Józef Piłsudski in deutschen Gefängnissen
„Davon zu träumen, die Arbeit aufgeben zu können, fiel äußerst schwer; das Essen war miserabel: Suppe, Graupen und ganz erbärmliches Brot, das man kaum schlucken konnte. Ich aß in Kantinen, weil das Kochen zu Hause mangels Brennstoff ausgeschlossen war. Butter und andere Fette gab es kaum. In den Läden gab es auch kein Mehl.“
In Magdeburg ereilte Piłsudski die traurige Nachricht vom Tod seines Bruders Bronisław in Paris, der viel auf Reisen war, als Ethnologe den Fernen Osten erforschte und früher in der Verbannung lebte. Damals begann er damit, seine Erinnerungen an die Zeit als Legionär aufzuzeichnen. Die Erstausgabe von „Moje pierwsze boje“ (Meine ersten Kämpfe) erschien 1925. Ende August 1918, als die deutschen Behörden beschlossen, Kazimierz Sosnkowski aus dem Magdeburger Militärgefängnis in die Festung zu verlegen, ging Piłsudskis quälende Einsamkeit zu Ende. Die beiden Männer verbrachten nun ihre Zeit mit Schach, Diskussionen und Spaziergängen außerhalb der Festungsmauern.
Sosnkowski erinnerte sich: „Nach dem Mittag gingen wir unseren Beschäftigungen nach: Der Kommandant schrieb damals an seinen Erinnerungen von den Schlachtfeldern der Zeiten der Legion. (…) Ich muss jedoch gestehen, dass wir öfter dem Schachspiel frönten. Dabei sorgte unsere gemeinsame Leidenschaft für die noble Unterhaltung bisweilen für leichte Misstöne zwischen uns.“
Die Haft glich nun eher einer Internierung mit Annehmlichkeiten. Sehr oft wurden Ausgänge in die Stadt unternommen, die für Besuche im Dom, im Museum, in Parks und zur Besichtigung anderer Sehenswürdigkeiten genutzt wurden.
Außerdem gestattete man Piłsudski auch, Essen in der Stadt zu bestellen. Der erste Lieferant war das Hotel-Restaurant im Magdeburger Hof (Alte Ulrichstrasse 4), später kam es aus dem Bierrestaurant Patzenhofer in der Bärstrasse 1. Die erhaltenen Belege aus dieser Zeit legen den Grund für den Wechsel der Küche nahe: die überhöhten Preise im Magdeburger Hof, dem der polnische Häftling für Gemüsesuppe mit Fleischeinlage und ein Abendbrot monatlich rund 700 Mark zahlte, während es im Patzenhofer nur 350 Mark waren. Die deutsche Regierung wandte für seine Verpflegung monatlich 250 Mark auf. Den Rest übernahm das Generalgouvernement Warschau, das dreimal Zuschüsse von 1.000 Mark gewährte. Weitere Gelder flossen Piłsudski von polnischen Parteifreunden zu, sodass er insgesamt über zehn Tausend Mark verfügte. Der Restbetrag von 1.445 Mark wurde ihm später trotz der Revolution vom deutschen Staat ausbezahlt.