Józef Piłsudski in deutschen Gefängnissen
Danzig, 23. – 29. Juli 1917
Józef Piłsudski und sein Stabschef, Oberst Kazimierz Sosnkowski, wurden am Morgen des 22. Juli 1917 in Warschau verhaftet. Damals waren die Beziehungen Polens zu Deutschland schon seit geraumer Zeit schlecht. Kaum zwei Wochen vor der Verhaftung war es zu der sogenannten „Eidkrise“ und zur Internierung der Soldaten der ersten und dritten Brigade der polnischen Legionen gekommen. Generalgouverneur Hans von Beseler teilte dem Provisorischen Staatsrat (Tymczasowa Rada Stanu) seinerzeit die Gründe für die Verhaftung Piłsudskis mit: Die von ihm angeführte Polnische Militärorganisation (Polska Organizacja Wojskowa, „POW“) hatte ihre Haltung geändert, wovon die deutsche Führung erfuhr, und wurde so zu einer großen Gefahr für den Frieden im Land und für die militärische Sicherheit der verbündeten Truppen, die jenseits der feindlichen Linien kämpften. Nach dem Ausbruch der Februar-Revolution in Russland setzte sich in Deutschland die Auffassung durch, dass es nicht mehr opportun sei, ein polnisches Heer zu bilden. Die Ostfront hatte ihr Bedrohungspotential verloren. Die rasche Beendigung des Krieges mit Russland schien sehr greifbar zu sein, sodass die weitere Unterstützung Polens keine Vorteile mehr versprach.
„Dieser Situation erfordert schnelles Handeln,“ stellte Beseler fest „die sofortige Unschädlichmachung beider Personen (Piłsudski und Sosnkowski). (…) Angesichts dieser Situation ist die Internierung dieser Personen als wirksame Anordnung zu betrachten.“[*]
Zugleich wurde damit begonnen, die Mitglieder der POW zu verhaften, was die Aktivitäten der Organisation für einige Monate lähmte.
Piłsudski und Sosnkowski wurden zunächst zum Wiener Bahnhof (Dworzec Wiedeński) in Warschau eskortiert und durchgängig bewacht. Der spätere Marschall Polens trug eine Uniform der polnischen Legion, Sosnkowski war in Zivil. Beide wurden in einem Zugabteil der zweiten Klasse untergebracht. Ziel der Überführung war die Stadt Danzig, die aus unbekannten Gründen auf einem Umweg über Posen angesteuert wurde. Nach einem kurzen Halt in der Hauptstadt Großpolens setzte sich die Reise fort. In Danzig trafen die Gefangenen in der Nacht des 23. Juli ein und wurden dort in das Untersuchungs- und Strafgefängnis (das Königliche Gerichtsgefängnis zu Danzig) an der Schiesstange 12 (heute: ul. Kurkowa) überführt.
Der damals diensthabende polnische Gefängniswärter, Jan Bastian, erinnerte sich, dass
„der Herr Marschall höflich, aber schweigsam war“, und dass die Deutschen ihn wie einen „General“ behandelten.
[*] Ins Deutsche rückübersetzt, da der Originalwortlaut nicht aufzufinden war.