und Jugend in Polen kannte. Daher hatte sie keine Bedenken, sich dieser Herausforderung anzunehmen. 

Die Namensgebung des Theaters trug ihre klare Botschaft: Mit offenen Augen sollte man die Welt betrachten und auf kleine Details achten, die den Unterschied machen. Dies spiegelte nicht nur ihre Hingabe zur Kunst wider, sondern auch ihre philosophische Überzeugung, dass die Welt durch aufmerksame Betrachtung und kreativen Ausdruck reicher und tiefer erfahren werden kann.

Einige Wochen nach dem Nikolaustag 1992, zu Neujahr 1993, wurde dann zum ersten Mal das Krippenspiel, das unsere Mutter selber schrieb, im Kreis der Bekannten und Freunde bei uns zu Hause im Wohnzimmer aufgeführt. Sie entwarf zuvor die Puppen und entwickelte die Choreografie. Damals diente unsere Stehlampe als Scheinwerfer, die Kleider der Puppen bestanden aus dekorierten Kaffeefiltern und durch den Kassettenrekorder schallten die Stimmen der Heiligen Drei Könige. Die Begeisterung der Kinder sah man ihren strahlenden Augen an. Es war ein Erfolg!

 

Vom Schulprojekt zum internationalen Bühnenerfolg
 

Noch im selben Jahr wurde im Rahmen der Initiative „Eltern werden aktiv für die Schule“, das Krippenspiel mit der Schulklasse von Tochter Joanna, der Klasse 3c der Stiftschule in Bielefeld, zur Adventszeit auf Deutsch für die gesamte Schule aufgeführt. In dieser Zeit öffnete sich unser Zuhause für Proben, in denen Schulfreunde die Texte auswendig lernten und die Bewegungen der Puppen einstudierten. Bis heute haben wir eine lebhafte Erinnerung an unsere Mutter, wie sie lange Abende vor der Schreibmaschine saß, um Texte zu verfassen, Puppen gestaltete, und an der Stereoanlage die passende Musik für die Theaterstücke aussuchte.

Einige unserer Freunde traten bis zu ihrem Abitur weiterhin mit dem Puppentheater auf und nahmen an zahlreichen Aufführungen teil. Und so begann die Zusammenarbeit des Theaters „Offene Augen“ mit Schulen in ganz Bielefeld. Dazu nahm es auch an verschiedenen Theaterfestivals teil und wurde zu Gastspielen in Deutschland, sowie nach Polen, Frankreich und Litauen eingeladen. Die meisten Theaterstücke wurden deswegen auch in mehreren Sprachen einstudiert.