„Polak w Niemczech“ (1925–1972). Das Presseorgan des Bundes der Polen in Deutschland
Am 26. Januar 1924 organisierte der Bund einen Kongress der in Deutschland lebenden Minderheiten, an dem sich Polen mit Dänen, Sorben, Friesen und Tschechen zum „Verband der Nationalen Minderheiten in Deutschland“ zusammenschlossen, um gemeinsam für die Erfüllung von Minderheitenrechten durch die Weimarer Republik einzustehen. In dem Presseorgan jenes Verbandes, welches zunächst unter dem Namen „Kulturwille“, ab 1925 schließlich unter „Kulturwehr“ erschien, wurde sowohl über die Fragen der Minderheiten in Deutschland als auch über die zunehmende Nichtbeachtung der Minderheitenrechte ab den 1930er Jahren informiert.[14] Der „Polak w Niemczech“ berichtete über die Arbeit der „Kulturwehr“ und ergänzte diese seinerseits durch eigene Beiträge zur Minderheitenfrage in Deutschland. Als ein Beispiel dafür dient der in der Dezemberausgabe 1930 erschienene Artikel über einen Beitrag des Priesters Karol Koziołek zur Aufklärung in der Minderheitenfrage:
„Es sind die folgenden [Postulate der Polen in Deutschland; Anm. d. Verf.]: Nationalschulen, die Einstellung von Unterdrückung in jeglicher Form, eine Gleichstellung der polnischen Sprache und überhaupt die Ermöglichung einer freien kulturell-nationalen Entwicklung.“[15]
Schließlich gilt es noch die anti-kommunistische Einstellung des Bundes zu erwähnen: Insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg veröffentlichte der „Polak w Niemczech“ zunehmend Artikel, die sich gegen den Kommunismus und dessen Auswirkungen auf Polen aussprachen. So wird in den Berichten beispielsweise sowohl ein negativer Einfluss von Sowjetbürgern auf die polnische Gemeinschaft kritisiert als auch anti-jüdische Aktionen durch die Sowjets angeprangert (Bild 12):
„Es gibt immer mehr Sowjetbürger auf polnischem Terrain. (…) Die Sowjetbürger erschweren immer stärker das gesellschaftliche Leben in Polen auf vielfältige Weise: Ohne Unterbrechung ereignen sich Terror- und Gewaltakte an der friedlichen polnischen Bevölkerung. (…) Die Polizei steht in der Regel in allen solchen Ereignissen auf der Seite der Sowjetbürger und behandelt jegliche Selbstverteidigungsversuche als feindliche Aktionen gegen die ‚verbrüderte Nation der Sowjetunion‘ und verhaftet Polen anstatt die sowjetischen Randalierer. (…) Im Zuge der internationalen antisemitischen Aktionen der Kommunisten wendet die Warschauer Polizei spezielle Terroraktionen gegenüber jüdischen Familien an. (…) Die psychische Verfassung der Juden in Polen ist gegenwärtig so, wie es zuletzt zur Zeit Hitlers gewesen ist.“[16]
Die Verbandszeitschrift kommunizierte damit die katholisch-konservative und anti-kommunistische Ausrichtung des Bundes der Polen in Deutschland. Diese zeichnete sich durch eine enge Verbindung mit der Kirche und eine hingebungsvolle Arbeit gegen das Schwinden eines polnischen Nationalbewusstseins der in Deutschland lebenden Polen aus. Außerdem zeigte sie eine ablehnende Haltung gegenüber dem Bolschewismus und Kommunismus und nach Ende des Zweiten Weltkriegs gegenüber der kommunistischen Regierung in Polen.[17]
[14] Vgl. Ruchniewicz, Krzysztof: „Kulturwehr“, in: https://www.porta-polonica.de/de/atlas-der-erinnerungsorte/kulturwehr, zuletzt abgerufen am 19.06.2020.
[15] Übersetzung aus dem Polnischen, in: Polak w Niemczech 1930 (12), S. 8.
[16] Übersetzung aus dem Polnischen, in: Polak w Niemczech 1953 (1), S. 8.
[17] Vgl. Loew, Peter Oliver: Wir Unsichtbaren, S. 208 f.; Vgl. Polak w Niemczech 1972, S. 1 f.