Polnische Opfer der Berliner Mauer: Franciszek Piesik und Czesław Kukuczka

Franciszek Piesik (links) und Czesław Kukuczka
Franciszek Piesik (links) und Czesław Kukuczka, Aufnahmedatum unbekannt

Mindestens 139 Menschen verloren bei dem Versuch, die Berliner Mauer zu überwinden, ihr Leben. Unter Ihnen waren auch zwei Polen: Franciszek Piesik und Czesław Kukuczka. Die Liste der Todesopfer ist jedoch immer noch nicht verbindlich. Historiker stoßen immer wieder auf weitere, bisher unbekannte Todesfälle und unternehmen den Versuch, die Vorfälle zu rekonstruieren.

Die Berliner Mauer hat die Stadt das markantes Symbol des Kalten Krieges 28 Jahre lang geteilt. Sie wurde am 13. August 1961 errichtet und fiel am 9. November 1989. Die Entstehungsgeschichte der Berliner Mauer ist verbindet sich untrennbar mit der Teilung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg in vier Besatzungszonen: die sowjetische, die amerikanische, die französische und die britische. Die Stadt Berlin erhielt gemäß den Vereinbarungen der Alliierten einen Sonderstatus und wurde in vier Sektoren aufgeteilt. Die westlichen Stadtteile der Metropole kamen unter die Verwaltung Frankreichs, der Vereinigten Staaten und Großbritanniens, während die östlichen der Sowjetunion zufielen.

Die ersten Reisebeschränkungen zwischen den Zonen des geteilten Landes wurden direkt nach Kriegsende eingeführt. Mit der Zeit wurden sie schließlich immer rigoroser. Unter anderem führte man die sogenannte Interzonenpasspflicht ein und baute an der innerdeutschen Grenze Stacheldraht, Alarmanlagen und Grenzkontrollposten auf. Die wachsenden Spannungen zwischen der Sowjetunion und den Westmächten führten zu weiteren Verschärfungen der Ausreisebestimmungen. Dabei stellte für die Regierung der Deutschen Demokratischen Republik die stetig wachsende Zahl ihrer in den Westen verziehenden Bürger das größte Ärgernis dar. Schätzungen zufolge verließen seit der Gründung der DDR im Jahre 1949 bis zum Bau der Mauer rund 3,8 Millionen Menschen das Land, viele von ihnen über Berlin, da die Grenze dort lange Zeit offen blieb und der Personenverkehr zwischen dem Ostteil und dem Westteil der Stadt besonders schwer zu kontrollieren war.

Um den Exodus ihrer oft jüngeren, gut ausgebildeten Bürger zu unterbinden, beschloss die Regierung der DDR, die Mauer zu bauen, die dann die sowjetische Zone von den anderen Zonen Berlins trennte. Diese Pläne hielt man geheim. Das Ausmaß und die Vehemenz der Mittel haben die Alliierten seinerzeit völlig überrascht. In der Nacht vom 12. auf den 13. August 1961 wurden die Straßen und die Bahngleise, die in die westlichen Stadtteile Berlins führten, gesperrt. In den folgenden Wochen wurde der provisorische Stacheldrahtzaun durch eine Mauer von 156 Kilometer Länge ersetzt. Die endgültige Teilung der Stadt wurde Realität.

Auch wenn die Berliner Mauer die Fluchtversuche von Bürgern der DDR und anderer kommunistischer Staaten in den Westen wesentlich beschränkte, so reichte sie doch nicht aus, um sie ganz zu unterbinden. Laut Schätzungen gelang 5.075 Menschen von 1961 bis 1989 die Flucht. So viel Glück hatten aber nicht alle. Für mindestens 139 Menschen endete ihr Fluchtversuch tödlich. Unter den Maueropfern befanden sich auch zwei Polen.

In der Nacht des 15. Oktober 1967 überquert Franciszek Piesik, ein nicht mal 25jähriger Binnenschifffahrtskapitän, die Odergrenze zwischen der Volksrepublik Polen und der Deutschen Demokratischen Republik in einem Boot. Trotz einer sofort eingeleiteten Fahndung gelingt es den Grenzposten nicht, ihn zu stellen. Piesik erreicht die Grenzen Berlins. 

 

Mediathek
  • Gedenkstelle für Franciszek Piesik

    Detailaufnahme am Berliner Mauerweg
  • Gedenkstelle für Czesław Kukuczka

    Bernauer Straße in Berlin
  • Czesław Kukuczka mit seiner Schwester

    Aufnahme aus den 60er Jahren
  • Czesław Kukuczka spielt Trompete

    Aufnahme aus den 60er Jahren
  • Polnische Opfer der Berliner Mauer - Hörspiel von "COSMO Radio po polsku" auf Deutsch

    In Zusammenarbeit mit "COSMO Radio po polsku" präsentieren wir Hörspiele zu ausgewählten Themen unseres Portals.