„Polak w Niemczech“ (1925–1972). Das Presseorgan des Bundes der Polen in Deutschland
Interessenvertretung deutscher Staatsbürger polnischer Nationalität und Sprache
„Wir, die wir als deutsche Staatsbürger in Deutschland geblieben sind, müssen uns zur gemeinsamen Arbeit vereinigen, wenn wir unseren Nationalglauben, unsere polnische Sprache und unsere Heimatkultur nicht verlieren wollen.“[1]
So lauten die ersten Zeilen aus dem Aufruf des Bundes der Polen in Deutschland e. V. – dem am 27. August 1922 in Berlin gegründeten Zentralverband der in Deutschland ansässigen Polen. Der Aufruf wurde zusammen mit der Satzung des Bundes am 9./10. Dezember 1922 im „Dziennik Berliński“ (siehe Bild 1), der polnischsprachigen Berliner Tageszeitung, veröffentlicht, kurz nachdem der Bund am 3. Dezember als Verein anerkannt und in das preußische Register eingetragen wurde.[2] Unmittelbar nach dessen Gründung begann der Bund mit dem Werben um neue Mitglieder für die Organisation. Es galt, einerseits den Bund auszubauen und andererseits die vielen auf deutschem Staatsgebiet ansässigen Polen zu organisieren und vor dem deutschen Staat zu repräsentieren.[3] Die in der Zwischenkriegszeit in Deutschland lebenden Polen waren jedoch keineswegs eine homogene Gruppe, die gleichermaßen von den Ansichten und Zielen des Bundes überzeugt gewesen wäre. Zum einen kamen die Polen aus den Grenzgebieten im Osten (insbesondere Ost- und Westpreußen und Oberschlesien), zum anderen gab es noch die nicht minder bedeutsame Gruppe der Arbeitsmigrantinnen und -migranten, vornehmlich die als Ruhrpolen bezeichnete Bevölkerungsgruppe, welche etwa ab 1870 innerhalb des Deutschen Reiches in das Industrierevier an Rhein und Ruhr migrierte und dort zum Teil sesshaft wurde – die benannten Bevölkerungsgruppen differierten in ihrer Konfession, ihrem Nationalbewusstsein und insbesondere ihrem Verhältnis zum Deutschen Reich.[4]
In der auf die Initiative des Vorsitzenden des Bundes der Polen in den 1970er und 1980er Jahren, Edmund Forycki, erschienenen Monographie über die Vereinsgeschichte wird die Anfangszeit der Organisation in der Retrospektive als besonders schwierig beschrieben: Die Heterogenität der Polen in Deutschland und die zunehmende Rückkehr der Polen in den wiedergegründeten polnischen Staat Anfang der 1920er Jahre – insbesondere jener Personen, die zur intellektuellen Schicht und Leitung polnischer Organisationen in Deutschland gehörten – stellten den Aufbau des Bundes vor eine große Herausforderung.[5] Dementsprechend war die Einrichtung eines zentralen Pressewesens für den Bund der Polen in Deutschland von grundlegender Bedeutung für dessen zukünftige Arbeit.
[1] Übersetzung aus dem Polnischen, in: Dziennik Berliński 9./10.12.1922 (65), S. 1.
[2] Vgl. Lehr, Helena / Osmańczyk, Edmund: Polacy spod znaku rodła, S. 23; Vgl. Związek Polaków w Niemczech: Nasza Historia, in: http://www.zpwn.org/nasza-historia, zuletzt abgerufen am 16.06.2020.
[3] Vgl. Lehr, Helena / Osmańczyk, Edmund: Polacy spod znaku rodła, S. 7.
[4] Vgl. Loew, Peter Oliver: Wir Unsichtbaren, S. 131.