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Janusz Stefański. Schlagzeugvirtuose und Mitbegründer des europäischen Jazz

Janusz Maria Stefański

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Janusz Maria Stefański
Janusz Maria Stefański

Musikinstitut und Galerie in Königstein
 

Einen festen Grundstock des Etats der Familie Stefański bildet auch der Schlagzeug-Unterricht, wofür das in der Schul- und Studienzeit in Krakau erworbene pädagogische Wissen und die vielen Workshop-Erfahrungen nützlich sind. Stefański arbeitet gern Lehrer. In diesem Zusammenhang entsteht 1987 gewissermaßen spontan seine Einrichtung unter dem Namen „Musik-Institut und Galerie“. Der Unternehmerfreund vermietet Janusz eine weitere Etage der Villa in der Limburgerstr. 22 in Königstein. Das Institut wird bis 1996 junge Schlagzeuger und Pianisten ausbilden sowie Jazzkonzerte und Kunstausstellungen veranstalten. Es wird zu einem wichtigen Ort des kulturellen Lebens des vermögenden, elitären Städtchens Königstein. In Stefańskis Galerie geben Künstler wie Tomasz Stańko Konzerte und es treten Gründer eines Berliner Kabaretts und Chansonsänger auf. Als der Hauseigentümer in den Räumen einen Weinhandel einrichten will, sucht Janusz keinen neuen Standort, sondern setzt seine Tätigkeit aus. 1987 vergrößert sich die Familie Stefański. Die zweite Tochter Julia kommt zur Welt.

Stefański ist für sein Engagement für polnische Themen bekannt. 1987 zählt er zu den Gründern eines rührigen, vitalen Frankfurter Vereins unter dem Namen „Das Ost-Westeuropäische Kulturzentrum ‚Palais Jalta‘“, der rasch Kultstatus erreicht. Dieser Hort freiheitlichen Denkens wird zum Anziehungspunkt für Vortragende aus Polen und anderen Ländern Europas sowie für Frankfurter Intellektuelle.

 

Europäischer Jazz
 

Bei alledem verliert Janusz Stefański nie aus den Augen, was für ihn am Wichtigsten ist: sein Leben als Musiker. Er ist eine der tragenden Säulen des europäischen Jazz und gibt Konzerte mit Heinz Sauer, Christof Lauer, Emil Mangelsdorff, Charlie Mariano, Karl Berger, Ken Werner, Carla Blay, Steve Svallow, Frank Tusa, Rick Rosie, David Friedman, Rashied Ali, Biob Degen, Woody Shaw, Jack Walwarth, Carlos Ward, Miroslav Vitous, John Tschicai und David Liebman.

Außerdem tritt Janusz Stefański als Bandleader auf. 1989 gründet er das „Janusz Stefański Trio“ (Vladislav Sendecki, Vitold Rek, Janusz Stefański) und das „Janusz Stefański Quartet“ (Christof Lauer, Vladislav Sendecki, Thomas Stabenow, Janusz Stefański). 1990 entsteht das „Stefański Project“ (Vladislav Sendecki, Tomasz Stanko, Christof Lauer, Miroslaw Vitous), 1993 das „Karolak-Szukalski-Stefański Trio“. Um das Jahr 2000 entsteht das Ensemble „Janusz Stefański JazzArt“.

Gleichzeitig spielt er in Formationen seiner Musikerkollegen John Tchicai, Heinz Sauer, Jürgen Wuchner und Leszek Żądło sowie ab 1992 im „Emil Mangelsdorff Quartett“. Seit dem Ende der 90er Jahre tritt die Formation jeden ersten im Monat im Holzhausen-Schlösschen auf, einer Kultureinrichtung, die im für Frankfurt typischen Vereins- bzw. Stiftungsgeiste wirkt. Im Laufe der Zeit stößt mit Vitold Rek ein weiterer polnischer Musiker zu diesem Quartett.

2009 tritt Janusz Stefański mit der „Polish Jazz Group“ auf, einer Formation, der überwiegend polnische Musiker angehören, die seit Jahren im Ausland leben. Sie besteht aus Jan Jarczyk aus Kanada, Andrzej Olejniczak aus Spanien, Dariusz Oleszkiewicz aus den USA und Zbigniew Wegehaupt aus Polen. 2009 und 2010 tourt die „Polish Jazz Group“ durch Polen, Frankreich, Kanada und die USA.

 

Jazzman und Professor
 

1993 stellt Janusz Stefański eine Zusammenarbeit mit der Johannes Gutenberg-Universität Mainz her, wird Dozent der Jazzabteilung und unterrichtet in den Fächern Schlagzeug, Jazz-Combo und Rhythmustheorie. Auf seine Tätigkeit als Lehrer legt er großen Wert, nachdem er die ersten pädagogischen Erfahrungen schon von 1966 bis 1968 an der Krakauer Staatlichen Musikschule (Państwowa Szkoła Muzyczna w Krakowie) gesammelt hatte. In den 70er Jahren stellte er sein Talent auf diesem Gebiet erneut unter Beweis, indem er als Lehrkraft an den Jazzwerkstätten in Chodzież wirkte. Von 1971 bis 1975 gehörte er zu den Mitbegründern dieser ältesten Einrichtung ihrer Art in Polen und Europa, die für ihr hohes künstlerisches Niveau und für ihre avantgardistische Atmosphäre bekannt war. Die Musiker experimentierten dort unter anderem in Fabrikhallen, die noch als solche betrieben wurden. Nach 2000 kehrt Stefański dann noch einmal als Dozent und deutscher Professor nach Chodzież zurück.

1980 dozierte Stefański auch anlässlich eines Internationalen Jazzseminar in Ungarn. 1982 leitete er den Schlagzeug-Unterricht beim Workshop in Püttlingen, 1988 in Heidelberg und von 1992 bis 1995 in Darmstadt. Von 2000 bis 2003 gehört er dem Lehrkörper der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main an. 2009 verleiht ihm die Gutenberg-Universität Mainz die Ehrenprofessur.

Die Diskografie von Janusz Stefański umfasst rund 70 Alben, wobei es kaum einen nennenswerten Jazz-Interpreten in Europa geben wird, mit dem Stefański nicht gespielt hätte. Er trat bei rund 150 namhaften Jazzfestivals auf und erhielt in Anerkennung seiner musikalischen Leistungen 2003 den angesehenen „Hessischen Jazzpreis“.