Kazimierz Odrobny
In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre stellten die Treffen des ZPU-Vorstands nur noch den schwachen Versuch dar, die Aktivitäten der früheren Jahre fortzusetzen. Der Vorsitzende handelte sich Vorwürfe ein, die Gebote der Satzung nicht zu erfüllen, während die Organisation ihre Führung dringen hätte neu besetzen und Mitglieder gewinnen sollen. Leider war Kazimierz Odrobny dagegen, „neue” Flüchtlinge aus der Volksrepublik Polen aufzunehmen, da er die Meinung vertrat, dass der ZPU vor allem von Vertretern der Kriegsflüchtlingen aufgebaut und entwickelt wurde. Dadurch verlor der ZPU in seiner Ägide kontinuierlich Mitglieder. Immer mehr Ortsgruppen wurden aufgelöst. Als die Feierlichkeiten zum 25. Jahrestag des Verbands anstanden, bot dieser Anlass eine gute Gelegenheit, ein Fazit der Arbeit der Organisation zu ziehen. Leider aber zögerte der Vorsitzende die Planung der Jubiläumsfeierlichkeiten so lange hinaus, bis sich die Veranstaltung erübrigte. Stattdessen hat er lediglich seine eigene Version seiner über zwanzigjährigen Verbandsarbeit unter Angabe der wichtigsten Verdienste des Verbands im Bulletin des ZPU publiziert. Daraufhin nahm er 1975 noch an der internationalen Konferenz „Polonia Jutra” (sinngemäß: Zukunft der Polonia) teil, um einen Vortrag zur Lage der polnischen Flüchtlinge zu halten, doch dieser Auftritt hatte keinen starken Effekt mehr auf sein weiteres Engagement. Ende der 1970er Jahre beschränkten sich seine Aktivitäten auf die Arbeit in internationalen Gremien (er wurde zum Vorsitzenden des ZAF gewählt) und auf die Leitung der damals im Niedergang befindlichen Strukturen der Endecja-Bewegung in der Bundesrepublik Deutschland. 1979 nahm er im Rahmen einer Pilgerfahrt von Polen aus der Bundesrepublik nach Rom an einer Privataudienz bei Papst Johannes Paul II teil. Anfang der 1980er Jahre war er nicht mehr in der Lage, den ZPU zu leiten, aber noch so bei Kräften, dass er der deutschen Presse Interviews gab, in denen er über die für die polnischen Flüchtlinge wichtigen Fragen und über die deutschen Entschädigungen für ehemalige KZ-Häftlinge sprach.
Kazimierz Odrobny starb am 13. September 1981 in Velbert. Er hinterließ eine Organisation, die aufgrund ungelöster Probleme und interner Querelen der jungen und der älteren Generation, von Befürwortern und Gegnern seiner Politik, von Usurpatoren und Widerständlern gegen die Vereinnahmung der Organisation am Rande ihres Untergangs stand. Ein Nachfolger wurde nicht mehr nominiert. Seine Beerdigung richtete der ehemalige ZPU-Sekretär Witold Szwabowicz aus, der im selben Haus in der Höferstraße 58 in Velbert wohnte. Die Not war so dramatisch, dass Szwabowicz gezwungen war, einen Teil der Bestattungskosten mit einem Bankkredit zu finanzieren. Den Rest entnahm er stillschweigend der Kasse des ZPU, ohne die Vorstandsmitglieder darüber zu informieren. Der Trauergottesdienst fand am 21. September 1981 in der St. Maria Rosenkranz-Kirche in Düsseldorf-Wersten statt. Bestattet wurde Kazimierz Odrobny wohl neben seiner Frau Zofia auf dem Friedhof in Düsseldorf-Eller, Werstener Feld 203. Nachkommen hat er nicht hinterlassen.
Łukasz Wolak, April 2018