„Polak w Niemczech“ (1925–1972). Das Presseorgan des Bundes der Polen in Deutschland
Die Zeit des Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg als Zäsur
„Offensichtlich muss man die Tatsache einsehen, dass wir in einer Periode gewaltiger Anforderungen und großer Veränderungen leben. Heutzutage gibt es keine gewöhnlichen, friedlichen Jahre – es ist noch zu früh für Jahre, welche die stürmischen Zeiten abschließen. (…) Und heute ist es bekannt, dass der Weltkrieg nicht das Ende gewesen ist, sondern nur der Beginn des Sturms.“[18]
Mit diesem unheilverkündenden Zitat wurde die erste Ausgabe des „Polak w Niemczech“ aus dem Jahre 1939 eingeleitet, welches nicht nur auf die zunehmend repressiven Aktionen des NS-Regimes im kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Leben der polnischen und weiteren Minderheiten des Reiches zurückblickte, sondern vielmehr auch vorausschauend eine bedrohliche Zukunft beschrieb. Bis zuletzt versuchte der Bund der Polen entgegen der Repressionspolitik des NS-Regimes und den stockenden Entwicklungen in der Minderheitenpolitik die kulturelle und politische Arbeit als Interessenvertretung deutscher Staatsbürger polnischer Nationalität und Sprache fortzuführen.[19] So organisierte der Bund der Polen in Deutschland 1938 zu dessen 15-jährigem Jubiläum den ersten Kongress der Polen, welcher am 6. März in Berlin abgehalten wurde (Bild 13).[20] Die Märzausgabe des „Polak w Niemczech“ aus dem Jahre 1938 rief eingehend zur Teilnahme an dem Kongress, dem bis dato einzigen seiner Art, auf (Bild 14–16):
„In der Hauptstadt des deutschen Staates werden die Repräsentanten von 1,5 Millionen der deutschen Staatsbürger polnischer Nationalität zusammenkommen. Und im Angesicht der ganzen Welt, die genau auf das polnische Volk im Deutschen Reich blickt, wird unser Kongress bezeugen: Unsere Staatsangehörigkeit ist deutsch, unsere Seele jedoch polnisch.“[21]
Der Kongress proklamierte zudem die fünf „Wahrheiten der Polen“ als wesentliches „Identifikationselement der polnischen Minderheit“[22] und war damit ein in seiner Art einzigartiges, identitätsstiftendes Ereignis für die in Deutschland ansässigen Polen und deren Nationalbewusstsein.
Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges kam die (Presse-)Arbeit des Bundes der Polen in Deutschland aufgrund der systematischen Beschlagnahmung und Schließung aller polnischen Einrichtungen und der Besitztümer des Bundes zum Erliegen. Etliche Mitglieder der Organisation wurden zudem durch das NS-Regime gefangen genommen und in Konzentrationslager deportiert.[23]
[18] Übersetzung aus dem Polnischen: Polak w Niemczech 1939 (1), S. 2.
[19] Vgl. Lehr, Helena / Osmańczyk, Edmund: Polacy spod znaku rodła, S. 9 ff.
[20] Vgl. Ruchniewicz, Krzysztof: Der erste Kongress der Polen in Deutschland 1938, in: https://www.porta-polonica.de/de/atlas-der-erinnerungsorte/der-erste-kongress-der-polen-deutschland-1938, zuletzt abgerufen am 19.06.2020.
[21] Übersetzung aus dem Polnischen, in: Polak w Niemczech 1938 (3), S. 2.
[22] Ruchniewicz, Krzysztof: Die „Wahrheiten der Polen“, in: https://www.porta-polonica.de/de/atlas-der-erinnerungsorte/die-wahrheiten-der-polen, zuletzt abgerufen am 19.06.2020.
[23] Vgl. Lehr, Helena / Osmańczyk, Edmund: Polacy spod znaku rodła, S. 13 f.; Vgl. Polak w Niemczech 1972, S. 26.