Remigration oder Rückkehr? Als Ruhrpole zurück in die alte Heimat
Der Rückweg über Warschau
Die größte Hürde habe ich mir jedoch selbst auferlegt. Ich möchte als Pole in meine Heimat zurückkehren. D.h. mit der polnischen Staatsangehörigkeit und nicht mit der deutschen. Das ist mein tiefster und innerster Wunsch, denn als Ruhrpole bin ich auch Pole. Meine Frau hat die polnische Staatsangehörigkeit und unsere Töchter auch. Es ist mein Erstreben, dass wir eine komplett polnische Familie sind. Mein Urgroßvater verließ Orkowo als Pole, seine Eltern und Geschwister blieben dort. In Deutschland lebte er mit deutschen Papieren, seine Geschwister in Polen ab 1918 mit polnischen. War er deshalb weniger Pole? Heute habe ich Kontakt zu den Urenkeln der Geschwister meines Urgroßvaters. Alle leben in Polen, mit polnischen Papieren. Trotzdem haben wir die gleiche ethnische Herkunft.
Nach einer Rechtsberatung durch eine polnische Juristin, gibt es für mich im Prinzip nur den Weg über einen Abstammungsnachweis. Seit vielen Jahren betreibe ich genealogische Forschungen, daher fällt es mir leicht, meine Abstammung vorzulegen. Die Antragsstellung läuft über das polnische Konsulat in Köln, welches die Unterlagen zum Woiwodschaftsamt nach Warschau weiterleitet. Im Februar 2017 hatte ich einen Termin beim Konsul, um meinen Antrag zu stellen. Mit meinem Wunsch, Pole per Staatsangehörigkeit zu werden, löste ich ein großes Erstaunen aus, denn es sei eher üblich, dass polnische Staatsbürger die deutsche Staatsangehörigkeit anstreben. Ich übergab dem Konsul den Antrag und als Anlage eine Vielzahl von Geburts- und Heiratsurkunden, übersetzt durch eine vereidigte Übersetzerin.
Wochen und Monate vergingen. Im November 2017 erhielt ich dann einen Bescheid aus Warschau, mit der Aufforderung, weitere Nachweise zu erbringen. Da mir nicht ganz klar war, was fehlte, nahm meine Frau direkten telefonischen Kontakt mit dem Woiwodschaftsamt auf. Die zuständige Sachbearbeiterin war sehr freundlich, bemüht und hilfsbereit. Nachgefordert wurden originale amtliche Urkunden der Geburten und Eheschließungen meiner mütterlichen Linie oder beglaubigte Kopien. Des Weiteren ein Nachweis, dass mein Urgroßvater Józef Tomczak aus Orkowo, Kreis Śrem, Provinz Posen, ein Pole war.
Das ist eine lösbare Aufgabe. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Standesämter in Oberhausen, Bottrop und Śrem waren sehr zuvorkommend bei meinem Anliegen und haben mir in wenigen Tagen alle notwendigen Papiere zugestellt. Ältere Dokumente befinden sich im Archiv in Posen, Kalisz und Danzig. Diese liegen mir nun auch vor. Auch hier möchte ich die große Hilfsbereitschaft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erwähnen. Eine lückenlose mütterliche Abstammung polnischer Ethnie bis 1800 kann ich nachweisen. Alle vorliegenden Geburtsnamen und Ehepartner sind polnischer Herkunft, alle Geburtsorte vor 1900 befinden sich in Polen. Damit sollte die polnische Nationalität meines Urgroßvaters Józef Tomczak nachgewiesen sein.
Die Abgabefrist der weiteren Dokumente endet im Juni 2018. Mit bestem Wissen und Gewissen habe ich alles zusammengestellt. Die formelle Endscheidung, ob meine Familie polnisch war und ist, liegt jetzt in den Händen Warschauer Ämter.
Patrick Barteit, Februar 2018