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Janusz Stefański. Schlagzeugvirtuose und Mitbegründer des europäischen Jazz

Janusz Maria Stefański

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Janusz Maria Stefański
Janusz Maria Stefański

Das Kriegsrecht und der Entschluss, abzuwarten
 

1981 kehrt Stefański voller Tatendrang nach Polen zurück. Er unterschreibt einen Dreijahresvertrag mit dem international bekannten „Vienna Art Orchestra“ und begibt sich auf eine Europatournee. Im Herbst 1981 macht das Orchester viele Aufnahmen in Deutschland. In Polen ist das die Zeit der Solidarność und einer leichten politischen Liberalisierung. Der Musiker erhält zum ersten Mal gemeinsam mit Ehefrau Ewa und Tochter Agata einen Reisepass. Ewa nutzt diese Gelegenheit, um deutsche Museen und Galerien kennenzulernen, während zugleich eine weitere längere Trennung vermieden wird. Die Familie kommt in Frankfurt zur Untermiete unter und alles entwickelt sich nach Plan. Janusz tritt oft mit dem avantgardistischen „Vienna Art Orchestra“ auf und wirkt an Plattenaufnahmen mit. Die kleine Agata besucht einen deutschen Kindergarten, um Deutsch zu lernen, während Ewa Museen besucht. So lief es jedenfalls, bis der 13. Dezember 1981 kam. In der berüchtigten Nacht spielt Janusz Stefański im berühmten Jazz Keller in Frankfurt. Hier erreicht ihn die Nachricht, dass in Polen das Kriegsrecht verhängt worden ist. Damit wurde sein Leben auf den Kopf gestellt.

Janusz und Ewa beschließen, die ungewisse Lage in Deutschland abzuwarten, lehnen aber die Beantragung politischen Asyls kategorisch ab. Sie haben ihre nächsten Verwandten in Polen und wollen sie unbehelligt besuchen können. Außerdem hat Janusz vor, als Musiker nach Polen zu fahren. Trotz alledem aber wird er auf die nächste Reise in seine Heimat rund zwölf Jahre warten müssen und sich erst 1993 zu den Jubiläumskonzerten des Jazzmusikers Zbigniew Namysłowski wieder dorthin begeben.

 

Schwierige Anfänge in Frankfurt
 

Als das Paar am 13.12.1981 beschließt, in Deutschland zu bleiben, hofft es, dass die Glückssträhne von Janusz weiterhin anhalten wird, zumal der Musiker dort seit Jahren Anerkennung genießt. Unterdessen stellt sich jedoch schnell heraus, dass seine Situation als Gast in Frankfurt eine andere war, als nun als Bürger der Stadt. Jedenfalls sahen viele seiner deutschen Kollegen zunächst nur den großen Konkurrenten in ihm. Der Vertrag mit dem „Vienna Art Orchestra“ ist seine einzige Rettung, da ihm nur selten, und zwar nicht einmal in Frankfurt, andere Spielmöglichkeiten angeboten werden. In seiner Verzweiflung scheut er auch nicht vor Gelegenheitsjobs zurück. Die junge Familie nimmt ihr Leben bei null wieder auf, nur mit dem Schlagzeug im Besitz, das sie im Tournee-Gepäck hatte. Viele Jahre später wird Janusz bei einem Empfang der Deutsch-Polnischen Gesellschaft im obersten Geschoss des Hochhauses der Dresdner-Bank in Frankfurt den verwunderten Gästen eine Anekdote erzählen, wie er Anfang der 80er Jahre zeitweilig an der Errichtung der markanten Bürotürme der Bank mitgewirkt habe. Es hatte schon gedämmert, als er Baustoffe mit dem Aufzug nach oben transportierte und der Lift plötzlich stehen blieb, weil Feierabend war. Glücklicherweise aber erinnerte man sich dann nach langen Minuten daran, dass da noch jemand in dem Fahrstuhl an der Hausfassade war ...

Vor diesem Hintergrund stellte sich schließlich heraus, dass die Familie auch in Frankfurt keine Bleibe mehr haben würde. Das auf vier Monate eingegangene Mietverhältnis lief aus. Die Suche nach einer neuen Wohnung blieb ohne Erfolg, bis aus heiterem Himmel ein befreundeter Unternehmer mit der Seele eines Künstlers auftauchte, der in einer Villa in Königstein eine Atelierwohnung hatte. Die Familie Stefański zieht dort ein und bleibt dem zauberhaften Städtchen im Taunus 22 Jahre lang verbunden.

 

„Polski Jazz Ensemble“
 

Anfang der 80er Jahre erhielt die Solidarność-Bewegung starke Unterstützung aus dem Ausland. Aus Deutschland rollt eine Welle humanitärer Hilfe auf Polen zu. Die Menschen schickten massenweise Pakete, während die Deutsche Bundespost auf das Geld für den Transport verzichtete. Diese Ereignisse sind fast für jeden Deutschen, den Janusz damals trifft, das alles beherrschende Thema. In dieser Zeit wird unter polnischen Musikern die Idee geboren, die Formation „Polski Jazz Ensemble“ zu gründen und einen Teil ihrer Konzertgagen für die Solidarność-Hilfe zu spenden. Neben Janusz Stefański gehören dieser Gruppe Leszek Żądło, Władysław Sendecki und Bronisław Suchanek an. Sie spielen ihre eigenen Kompositionen, während sich ihr Terminkalender füllt. „Polski Jazz Ensemble“ tritt unter anderem 1982 beim „Jazz Festival“ in Tel Aviv, 1983 beim „Jazz Festival“ in Wien, 1984 beim „2. Erlanger Jazz-Weekend“ sowie 1985 beim renommierten „Nord Sea Jazz Festival“ in Den Haag in Holland auf. Ihre Aufnahmen werden von vielen Radiosendern gespielt. Die Band geht auf Tour durch die Bundesrepublik Deutschland, Österreich, die Schweiz, Frankreich, Luxemburg und Israel. Sie nimmt auch eine Platte auf. Außerdem wurde sie gebeten, den Soundtrack für den von der OKO Film-Produktion gedrehten Film „Kaltes Fieber“ zu liefern. 1986 entsteht die Platte „Jazz & Lyrik aus Polen“. Die Gedichte polnischer Autoren in der Übersetzung von Karl Dedecius spricht der deutsche Schauspieler Gert Westphal. Diese LP wir von dem bekannten Musikjournalisten Joachim Ernst Berendt produziert.